TV-Rechte der Bundesliga:Wie viele Abos braucht man diesmal?

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Sky-Moderator Sebastian Hellmann und Experte Lothar Matthäus. (Foto: imago images/ActionPictures)
  • Die Deutsche Fußball-Liga DFL hat die Ausschreibung zum Erwerb der Medienrechte für die Fußball-Bundesliga für die Zeit von 2021/22 bis 24/25 abgekündigt.
  • Für die Rechte-Pakete kommen ungewöhnlich viele Anbieter in Frage. Auch deswegen rechnen die Klubs mit einer weiteren Einnahmensteigerung.
  • Wie viele und welche Abos der Fußball-Fan zukünftig braucht, ist unklar. Ebenso, ob es die Sportschau in der aktuellen Form noch geben wird.

Von Martin Schneider

Die Mopsfledermaus ist bisher in der Welt des Fußballs nicht groß aufgefallen, es gibt keinen Verein, der sie als Maskottchen hätte, noch nie wurde ein Tor durch ein vorbeifliegendes Exemplar verhindert, und selbst in der oft blumigen Sprache dieses Sports ("Du hast doch einen Antritt wie eine Mopsfledermaus!") kam dieses zur Familie der Glattnasen gehörige Tier bisher nicht vor. Es ist also unklar, warum Christian Seifert ausgerechnet diese Spezies als Beispiel verwendete, um eine der größten Ängste des deutschen Fußballfans auszusprechen.

"Im Gegensatz zur Mopsfledermaus", sagte Seifert vor Kurzem bei einem Kongress, "steht die ARD- Sportschau nicht unter Naturschutz."

Wer nicht unter Naturschutz steht, der kann auch aussterben, und es sind solche Andeutungen, die gerade mal wieder durch die sogenannte Branche fliegen und bei denen man sich fragt, ob sie tatsächlich ernst gemeint sind oder nur Verhandlungstaktik, um auch den letzten Euro aus dem deutschen Fußball rauszuholen.

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Bayern-Boss Karl-Heinz Rummenigge rechnet mit einem "Schritt nach oben"

Denn seit dieser Woche ist die Goldgräberzeit wieder offiziell eröffnet, die im Fußball ein wenig umständlich "Ankündigung der Ausschreibung nationaler Medienrechte für die Zeit von 2021/22 bis 2024/25" heißt. Von jetzt bis vermutlich Mitte Mai wird also gepokert, wer in diesem Zeitraum die Bundesliga wie überträgt. Welche Pay-TV-Sender und welche Streamingdienste strahlen welche Begegnungen live aus? Wie viele verschiedene Abos braucht der Fan diesmal? Wie viele Milliarden bringt das ein? Und bleibt die ARD-Sportschau in ihrer jetzigen Form erhalten?

Seifert ist dabei eine der wichtigsten Persönlichkeiten. Er ist Chef der Deutschen Fußball-Liga DFL, in der sich alle 36 deutschen Profiklubs zusammengeschlossen haben, und damit quasi der Chefverhandler. Bei der letzten Ausschreibungsrunde kassierten die Vereine 1,2 Milliarden Euro pro Saison, und weil es im Fußball in Sachen Geld nur eine Richtung zu geben scheint, sollen es diesmal natürlich mehr werden. Zwar erwarten Experten keinen Riesensprung wie bei der letzten Ausschreibung (von 2,51 auf 4,64 Milliarden). Aber weil es so viele mögliche Bewerber wie noch nie gibt, rechnet zum Beispiel Bayern-Boss Karl-Heinz Rummenigge schon mit einem "Schritt nach oben".

Mögliche Interessenten sind die bisherigen Rechteinhaber, der Pay-TV Sender Sky und der Streamingdienst Dazn, dazu könnte Amazon, das vor Kurzem überraschend Teile der Champions-League-Rechte ab 21/22 erworben hat, in den Poker einsteigen. Auch ein Mitbieten der Telekom, die sich die Rechte für die Europameisterschaft in Deutschland 2024 gesichert haben, scheint denkbar, dazu kommen weitere Konzerne wie Netflix, Apple, Disney oder Google.

Das Kartellamt beaufsichtigt die Auktion

In einem Interview mit der Welt am Sonntag hatte Seifert kürzlich gesagt, er würde gern ein Abo-Chaos vermeiden. "Wenn man drei Abos benötigt, um die Bundesliga komplett zu konsumieren, würde das die Schwelle des Erträglichen aus unserer Sicht stark strapazieren", meinte Seifert, fügte jedoch hinzu: "Aber das entscheiden wir nicht allein." Das Bundeskartellamt beaufsichtige die Auktion, und an dessen Vorgaben müsse man sich halten.

Die FAZ hatte nämlich vor einigen Wochen berichtet, dass die Behörde darauf bestehe, dass nicht ein Anbieter alle Pakete alleine erwerben könne. Auch dürfe die Bundesliga nicht ausschließlich im Internet übertragen werden, ebenso nicht alleine von einem Fernsehsender. Insgesamt soll es vier Rechtepakete für die Liveübertragungen geben, aufgeteilt nach Konferenz/Einzelspielen und nach den verschiedenen Sendeterminen von Freitag bis Sonntag.

Und damit zur Sportschau. Eine zeitnahe Berichterstattung im frei empfangbaren Fernsehen wird es weiterhin geben. Nur ob diese von der Sportschau durchgeführt wird, das ließ Seifert mit seinem Mopsfledermaus-Vergleich eben offen. Zwar sagte er, dass er mit der Sendung sehr zufrieden sei, sie seiner Meinung nach aber noch mehr Potenzial habe. Vor allem im digitalen Bereich. Die Sportschau, die samstags ab 18:30 Uhr die Zusammenfassung der Bundesligaspiele ausstrahlt, erreicht zwar immer noch konstant um die fünf Millionen Zuschauer, verliert aber auch zunehmend Marktanteile in der sogenannten werberelevanten Zielgruppe der 14 bis 49-Jährigen. Rechte, um die Spielzusammenfassungen auch online in der Mediathek zu präsentieren, hat die ARD nicht.

Überhaupt wandert der Fußball zunehmend vom öffentlich-rechtlichen Rundfunk ab. RTL schnappte sich die EM-Qualifikationsspiele der deutschen Nationalmannschaft, und die Champions League ist schon seit vergangener Saison nicht mehr live im ZDF zu sehen. Immerhin werden die kommende EM und WM live in ARD und ZDF übertragen. Vertreter der Öffentlich-Rechtlichen verweisen darauf, dass die Rechte schlicht zu teuer werden, um sie mit Gebührengeldern zu erwerben. Die Entwicklung sehen mittlerweile aber auch manche Vereinsvertreter kritisch, weil durch die zunehmende Ausstrahlung im Pay-TV insgesamt weniger Zuschauer einschalten, was wiederum den Sponsoren nicht gefällt.

"Jetzt stehen sie nackt da", sagt Rummenigge

Noch mehr als die Sportschau steht aber Sky unter Druck. Nachdem der Sender beim Bieten um die Champions League Amazon und mutmaßlich Dazn (das Unternehmen hat den Erwerb der Rechte bisher nicht offiziell bestätigt) unterlag, braucht das Urgestein unter den Pay-TV-Fußballsendern umfangreiche Bundesligarechte mehr oder weniger zum Überleben.

"Bei der Champions-League-Ausschreibung ist etwas passiert, womit keiner gerechnet hat, dass Sky völlig leer ausgeht", sagte beispielsweise Rummenigge kürzlich beim Kongress Spobis und fügte recht schonungslos an: "Jetzt stehen sie nackt da." Nicht nur Rummenigge folgerte daraus für den nun startenden Vergabeprozess: "Das setzt sie dramatisch unter Druck."

Wirtschaftlich ist die Lage beim Sender im Unterföhring ohnehin schwierig. Offensichtlich ist auf jeden Fall der Sparkurs, seitdem der Medienmogul Rupert Murdoch die Mehrheit an den Kabelkonzern Comcast verlor. Zahlreiche Stellen wurden abgebaut. Nun ist Sky im Bundesliga-Poker in einer schwierigen Verhandlungsposition, hat aber durch die Niederlage bei der Champions-League-Vergabe wohl mehr Geld zur Verfügung.

© SZ vom 12.02.2020 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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