Formel 1:Der rasende Alonso erfindet sich neu

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Der Meister und sein Schüler: Fernando Alonso (rechts) hat in der Königsklasse des Motorsports zweimal die Weltmeisterschaft gewonnen - Lance Stroll war von diesem Titel bisher weit entfernt. (Foto: Zak Mauger/Motorsport Images/Imago)

Mit 41 Jahren entdeckt Fernando Alonso eine neue Passion. Im Kämpferherz des zweimaligen Weltmeisters hat sich Gemeinschaftsgefühl breitgemacht: Er unterstützt seinen 17 Jahre jüngeren Teamgefährten Lance Stroll.

Von Elmar Brümmer

Kein Rennfahrername lässt sich momentan so schön brüllen wie dieser: Aloooooonsoooo! Mit 41 noch mal Mann der Woche in der Formel 1 zu sein, dass hätte sich der Asturier im grünen Auto von Aston Martin vermutlich nur in Träumen vorstellen können, als er vergangenen Sommer über Nacht zum Nachfolger von Sebastian Vettel bestellt worden war. Wobei man sich vorstellen kann, wie kühn der Branchensenior träumt. Zweiter im Regenchaos von Monte-Carlo, Dritter in der WM-Wertung mit nur zwölf Punkten Rückstand auf Sergio Perez und jetzt gleich das Heimspiel beim Großen Preis von Spanien. Der Fachbegriff für die Begeisterung heißt Alonsomania, nie mehr seit der großen Duelle mit Michael Schumacher Mitte der Nullerjahre war diese so ausgeprägt wie jetzt.

Der Zufall soll zur Bestimmung werden. Auf dem Circuit Barcelona-Catalunya hat Aston Martin die Boxengarage Nummer 33 zugewiesen bekommen, und dort steht natürlich Alonsos Rennwagen. Vor zehn Jahren hat der Ausdauer-Rekordler der Königsklasse an gleicher Stelle seinen Heimat-Grand-Prix gewonnen, es war sein 32. Sieg und bislang letzter Erfolg. Was wäre das für einer Steigerung: Viermal war er in dieser Saison schon Dritter, einmal Zweiter. Aber es müsste schon eine Menge zusammenkommen, damit das an diesem Wochenende klappt. Das Nachtrennen auf den Straßen Singapurs im September gilt als nächstbeste Möglichkeit für einen Triumph, und Alonso selbst fiebert auf 2024 hin, wenn alle technischen und personellen Maßnahmen bei seinem Team erst so richtig greifen dürften.

Trotz Aufbruchstimmung: Mit den besten Drei kann Aston Martin noch nicht mithalten

Der rasende Einzelgänger hat sich als Mentor neu erfunden, eine Rolle, die seinem Ego natürlich auch guttut. Wann immer es geht, verteidigt er Lance Stroll, seinen 17 Jahre jüngeren Teamkollegen, bei dem es noch nicht so richtig läuft. Tatsächlich hat sich im Kämpferherz so etwas wie ein Gemeinschaftsgefühl breit gemacht. Aber ganz ohne eigenes Interesse ist die Rechtfertigung nicht, denn der Sohn des Teambesitzers hält ihm wann immer möglich den Rücken frei.

Deshalb rechnet er auch mit allen Kritikern ab, die Aston Martin vorwerfen, in Monaco durch einen zweiten Reifenwechsel den möglichen Sieg verschenkt zu haben. Mit aller neu gewonnenen Leichtigkeit keilt er zurück: "Vom Sofa aus sieht alles einfach aus." Er kenne nun mal die Fakten besser, aber was ihn grundsätzlich stört, ist etwas ganz anderes: "Warum sehen in der Formel 1 alle immer nur das Negative?" Er selbst ist ja neuerdings beseelt von positiver Energie, was jedoch nichts am nötigen Realismus ändert.

An Red Bull Racing sei man trotz der guten Ergebnisse nicht näher herangerückt, und bei der anstehenden Upgrade-Offensive von Red Bull, Ferrari und Mercedes könne der Aufsteigerrennstall Aston Martin noch nicht mithalten: "Wir sind selbst überrascht worden, dass wir da vorne mitfahren können. Und die anderen legen ein hohes Entwicklungstempo vor. Aber wir bleiben bescheiden, versuchen sonntags das Beste draus zu machen." Diese Aussage allerdings ist ein altbekannter Alonso-Trick: er platziert so öffentlich die Botschaft an die eigenen Reihen, noch einen Zahn zuzulegen. Für Barcelona, wo er zum 20. Mal als Formel-1-Pilot auftritt, wurde der Wunsch bereits erhöht, Aston Martin bringt einen neuen Frontflügel. Aber den größten Unterschied wird wohl einmal mehr der Fahrer machen.

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