SC Freiburg:Die Breisgau-Italiener

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Zwei Protagonisten des Siegs in München: Lucas Höler, links, und Nicolas Höfler. (Foto: Memmler/Eibner/Imago)

Mit dem ersten Sieg in München und dem Einzug ins Pokal-Halbfinale fehlt dem SC Freiburg nicht mehr viel, um die beste Saison der Vereinsgeschichte perfekt zu machen. Die Grundlage dafür ist eine taktische Meisterleistung.

Von Sebastian Fischer

Christian Streich war die vereinshistorische Dimension des Erfolgs offenbar gar nicht bewusst, bis er darauf angesprochen wurde. "Nie, nie, nie? Hat der Volker auch nie gewonnen?", fragte Streich, als er erfuhr, dass das 2:1 seiner Elf der erste Erfolg einer Mannschaft des SC Freiburg beim FC Bayern war. Auch Volker Finke, Coach in Freiburg von 1991 bis 2007, war das nicht gelungen. Seine berühmteste Mannschaft, die als Aufsteiger 1993 den Spitznamen "Breisgau-Brasilianer" verliehen bekam, schlug die Münchner zwar im Heimspiel mit 3:1 durch drei Tore von Uwe Wassmer. Auswärts verlor sie jedoch 1:3.

Um das Team von damals als das glorreichste der Vereinsgeschichte abzulösen, dafür brauchte es den Sieg im DFB-Pokal-Viertelfinale gegen die Bayern aber natürlich nicht. Das war schon durch die Erfolge der jüngeren Vergangenheit klar, den Einzug ins Pokalfinale in der vergangenen Saison, die ungeschlagene Gruppenphase in der Europa League in dieser Spielzeit. Erst gegen Juventus Turin schied der Sportclub aus. Im Pokal braucht es nun nur noch einen Sieg mehr für die Chance, es im Finale in Berlin besser zu machen als bei der Niederlage gegen RB Leipzig im Elfmeterschießen vergangenes Jahr. Und in der Bundesliga ist Streichs Mannschaft derzeit Tabellenvierter, was die erste Teilnahme an der Champions League für den Verein bedeuten könnte.

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"Wir hatten schon andere tolle Siege", relativierte Streich also pflichtgemäß. Aber selbst er musste zugeben, dass der Erfolg "etwas Besonderes" sei, was aus seinem Munde schon fast euphorisch klang. In jedem Fall war das 2:1 dazu geeignet, den Spitznamen in "Breisgau-Italiener" zu ändern. Denn es war eine Art Schwarzwald-Catenaccio, mit dem die Freiburger voller Hingabe und taktisch anspruchsvoll das 1:1 verteidigten, bis in der Nachspielzeit durch den Elfmeter von Lucas Höler der glückliche Siegtreffer gelang.

Oft versperrten sie das Tor mit einer Sechserkette, weil die defensiven Mittelfeldspieler Maximilian Eggestein und Nicolas Höfler sich in die Vierer-Abwehrreihe zurückzogen. Und die vier ständig Gegner an- und Räume zulaufenden Offensivspieler waren auch mehr als Verteidiger gefragt. Stürmer Höler versuchte gar, als eine Art Manndecker Joshua Kimmich am ruhigen Spielaufbau zu hindern. Dazu passte, dass das Bayern-Tor nach einem Eckball fiel, den Kimmich ausnahmsweise ungestört ausführen konnte.

Und doch wäre der Sieg niemals möglich gewesen, hätte Höfler den Ball in der 27. Minute nicht perfekt getroffen und aus der Luft von außerhalb des Strafraums in die Ecke geschossen. Jeder Torhüter der Welt wäre chancenlos gewesen. Und auch den Elfmeter holte der 33-Jährige heraus: Jamal Musiala wehrte seinen Schuss mit den Händen ab.

Für Höfler war es schon die neunte Reise nach München als Freiburger Profi, zweimal gehörte er nicht zum Kader. Er konnte also glaubwürdig davon erzählen, dass sein Team "sehr, sehr lange drauf hingearbeitet" habe, "hier mal in München zu gewinnen". Und was die Bundesligapartie am Samstag angeht, wenn der FC Bayern in Freiburg zu Gast ist, kann er auch Expertise vorweisen. Einen Heimsieg gegen die Bayern hat er schon miterlebt: ein 2:1 im Mai 2015.

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