Champions League:Mbappé tanzt im Scheinwerferlicht

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Entscheidende Aktion: PSG-Stürmer Kylian Mbappe schießt zum 1:0 ein. (Foto: Alain Joacard/AFP)

Paris verzweifelt bis in die Nachspielzeit hinein an Real-Torhüter Thibaut Courtois. Dann hat der von Madrid umworbene Kylian Mbappé seinen großen Auftritt - und öffnet das Tor zum Viertelfinale für PSG.

Von Javier Cáceres, Paris

Geld haben sie ja bei Paris Saint-Germain. Und sie lassen sich nicht lumpen. Unter keinen Umständen. Am Dienstag gastierte Real Madrid in der französischen Hauptstadt, und auch wenn der PSG-Präsident Nasser Al-Khelaifi kurz vor der Partie sagen sollte, dass die Beziehungen zu Real Madrid inexistent sind ("Warum sollte ich die Wahrheit verbergen", "ich glaube an einen Fußball, der für kleine Klubs zugänglich ist, sie nicht"), so hieß das nicht, dass man einen spendablen Gastgeber mimen würde.

Al-Khelaifi lud die Madrider Delegation rund um Vereinsboss Florentino Pérez ins Guy Savoy ein - ein Laden zwischen Pont des Arts und Pont Neuf, der bei Google zwar nur 4,5 von 5 möglichen Sternen bekommt, bei Michelin aber drei Sterne abgeräumt hat und entsprechende Preise berechnet. Die günstigste Vorspeise kostet 130 Euro, der Preis fürs Menu de dégustation beläuft sich auf 480 Euro. Immerhin trinkt Madrids Boss Pérez, ein Abstinenzler, bloß Coca-Cola light. Das hatte etwas Vorausahnendes. Denn als sich am Abend die hochdekorierten Mannschaften von PSG und Real Madrid auf dem Rasen des Prinzenparkstadions trafen, kam es zu einer Partie, die bis kurz vor Schluss ohne die Würze der Tore auskommen musste. PSG siegte am Ende, spät und verdient, mit 1:0. Das Tor erzielte der Mann, der einen Zankapfel zwischen Madrid und Paris darstellt und dazu beitrug, dass das Ambiente beim Essen kühl blieb: Kylian Mbappé, der in der Nachspielzeit traf.

Mbappé verbreitete von Beginn an Schrecken unter den Madrilenen

PSG machte dem Vereinsmotto von Beginn an alle Ehre. "Ici c'est Paris", lautet es, es soll einschüchternd und stolz klingen. Die Franzosen attackierten ihre Gäste aus der spanischen Hauptstadt und waren davon beseelt, ihren Gegner an den eigenen Strafraum zu drängen. Bei jedem Ballkontakt hatten Luka Modric und Toni Kroos einen Wadenbeißer an den Haxen, der Dreiersturm um den soeben genesenen Kapitän Karim Benzema hing in selten gesehener Weise in der Luft. Dazu kam, dass Mbappé, der von Real Madrid (und dessen Präsident Pérez) umschwärmte französische Stürmer, sofort Schrecken verbreitete. Nach fünf Minuten schüttelte er Madrids Rechtsverteidiger Carvajal ab und passte in die Mitte; Ángel Di María zog aus zentraler Position übers Tor. In der 18. Minute stand Mbappé selbst nach einem fein gelupften Pass von Lionel Messi allein vor Madrids Torwart Thibaut Courtois, doch der Belgier blockte den Schuss. Danach hielt die Dominanz der Franzosen an. Doch Nachrichten von Belang gab es bis zur Pause nur noch zwei.

Erstens, dass der defensive Mittelfeldspieler Madrids, der Brasilianer Casemiro, in der 37. Minute wegen eines Fouls an Paredes die gelbe Karte sah und deshalb - wie Linksverteidiger Mendy - gesperrt fürs Rückspiel ausfallen wird. Zweitens, dass die Spanier unmittelbar vor dem Halbzeitpfiff nach einer Ecke von Toni Kroos noch gefährlich vors Tor der Pariser kamen. Ein Kopfball von Casemiro strich knapp am linken Pfosten vorbei.

Die Frage, die der stramme Wind durch das vollbesetzte Prinzenparkstadion trug, war: Entspricht die Passivität der Madrilenen dem Drehbuch von Trainer Carlo Ancelotti?

Nach der Pause tat Real Madrid einen Schritt nach vorn. Doch wieder war es Mbappé, der die Madrilenen daran erinnerte, dass es ein Gefühl namens Angst gibt. Nach einer Reihe von Kurzpässen landete der Ball beim Stürmer, der aus 14 Metern einen flachen Drehschuss abgab - und Courtois zu einer mirakulösen Parade zwang. Madrid hatte dem zunächst nicht viel mehr entgegenzusetzen als den Distanzschuss von Toni Kroos, der übers Tor strich. Dann aber kam der große Auftritt von Courtois.

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Nach einem Pass von Messi in die Tiefe war Mbappé in Richtung Grundlinie durchgebrochen. Doch Rechtsverteidiger Carvajal fuhr ohne rechte Not das Bein aus, Mbappé stürzte, Schiedsrichter Orsato zeigte auf den Elfmeterpunkt. Den Ball schnappte sich Messi, der als Spieler des FC Barcelona 26 Tore gegen Real Madrid erzielt hatte. Sein Schuss aber war dramatisch schlecht, viel zu unplatziert, unglücklich wie sein gesamter Auftritt, der nur ein Schatten früherer Darbietungen war. Courtois tauchte ab und parierte den Strafstoß, hielt Madrid im Bois de Boulogne am Leben.

Kurz danach kam der seit Ende November verletzte Neymar Jr. für Paris. PSG hatte damit seinen sündhaft teuren Dreizack-Sturm beieinander. Neymar sorgte für ein paar Halbchancen, doch die Lichtkegel blieben auf Mbappé gerichtet, der in der 77. Minute aus spitzem Winkel knapp am Tor vorbeischoss. Erst danach machte Real Madrid Anstalten, das Spiel in die Hälfte von PSG zu verlagern - unter Mithilfe der 100-Millionen-Einkäufe Eden Hazard und Gareth Bale, die spät eingewechselt wurden. Doch dann kam in der Nachspielzeit Mbappé, tanzte sich durch zwei Verteidiger hindurch und schoss flach unter Courtois ein. Zum 1:0-Sieg, der PSG das Tor zum Viertelfinale nicht weit, aber erkennbar öffnet.

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