Honda in der Formel 1:Der nächste Beleg für den Boom

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Ist er 2026 noch dabei? Wenn das neue Reglement greift und Aston Martin mit Motoren von Honda fährt, ist Fernando Alonso 44 Jahre alt. (Foto: Jake Grant/Motorsport Images/Imago)

Honda kehrt 2026 in die Formel 1 zurück, vom Zusammenschluss mit Aston Martin dürften beide Partner profitieren - auch wenn der Motorenhersteller den Chefpiloten Fernando Alonso einst maximal frustrierte.

Von Anna Dreher, Monte-Carlo

Als die Formel 1 im vergangenen Sommer ihre Motoren-Regularien für die Zukunft vorstellte, war klar, worum es ging: ums Überleben. Für den Straßenverkehr hatten viele Automobilhersteller bereits die perspektivische Abkehr vom Verbrennungsmotor beschlossen. Und wer - wie die Formel 1 - ohnehin kritisiert wird fürs Im-Kreis-Fahren und innovationswillig ist, denkt über Veränderung nach.

Keinen Monat später saßen Mohammed Ben Sulayem, Präsident des Motorsportweltverbandes Fia, und Formel-1-Chef Stefano Domenicali beim Großen Preis von Belgien auf einer Pressekonferenz neben dem Audi-Vorstandsvorsitzenden Markus Duesmann und Audi-Entwicklungschef Oliver Hoffmann, die feierlich den Einstieg der Ingolstädter zur Saison 2026 verkündeten. Dann greift das neue Reglement mit einem deutlich erhöhten Anteil elektrischer Energie, nachhaltigem Sprit und einer angestrebten CO2-Neutralität ab 2030. Ben Sulayem sprach von einem "Meilenstein" für die Königsklasse. Im Februar verkündete dann auch Ford die Rückkehr nach mehr als 20 Jahren und lieferte den nächsten Beleg für den anhaltenden Boom der Motorsportserie.

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In dieser Woche hat sich der Tross in Monte-Carlo eingefunden. Und es gab zwar keine Pressekonferenz im Fürstentum zwischen Hochhäusern und Yachten, aber die Stimmung war ähnlich euphorisch wie damals in Spa-Francorchamps nach einer Nachricht, die auf der anderen Seite des Globus in Tokio verkündet wurde: Honda wird in drei Jahren als Motorenlieferant wieder mit vollem Engagement in einer Werkspartnerschaft mit Aston Martin dabei sein. Das große Interesse zeige, sagte Ben Sulayem nun, dass die Regularien "die richtige Balance treffen, um sicherzustellen, dass die Formel 1 an der Spitze der technologischen Innovation, Nachhaltigkeit und des Wettbewerbs bleibt".

Honda hatte sich eigentlich für Ende 2021 verabschiedet. Red Bull Racing wie auch dessen Schwesterteam Alpha Tauri mussten sich deshalb auf die Suche nach einem neuen Partner begeben. Ferrari, Mercedes und Renault waren von 2022 an erst mal die einzigen verbliebenen Motorenhersteller. Honda blieb lediglich in Form von technischer Unterstützung dabei - wobei die Lautstärke der stillen Partnerschaft höher gedreht wurde, das Honda-Logo ist wieder auf jenen Boliden zu sehen, mit denen Dauersieger Mercedes an der Spitze abgelöst wurde. Ironischerweise startete Hondas Erfolgswelle just in dem Moment, als das Unternehmen seinen Ausstieg verkündete: Max Verstappen holte sich 2021 und 2022 den Weltmeistertitel, Red Bull hat in dieser Saison fünf von fünf Grand Prix gewonnen.

"Wenn ich es immer noch genieße, werde ich weiterfahren", sagt Fernando Alonso

Für die neue Ära hatte sich Red Bull nach dem Honda-Aus mit einer eigenen Motorenfabrik unter dem Firmennamen "Red Bull Powertrains Limited" und in einer Liaison mit Ford neu aufgestellt, nachdem aus der geplanten Zusammenarbeit mit Porsche nichts geworden ist. Als sich Honda dieses Jahr wieder als Motorenhersteller bei der Fia eintragen ließ, waren es wiederum die Japaner, die sich einen neuen Partner suchen mussten. Die Kehrtwende begründen sie ähnlich wie Audi den Einstieg: Die eingeschlagene Richtung der Formel 1 entspreche den eigenen Vorstellungen, das auf Nachhaltigkeit ausgelegte Konzept sei attraktiv. "Wir glauben, dass das Wissen, das wir durch diese neue Herausforderung gewinnen, das Potenzial hat, direkt in der Serienproduktion von elektrischen Sportwagen angewandt zu werden", sagte Honda-Chef Toshihiro Mibe auf der Pressekonferenz.

Legendäre Inszenierung: 2015 in Interlagos stieg Fernando Alonso aus seinem McLaren und sonnte sich gelangweilt auf einem Campingstuhl. (Foto: imago sportfotodienst/Crash Media Group)

Damit engagieren sich von 2026 an Alpine (Renault), Audi, Ferrari, Honda, Mercedes und Red Bull Ford in der Formel 1, also sechs Motorenhersteller. Das gab es lange nicht mehr. Aston Martin wird seine Hybrid-Motoren (wie auch Getriebe und Hinterradaufhängung) durch die neue Kooperation künftig also nicht mehr als Kundenteam von Mercedes beziehen. Die Partnerschaft an sich läuft nicht schlecht. "Aber wir sind in der Formel 1, um sie zu schlagen. Sie selbst wollen auch gewinnen. Diese Ziele sind leider nicht vereinbar", sagte Aston-Martin-Geschäftsführer Martin Whitmarsh, die Abhängigkeit müsse beendet werden, um reüssieren zu können.

Der Anspruch ist gewachsen, der Rennstall will sich zu einem ernsthaften Titelkandidaten entwickeln. Teambesitzer und Milliardär Lawrence Stroll hat eine neue Fabrik und einen neuen Windkanal bauen lassen, Ingenieure von Red Bull und Mercedes wurden abgeworben. Die vergangene Saison beendeten die Briten als Siebte. Nun rangieren sie mit 102 Punkten hinter den unangefochtenen Red Bull (224) auf Platz zwei. Was vor allem an Fernando Alonso liegt, der in der Fahrerwertung Dritter hinter Verstappen und dessen Teamkollege Sergio Perez ist. Und natürlich braucht es einen fähigen Piloten, will man die WM gewinnen. Nur: Wenn Honda und Aston Martin 2026 gemeinsam an den Start gehen, wird der zweimalige Weltmeister 44 Jahre alt sein. Ob er dann noch dabei ist? "Ich weiß nicht, was ich 2026 mache", sagte Alonso am Donnerstag in Monaco. "Gerade fühle ich mich frisch, motiviert, immer noch schnell. Wenn ich es immer noch genieße, werde ich weiterfahren."

Dass in dieser Woche viel über ihn geredet wurde, hing aber viel mehr mit seiner Vergangenheit als mit seiner Zukunft zusammen - und seiner besonderen Beziehung zu Honda. Als er für McLaren fuhr, fehlte es den Honda-Motoren an Kraft, was den frustrierten Alonso zu Aussagen trieb, die längst legendär sind und jetzt natürlich wieder ausgegraben wurden. Beim Honda-Heimrennen in Suzuka 2015 überholte ihn der damals 17-jährige Verstappen im Toro Rosso, im Bezug auf eine der Nachwuchsserien rief Alonso: "GP2 Motor! GP2 Motor!", peinlich sei das, total peinlich. In Interlagos stieg er vor lauter Ärger aus seinem McLaren aus, schnappte sich einen Campingstuhl und sonnte sich demonstrativ neben der Strecke.

Damals ging viel zu Bruch. Honda aber zeigte sich nicht nachtragend. Aston Martin würde den Spanier eh gerne halten. Und Alonso selbst? Wieder mit Honda zu fahren, werde von seiner Seite aus überhaupt kein Problem sein: "Ich weiß, dass es letztes Mal nicht funktioniert hat 2015, 2016, 2017. Aber ich denke, sie haben bewiesen, dass sie jetzt ein über ein wettbewerbsfähiges Paket verfügen." So eine Partnerschaft, in der man nicht länger abhängig ist von einem anderen Werksteam wie Mercedes, sei "wahrscheinlich der einzige Weg, um sicher die Kontrolle deines Gesamtpakets zu haben", sagte er. "Aber das heißt nicht, dass Aston Martin nicht auch schon vor 2026 die WM gewinnen kann."

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