DFB-Pokal:Düsseldorf bezwingt St. Pauli und steht im Halbfinale

Lesezeit: 3 min

Joshua Quarshie jubelt, nachdem seine Mannschaft zum ersten Mal nach 28 Jahren wieder ins Halbfinale des DFB-Pokals einziehen konnte. (Foto: Stuart Franklin/Getty Images)

Erstmals nach 28 Jahren erreicht die Fortuna im DFB-Pokal wieder die Runde der letzten Vier. Im Duell der Zweitligisten fällt die Entscheidung gegen den FC St. Pauli erst im Elfmeterschießen.

Von Saskia Aleythe, Hamburg

Im Pokal ist mehr Lametta, das kann auch schon für ein Viertelfinale gelten. Gelb und rot und blau glitzerte der Rasen am Dienstagabend im Millerntorstadion von St. Pauli, reichlich Schnipsel waren schon vor dem Anpfiff vom Stadiondach geflattert. Das war eine angemessene Kulisse für dieses Duell der Zweitligisten - es war schließlich klar, dass an diesem Abend in Hamburg etwas passieren würde, das beide Teams schon lange nicht mehr erlebt hatten. Am Ende zog dann, erstmals wieder nach 28 Jahren, Fortuna Düsseldorf ins Halbfinale des DFB-Pokals ein. Nach Elfmeterschießen.

Jubel auf fremdem Platz: Hier feiert Düsseldorfs Ao Tanaka (rechts) sein 2:1 in der Verlängerung. (Foto: Christian Charisius/dpa)

Es war eine Partie, die mit Lamettafußball lange wenig zu tun hatte, aber das ist auch nicht das Geschäft von Zweitligisten. Wenig Chancen, viele Zweikämpfe und einen dramatischen Schlusspunkt später waren es dann die Düsseldorfer, die nach ihrem finalen 4:3 im Elfmeterschießen freudetaumelnd durch die fremde Arena zogen. Erst mit der Verlängerung war ein offensiveres Spiel zustande gekommen, St. Pauli konnte sich in der Partie zweimal aus Rückständen befreien. Im Elfmeterschießen sorgte Düsseldorfs Torwart Florian Kastenmeier mit seinen Paraden schließlich für die Entscheidung.

Newsletter abonnieren
:Morgen im Stadion

Der besondere Blick der SZ-Sportredaktion auf den Bundesligaspieltag, jeden Freitag als Newsletter. Kostenlos anmelden.

Die Partie hatte erst nach 38 Minuten so etwas wie Würze bekommen, dank Düsseldorfs Vincent Vermeij: Unbedrängt lief er auf den Strafraum von Sascha Burchert zu, der Torhüter der Hamburger holte den Angreifer von den Beinen. Elfmeter gab es aber erst nach einer Überprüfung durch den Videoassistenten, ein zuvor fälschlich entdecktes Abseits wurde zurückgenommen. Zum fälligen Elfmeter trat Vermeij selbst an, Torhüter Burchert entschied sich fürs richtige Eck - musste sich aber dem präzisen Schuss des Düsseldorfers geschlagen geben.

In der Liga hatte am Samstag noch St. Pauli gewonnen

Das bislang letzte Aufeinandertreffen beider Teams war erst drei Tage alt gewesen, am vergangenen Samstag hatte St. Pauli die Düsseldorfer auswärts mit 2:1 geschlagen. Doch zum Kerngeschäft des Fußballs gehört es, die Spannung für alle Beteiligten hoch zu halten, oder zumindest so zu tun, als könnte drei Tage später alles auch wieder ganz anders ausgehen. So kam es dann auch. Doch schon bevor das Stadion das erste Mal in überschwängliche Emotionen ausbrechen konnte, musste Emmanuel Iyoha ausgewechselt werden (12. Minute), was den Gemütszustand der Fortuna trübte: Ist sie doch ohnehin gerade von Verletzungen geplagt, mehrere Leistungsträger fehlen Trainer Daniel Thioune.

Tabellenführer St. Pauli, in der Liga noch ungeschlagen, ging es im Angriff gemächlicher an. Verständlicherweise: Am Samstag waren die Spieler von Trainer Fabian Hürzeler 134,04 Kilometer gerannt, was nach Berechnungen findiger Statistiker einen Rekord in der zweiten Liga bedeutete. Von den Düsseldorfern weit in die eigene Hälfte gedrängt, zelebrierte St. Pauli in der ersten Halbzeit eine Art Lauerfußball mit Vorliebe fürs Kontern - was Johannes Eggestein irgendwann dazu nutzte, zentral vorm Strafraum frei aufs Tor zu zielen, womit Kastenmeier allerdings wenig Probleme hatte (26.). Kurz darauf verunglückte Oladapo Afolayan eine Flanke auf die andere Seite des Strafraums, insgesamt zerstörten fahrlässige Pässe ein flüssiges Spiel auf beiden Seiten.

Marcel Hartel trifft per Elfmeter für St. Pauli (lange vor dem Elfmeterschießen am Ende). (Foto: Stuart Franklin/Getty Images)

Durch den Rückstand kurz vor der Pause mussten die Hamburger mehr in die Offensive gehen, in der zweiten Halbzeit war es dann Philipp Treu, der nach einem Kontakt der zarteren Sorte mit Fortunas Ao Tanaka im Strafraum zu Boden ging und sich einen wohlwollenden Elfmeter abholte. Wie eine Kopie des ersten Strafstoßes verwandelte nun St. Paulis Marcel Hartel zum 1:1 ins linke Eck (60.). Auch hier hatte Kastenmeier den richtigen Riecher, kam aber nicht an den Ball heran.

Kapitän Hartel wurde schon vor der Partie von den Fans bei der Vorstellung als Fußballgott gefeiert, der 28-Jährige ist so etwas wie der Erfolgsgarant für die Hanseaten: In der Liga führt Hartel mit elf Toren und neun Assists die Scorerliste an. Hartel war es dann auch, der in der Verlängerung zum 2:1 hätte einnetzen können: Nach einem missglückten Pass von Joshua Quarshie zog er den Ball wenige Meter vorm Tor allerdings über den Kasten.

In der 99. Minute kann Burchert einen Fernschuss nicht festhalten

Im Gegenzug fiel der erneute Führungstreffer für die Gäste. Burchert konnte einen Fernschuss von Christoph Daferner nicht festhalten, Tanaka nutzte den Fehler und schob ein (99.). Im ausverkauften Stadion von St. Pauli lebte der Kampfgeist der fast 30 000 Fans noch einmal auf, der eingewechselte Carlo Boukhalfa rettete in der 121. Minute zum 2:2. Im Elfmeterschießen waren es schließlich Hartel und Maurides, die nicht verwandeln konnten. Und am Ende jubelte Düsseldorf.

© SZ - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

SZ PlusSt.-Pauli-Coach Hürzeler
:Auch auf dem Kiez immer ein Kicker bleiben

Mit 30 Jahren ist Fabian Hürzeler der jüngste Cheftrainer im deutschen Profifußball. In zehn Zweitligaspielen mit St. Pauli hat er zehn Siege eingesammelt. Über einen, der sein Team anders führt als die meisten.

Von Thomas Hürner

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: