FC Bayern in der Champions League:Hexenkessel als Reiseattraktion

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Seine Arbeit wird in München mehr und mehr geschätzt: Trainer Hansi Flick. (Foto: Bongarts/Getty Images)
  • Der FC Bayern reist nach Belgrad, ist in der Champions League aber bereits für das Achtelfinale qualifiziert.
  • In der Abwehr muss Trainer Hansi Flick auf den bislang gesetzten David Alaba verzichten.
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Von Benedikt Warmbrunn, Belgrad

Joshua Kimmich hat den Ruf, immer alles besonders genau zu wissen. Er kann dafür recht wenig, er wird eben oft gefragt, und dann sagt er sehr klare, oft meinungsfreudige Sätze, die zeigen, dass er alles sehr gut verstanden hat. Und so war Kimmich auch am Montag, vor dem Abflug des FC Bayern nach Belgrad, bestens vorbereitet. Er berichtete von ersten Videostudien, für die er sich vor der Partie am Dienstag (21 Uhr/Sky) bei Roter Stern Belgrad Zeit genommen habe. Kimmich sprach aber nicht über taktische Details, über Standards oder andere Feinheiten im Spiel der Serben. Kimmich sprach über die Atmosphäre im Stadion Rajko Mitic.

Die Mannschaft habe schon "ein bisschen gesehen, wie die Stimmung da aussieht", berichtete Kimmich; die Fans von Roter Stern gelten als leidenschaftlich, ihre Mannschaft unterstützen sie mit fast schon infernalischem Eifer. Der stets gut vorbereitete Kimmich ließ sogar eine gewisse Vorfreude darauf durchblicken, dass er noch gar nicht wisse, wie sich dieses Temperament auf den Tribünen auf den Rasen überträgt, er sagte: "Aber ich lasse mich trotzdem ein bisschen überraschen." Dann fügte er hinzu: "Eine coole Stimmung nimmt man immer gerne mit als Spieler. Natürlich hoffen wir, dass wir die Stimmung ein bisschen bremsen können, indem wir ein gutes Spiel abliefern."

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Beim FC Bayern sind sie wieder mit so einem üppigen Selbstbewusstsein ausgestattet, dass sie sich den Luxus leisten können, ein paar Dinge nicht ganz genau wissen zu müssen. Einer Stimmung, die andere einschüchtern könnte, sehen sie entgegen wie einer touristischen Sehenswürdigkeit. Und so ist diese Reise nach Belgrad so etwas wie die endgültige Rückkehr zur Normalität, wie sie sie in diesem Klub kennen.

In Belgrad muss Flick hinten umbauen

Gerade einmal fünf Wochen liegt der jüngste innereuropäische Ausflug zurück, damals schleppte die Mannschaft eine tiefe Sinnkrise mit sich herum. Doch das Spiel in Belgrad ist das erste Auswärtsspiel in der Champions League unter Trainer Hansi Flick, der den FC Bayern in drei Spielen zu drei souveränen Siegen und somit aus Klubsicht zurück zur Normalität geführt hat. Bereits vor dieser Reise steht fest, dass das Team mindestens eine weitere Reise in dieser Champions-League-Saison antreten darf, sie ist vor den letzten beiden Gruppenspielen für die K.o.-Phase qualifiziert - und jeder weitere Sieg erhöht die Wahrscheinlichkeit, dass der Bis-Weihnachten-Trainer Flick vielleicht sogar bis zum Sommer das Team betreuen darf.

Ihm schadet dabei nicht, dass die Mannschaft seine Maßnahmen als dringend benötigte Stabilisierung versteht, gerade in der Defensive. In den letzten Wochen unter Flicks Vorgänger Niko Kovac hatte der FC Bayern regelmäßig zwei Gegentore kassiert - in den drei Partien unter Flick bislang kein einziges. Diese Null schätzen sie selbst in dieser prinzipiell offensivfreudigen Mannschaft. "Es ist wichtig für unsere Dominanz und Souveränität, dass wir wieder öfter zu Null spielen und sehr wenig Torchancen zulassen", sagte Kimmich, der neue Chef vor der Abwehr.

Bislang hat Flick auf personelle Experimente in der Defensive verzichtet, in Belgrad aber ist er zu Umbauten gezwungen. David Alaba, der zuletzt als linker Innenverteidiger überzeugt hatte, ist nicht mitgeflogen; seine Freundin und er erwarten ihr erstes Kind. Ersetzen wird ihn wohl ein alter Bekannter von Flick: der Innenverteidiger aus der Weltmeisterelf von 2014, Jérôme Boateng.

© SZ vom 26.11.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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