Bundesliga: Die Sonntagsspiele:Bayer siegt mit Ballack

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Leverkusen gewinnt gegen Mainz mit 1:0 und festigt den zweiten Platz - Trainer Heynckes überrascht mit einer Rochade in der Startaufstellung. Der VfB Stuttgart arbeitet sich mit einem Sieg bei St. Pauli weiter unten raus. Der entscheidende Treffer fällt erst kurz vor Schluss.

Seine erste spannende Szene besaß das Bundesliga-Topspiel des Sonntags bereits eine halbe Stunde vor dem Anpfiff. Denn da wurde im Mainzer Bruchwegstadion die Aufstellung für die Partie des FSV gegen Bayer Leverkusen bekannt, und in der Zettelspalte mit der Gästemannschaft stand unübersehbar: "Nummer 13, Michael Ballack". Ballack würde also spielen, aber es dauerte dann bis 15.30 Uhr, bis die nächste spannende Frage gelöst war: Wo würde er spielen?

Er spielte und Bayer gewann: Mit Michael Ballack schlug Leverkusen Mainz 05 mit 1:0. (Foto: dapd)

Um 15.30 Uhr war klar: Bayer-Trainer Jupp Heynckes - der, wie man inzwischen weiß, kein Verfechter der Ballack-Verpflichtung war - reichte seinem Star etwas überraschend die Hand, indem er extra für ihn die Elf umbaute: Kapitän Simon Rolfes blieb auf der Bank, Lars Bender übernahm die zentrale defensive Rolle allein. Arturo Vidal, mittig eigentlich am besten besetzt, räumte die Zentrale und rückte auf die linke Halbposition, Ballack auf die rechte. Und Heynckes hat damit keineswegs alles falsch gemacht, denn mit Ballack - der durchspielte - siegte Bayer 04 dank eines fulminanten Distanzschusses des Brasilianers Renato Augusto nicht unverdient 1:0 (0:0).

Bayers neunter Auswärtserfolg

Anfangs tat sich der Tabellenzweite lange schwer mit der neuen Architektur in seinem Spiel. Das Vollblut Vidal wurde zentral vermisst, er wirkte links gelegentlich etwas verschenkt. Ballacks Auftreten war insgesamt diskret, überhaupt fiel es den Leverkusenern in dieser wichtigen Partie gegen einen Verfolger nicht leicht, im Duell mit den aggressiven Mainzern ihre spielerische Linie zu finden. Zum Trost durfte die Bosse auf der Tribüne registrieren, dass sie für die kommende Saison alles richtig gemacht haben: Nationalstürmer André Schürrle, ab Juli ein Leverkusener, zählte wieder zu den gefährlichsten Mainzern.

Nach einer Stunde erhöhte Bayer04 den Druck, und Stefan Kießling hatte die Führung auf dem Fuß, doch sein schwacher Schuss brachte Keeper Christian Wetklo nicht in Bedrängnis (64.). Danach war Schürrle so freundlich, nicht die Champions-League-Aussichten der Gäste und damit seine eigenen zu verschlechtern: Aus vollem Lauf schoss er hoch übers Tor (69.). Das Tor des Tages erarbeitete sich Augusto dann mit großer List: Er tauchte nach einem Abspiel von Torwart Wetklo aus dessen Schatten auf, luchste Verteidiger Bo Svensson den Ball ab - und jagte ihn aus rund 20 Metern zum neunten Auswärtssieg ins Netz (82.).

"Das war ein Big Point", freute sich Torwart René Adler, Sportchef Rudi Völler meinte mit Blick auf das unglückliche 2:3 unter der Woche im Europacup gegen Villareal: "Das hat schon weh getan, die Mannschaft hat eine tolle Antwort gegeben." Und was sagte Heynckes über seine Idee, Ballack aufzustellen? "Irgendwann muss er ja mal spielen", entgegnete er, "dafür ist er verpflichtet worden."

Bundesliga: 26. Spieltag
:Tag der kuriosen Tore

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Lange sah es in Hamburg nach typischem Abstiegsfight aus: Der VfB Stuttgart kämpfte, St. Pauli rackerte und so richtig elegant wirkte es alles nicht, was beide Teams da boten. Doch am Ende gab es einen glücklichen Sieger - mit seinem ersten Bundesliga-Tor hat Sven Schipplock dem VfB ein großes Geschenk bereitet. Der Angreifer traf am Sonntagabend fünf Minuten nach seiner Einwechslung in der 88. Minute zum 2:1-Sieg der Schwaben beim FC St. Pauli.

Und dann kam Schipplock: Ein spätes Tor des eingewechselten Angreifers (Mitte) sicherte dem VfB Stuttgart ein 2:1 gegen St. Pauli. (Foto: dpa)

Die Mannschaft von Trainer Bruno Labbadia kletterte mit 28 Punkten auf den 13. Tabellenplatz der Fußball-Bundesliga, die punktgleichen Hamburger rutschten nach der vierten Niederlage in Serie auf den Relegationsplatz. Vor 24.487 Zuschauern im ausverkauften Millerntor-Stadion schoss Fabian Boll (19. Minute) die Gastgeber in Führung, Zdravko Kuzmanovic (24.) und Schipplock (88.) trafen für die Stuttgarter. Vor allem die Gastgeber erfreuten sich vom Anpfiff weg am neu verlegten Rasen im Millerntor-Stadion und demonstrierten Tempo und Spielfreude.

In einer unterhaltsamen ersten Halbzeit bestimmten sie auch zunächst das Geschehen und gingen durch Bolls Treffer im Fallen nach langem Pass von Fin Bartels verdient in Führung. Nach 0 Punkten und 0:8 Toren aus den vergangenen drei Begegnungen (0:2 in Dortmund, 0:1 gegen Hannover und 0:5 in Nürnberg) endlich wieder ein Pauli-Tor! Die Antwort des VfB ließ nicht lange auf sich warten. Nachdem die Schwaben in der Anfangsphase noch große Probleme mit der im Vergleich zur Nürnberg-Pleite auf vier Positionen veränderten Pauli-Elf hatten, wirkte der Gegentreffer als Weckruf.

Erst scheiterten Shinji Okazaki (22.) und Tamas Hajnal (23.) am gut reagierenden Hamburger Torwart Thomas Kessler, dann zog der serbische Nationalspieler Kuzmanovic aus 30 Metern ab - und traf zum verdienten 1:1-Ausgleich. VfB-Verteidiger Georg Niedermeier hatte per Kopfball aufs kurze Eck eine weitere Chance (32.), dann war es mit dem Stuttgarter Sturmlauf schon wieder vorbei. Bis zum Halbzeitpfiff von Schiedsrichter Thorsten Kinhöfer (Herne) erlebten die Zuschauer nur noch eine aufregende Szene, als Kapitän Gerald Asamoah im Strafraum per Direktabnahme gegen die Unterkante der Latte schoss, der Ball aber von der Linie wieder ins Feld zurücksprang (34.).

"Spielerisch war das zu wenig, da ist noch viel Luft nach oben. Insgesamt muss von der Mannschaft mehr kommen", sagte VfB-Sportdirektor Fredi Bobic zur Pause im TV-Sender Sky. Doch wieder verschliefen die Gäste die Startphase. Bei einem Schuss von Bartels aus 25 Metern hatte VfB-Torwart Sven Ulreich große Mühe (49.). Mit der Hereinnahme von Timo Gebhart für den enttäuschenden Angreifer Pawel Pogrebnjak (63.) bescherte Stuttgarts Coach Bruno Labbadia dem Spiel seiner Elf einen dringend nötigen Impuls. Kuzmanovic prüfte mit einem Freistoß den starken Kessler (66.), der VfB drängte auf den Siegtreffer und wollte mehr als den einen Punkt - Schipplock war mit dem Last-Minute-Treffer der Matchwinner.

© SZ vom 14.03.2011/dpa - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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