Fernsehrechte:Dazn beschuldigt die Bundesliga der Verleumdung

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Mikrofone von Dazn liegen vor einem Bundesliga-Spiel bereit - der Streit wird heftiger. (Foto: Rolf Vennenbernd/dpa)

Die Deutsche Fußball Liga (DFL) und der Streaming-Anbieter streiten in aller Öffentlichkeit. Die gegenseitigen Vorwürfe sind heftig. Und die Vereine fürchten um das Fernsehgeld.

Von Caspar Busse

Über mangelnde Post in ihren E-Mail-Fächern können sich die 36 Bundesligavereine derzeit nicht beschweren. Nachdem die Deutsche Fußball Liga (DFL) in Sachen Bundesliga-Fernsehrechte am Freitag gleich zwei Schreiben an die Klubs versandt hatte, folgte an diesem Sonntag ein Brief des Streaminganbieters Dazn. Man könnte das als unterhaltendes Geplänkel abtun, aber es geht um sehr viel Geld und um die Finanzierung manches etwas klammen Bundesligavereins.

Die Vorwürfe, die sich die beiden Seiten inzwischen machen, sind zudem ungewöhnlich heftig. Es gehe um "Verleumdungen", denen man vehement widersprechen müsse, schreibt Dazn-Chef Shay Segev in einem vierseitigen Brief, auf dem oben rechts in Rot "dringlich" steht (liegt der SZ vor). "Die Glaubwürdigkeit von Dazn als vertrauenswürdigem Geschäftspartner wurde durch das Verhalten sowie die Äußerungen der DFL-Geschäftsführung in den vergangenen zwei Wochen massiv diskreditiert", heißt es da. In einem DFL-Rundschreiben sei der Eindruck entstanden, dass Dazn "bewusst massive Zahlungsausfälle an die 36 Klubs der Bundesliga und 2. Bundesliga verursacht habe". Dies sei falsch. Es seien bereits rechtliche Schritte eingeleitet worden, "um dem Ganzen ein Ende zu setzen". Dazn habe eine Abmahnung an die DFL-Geschäftsführung verschickt.

Die DFL wiederum hatte zuvor Dazn vorgeworfen, Tatsachen bewusst falsch darzustellen und die Öffentlichkeit in die Irre zu führen. Das Vorgehen diene vorrangig einem Ziel, nämlich einen Keil in die Liga zu treiben und Zweifel daran zu säen, dass die DFL ausschließlich im Interesse der Bundesliga handele.

80 Millionen Euro kommen für die Vereine erst später

Der Ursprung des Streites ist die Vergabe der Fernsehrechte an der Bundesliga für den Zyklus von 2025/26 bis 2028/29. Die DFL bleibt dabei, dass dabei bisher alles richtig gelaufen sei. Das Angebot von Dazn sei nicht "ausschreibungskonform" gewesen und deshalb nicht berücksichtigt worden.

Bei der Vergabe wurde als Erstes das sogenannte Paket B versteigert. Es ist das mit Abstand teuerste und wichtigste und umfasst die Liverechte an insgesamt 196 Bundesligaspielen, vor allem am Freitag und am Samstagnachmittag. Der Wert beträgt für die komplette Rechteperiode etwa 1,5 Milliarden Euro. Den Zuschlag erhielt Sky. Dazn konnte keine gültige Bankbürgschaft vorlegen, hat diese aber inzwischen nachgereicht. Das Dazn-Angebot sei um mindestens 320 Millionen Euro für vier Spielzeiten höher gewesen, schreibt Dazn-Chef Segev nun. Man sei von der DFL "ohne Anwendung der erforderlichen Sorgfalt" übergangen worden.

Er wurde bereits als Mediator vorgeschlagen, der frühere DFL-Chef Christian Seifert. (Foto: Roberto Pfeil/dpa)

Dazn geht jetzt juristisch dagegen vor und ruft zunächst ein Schiedsgericht an, behält sich aber auch weitere juristische Schritte vor, "um ein rechtmäßig durchgeführtes Ausschreibungsverfahren und eine rechtmäßige Vergabe des Pakets B an Dazn zu erreichen". Die Auktion, die von der DFL derzeit ausgesetzt ist, könnte sich damit lange hinziehen. Der ehemalige Fußballfunktionär Wolfgang Holzhäuser hat den früheren DFL-Geschäftsführer Christian Seifert als Mediator im Milliardenstreit vorgeschlagen.

Die 36 Bundesligavereine fürchten um die Fernsehmilliarden. Die DFL hatte am Freitag gleichzeitig mit dem Streit angekündigt, dass schon in zwei Monaten weniger Geld als geplant an die 36 Profiklubs ausgeschüttet wird, die Summe werde von ursprünglich 127 Millionen Euro auf 47 Millionen Euro gekürzt. Der Grund: 80 Millionen Euro würden erst zu einem späteren Zeitpunkt im Jahr von Rechteinhabern vereinnahmt. Dazn-Boss Segev schreibt dazu, die Verschiebung sei bereits im Februar vereinbart worden. Dies sei ein normaler Vorgang, die DFL habe den neuen Konditionen freiwillig und einvernehmlich vertraglich ausdrücklich zugestimmt. Nicht ausgeschlossen übrigens, dass es künftig weitere Mails geben wird.

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