Düsseldorf im DFB-Pokal:Fortunas frecher Elfer

Lesezeit: 3 min

Ich war's: Christos Tzolis freut sich über seinen gechippten Elfmeter zum Düsseldorfer Halbfinaleinzug. (Foto: Stuart Franklin/Getty Images)

Christos Tzolis schießt Fortuna Düsseldorf nach einem zermürbenden Duell mit St. Pauli per Lupfer ins Pokalhalbfinale - dafür bekommt er aber Kritik vom eigenen Trainer.

Von Saskia Aleythe, Hamburg

Sein Schuss war 3,45 Millionen Euro wert, doch Christos Tzolis juckte das nicht. Wie sonst sollte man das deuten, was der Spieler von Fortuna Düsseldorf am Dienstagabend im Stadion von St. Pauli zeigte? Da ging es nun im Elfmeterschießen um den Einzug ins Halbfinale des DFB-Pokals und um verdammt viel Geld für einen Zweitligisten. Tzolis stand vor dem entscheidenden Schuss, um ihn herum lärmte die Südtribüne, die Heimfans pfiffen ihn aus.

3,45 Millionen Euro - und Tzolis chippte den Ball. Im Bogen flog er ins Tor.

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So ein Elfmeterschuss ist einer der frechsten Sorte, der Tscheche Antonin Panenka hatte ihn 1976 im EM-Finale berühmt gemacht. Christos Tzolis ist erst 22 Jahre alt, was auch schon ein Hinweis darauf sein könnte, warum er tat, was er tat. Sein Treffer zum 4:3 im Elfmeterschießen brachte Fortuna Düsseldorf schließlich das ersehnte Halbfinale, zum ersten Mal seit 28 Jahren, samt satter Millionenprämie. "Es war eines der verrücktesten Spiele meiner Karriere, daran werde ich mich immer erinnern", sagte Tzolis nach dem Spiel in die Mikrofone. Und warum nun genau dieser Schuss? "Es war der letzte Elfmeter. Normalerweise steht der Torhüter da nicht in der Mitte", sagte er. Die Fans feierten ihn.

Und trotz des Erfolges musste sich Tzolis nach der Partie von seinem Trainer noch einen Rüffel abholen.

Ein Lupfer beim Elfmeter? "Ich bin kein Freund davon", sagt Trainer Thioune

1:1 nach 90 Minuten, 2:2 nach 120: In der regulären Spielzeit hatten sich beide Teams schwer aneinander abgearbeitet, fand Fortuna-Trainer Daniel Thioune, viele Torchancen kamen nicht dabei heraus. Dass sein Team auch durch eine starke Defensive in die nächste Runde einziehen konnte, freute ihn "maximal", mit der Art des verwandelten Elfmeters seines Schützlings war er dann aber alles andere als zufrieden. Er hätte es lieber gesehen, wenn Tzolis den Ball mit einem knackigen Abschluss im Tor versenkt hätte. "Völlig unangemessen" fand Thioune den Lupfer, "ich bin kein Freund davon und finde auch nicht, dass das respektvoll dem Gegner gegenüber ist", sagte er im ZDF.

Das zeigte auch, welchen Charakter diese Partie gehabt hatte: Eigentlich war St. Pauli als Favorit in dieses Viertelfinale gegangen, die beiden Zweitligisten hatten dann aber lange auf Augenhöhe gespielt. Zweimal waren die Düsseldorfer in Hamburg in Führung gegangen, beim 1:0 per Elfmeter durch Vincent Vermeij in der 38. Minute und beim 2:1 durch Ao Tanaka in der 99. Minute. Doch St. Pauli meldete sich jeweils zurück, am spektakulärsten durch den Treffer von Carlo Boukhalfa in der Nachspielzeit der Verlängerung. "Wir hätten das Ding auch verlieren können", sagte Thioune später. Er hatte viel Empathie übrig für die Hamburger, die schließlich dramatisch scheiterten.

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Erstmals nach 28 Jahren erreicht die Fortuna im DFB-Pokal wieder die Runde der letzten Vier. Im Duell der Zweitligisten fällt die Entscheidung gegen den FC St. Pauli erst im Elfmeterschießen.

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St. Paulis Trainer Fabian Hürzeler musste in der Verlängerung mit Gelb-Rot auf die Tribüne, haderte danach aber zumindest öffentlich kaum mehr mit dem knappen Ergebnis. Für St. Pauli wäre es das erste Halbfinale seit 2006 gewesen. "Wir haben über 90 Minuten nicht das gespielt, was wir können. Es muss unser Anspruch sein, bessere Lösungen zu finden", sagte Hürzeler. Zu viele Fehler hatten dem Gegner die Partie leichter gemacht. Im Ligabetrieb ist St. Pauli noch ungeschlagen, das soll auch im anstehenden Spiel gegen Verfolger Greuther Fürth so bleiben: "Gute Mannschaften stehen nach genau solchen Niederlagen wieder auf", sagte Hürzeler.

Für Fortuna Düsseldorf geht der Weg nun im Pokal-Halbfinale weiter

Vor allem Marcel Hartel war zur tragischen Figur des Abends geworden: Der Kapitän vom FC St. Pauli hatte mit zwei Treffern erst vor wenigen Tagen das jüngste Aufeinandertreffen beider Teams in der Liga für die Hamburger entschieden, das konnte er am Dienstagabend nicht wiederholen. Zwar verwandelte er einen Strafstoß zum 1:1, im Elfmeterschießen versagten dem 28-Jährigen dann aber die Nerven gleich doppelt: Fortuna-Keeper Florian Kastenmeier konnte seinen Schuss abwehren, dann musste der Strafstoß wiederholt werden, weil Kastenmeier zu früh aus dem Tor gesprungen war. Doch auch beim zweiten Versuch scheiterte Hartel. Untröstlich zog er sich das Trikot über den Kopf, fast so, als wollte er sich vor den enttäuschten Blicken seiner Fans im ausverkauften Stadion verstecken.

Weil Kastenmeier im Elfmeterschießen auch gegen Maurides gehalten hatte, wurde er zu einem von Fortunas Helden an diesem Abend. "Verrückt" fand Torschütze Tzolis seine Paraden, "er ist so wichtig für uns." Für Fortuna Düsseldorf geht der Weg im Pokal nun in der Runde der letzten Vier weiter, 1979 und 1980 hatte sich der Verein den Titel gesichert. Im letzten Halbfinale 1996 scheiterte der Klub 0:2 am Karlsruher SC.

Tzolis selbst hatte sich übrigens freiwillig zum Schießen des letzten Elfmeters gemeldet, eigentlich war er für die dritte Position vorgesehen gewesen. "Das hat sich für mich einfach richtig angefühlt", sagte er. Und das konnte dann auch niemand bestreiten: Seine Gefühle trogen ihn an diesem Abend nicht.

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