Bundesliga:Union und Freiburg klettern

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Feiern auch im neuen Jahr: die Berliner Taiwo Awoniyi und Sheraldo Becker. (Foto: Carmen Jaspersen/dpa)

Die Berliner schlagen schwache Bremer, der Sportclub zeigt sich gegen Hoffenheim effizient und Leverkusen stolpert. Alles Wichtige zum Spieltag.

Von Tim Brack und Martin Schneider

Hertha BSC - FC Schalke 04 3:0 (1:0), Tore: 1:0 Guendouzi (36.), 2:0 Cordoba (53.), 3:0 Piatek (80.)

Der FC Schalke 04 kann in seiner misslichen Lage jede Unterstützung gebrauchen, die er bekommen kann. 29 Bundesliga-Spiele ohne Sieg standen vor dem Auswärtsspiel bei Hertha BSC in den Büchern und einige Tasmania-Berlin-Fans, die ihren Rekord von 31 sieglosen Spielen in Serie in ernsthafter Gefahr sehen, feuerten vor dem Berliner Olympiastadion die Schalker an. Die positiven Schwingungen bewirkten allerdings nichts.

Zwar war beim Debüt von Christian Gross, dem vierten Schalker Chef-Trainer in dieser Saison, zu sehen, dass der Schweizer die Königsblauen etwas aufgerichtet hatte - im Angriff gelang mehr als zuletzt, das Pressing wirkte zupackender - allerdings stoppte Schalke die Serie wieder nicht. Der Horror geht weiter. Schuld daran war auch Matteo Guendouzi. Der Berliner Mittelfeldspieler hatte einen Ball, der ihm nach einem Einwurf zufällig vor die Füße gefallen war, gedankenschnell ins Schalker Tor geschlenzt (36.). Der Treffer war die logische Folge der Berliner Angriffsbemühungen, die allerdings erst nach 20 Minuten starteten. Zuvor war Schalke bestimmender.

Der Flow der Hauptstädter wurde auch von der Halbzeit nicht unterbrochen. Jhon Cordoba erhöhte wenige Minuten nach Wiederanpfiff auf 2:0. Weil Hertha immer mehr Schwung aufnahm, fragte man sich in dieser Phase eher, ob noch zwei Tore für die Berliner fallen als zwei für die Schalker. Am Ende blieb bei einem weiteren Treffer. Krzysztof Piatek vollendete einen Berliner Konter zum 3:0. Die Schalker Abwehr war in dieser Szene wieder klar die eines Abstiegskandidaten.

Die Schalker stehen nun bei 30 Bundesligaspielen ohne Sieg. Als nächster Gegner kommt Hoffenheim. Die Fans der Königsblauen werden dann kräftig die Daumen drücken, dass die Serie endlich endet - und auch einige Anhänger von Tasmania Berlin.

Werder Bremen - Union Berlin 0:2 (0:2), Tore: 0:1 Becker (12.), 0:2 Awoniyi (28.)

Dass Unions Lauf kein vorübergehendes Phänomen ist, ahnte man schon bei den Auftritten gegen Bayern (1:1) und Dortmund (2:1). Gegen schwache Bremer wurde Union - man muss das so sagen - seiner Favoritenrolle gerecht. Robin Knoche spielte nach zwölf Minuten einen chirugischen Steilpass auf Taiwo Awoniyi, der den geöffneten Raum perfekt ausnutzte und Sheraldo Becker das 1:0 ermöglichte. Das 2:0 entstand nach einem missglückten Befreiungsschlag von Marco Friedl. Der bolzte den Ball von der Eckfahne aus in die Mitte, allerdings reklamierte Bremen bei der Aktion einen Schubser. Union nutzte den unverhofften Ballgewinn gedankenschnell, Awoniyi traf, Jiri Pavlenkas Rettungsversuch missglückte.

Kurz vor der Pause hätte das Spiel nochmal in Richtung Werder kippen können, doch Romano Schmid stand bei seinem Treffer im Abseits. Trainer Florian Kohfeldt wechselte offensiv, brachte erst Davie Selke, dann Niclas Füllkrug - doch mehr Durchschlagskraft brachte das nicht wirklich. Union besann sich auf die alte Kernkompetenz: sicher stehen. Weil die Berliner mittlerweile auch ihre Offensivspielzüge qualitativ hochwertig zu Ende spielen, landet der Klub nun zwischenzeitlich auf einem Champions-League-Rang.

TSG Hoffenheim - SC Freiburg 1:3 (0:3), Tore: 0:1 Santamaria (7.), 0:2 Grifo (34., Handelfmeter),0:3 Adams (42., Eigentor), 1:3 Bebou (58.)

Ist Union Berlin also das Team der Stunde? Fast. Der SC Freiburg hat mit dem Auswärtserfolg in Sinsheim die vergangenen vier Ligaspiele gewonnen und hat damit einen noch besseren Schnitt als die Köpenicker und selbst als der FC Bayern. Beim 3:1 gegen Hoffenheim profitiere das Team von Christian Streich von zwei frühen Verletzungen beim Gegner - Sebastian Rudy tat sich bei einer Rettungsaktion am Knie weh und Kevin Akpoguma musste augenscheinlich wegen einer Muskelverletzungen runter, TSG-Trainer Sebastian Hoeneß war nach 17 Minuten bereits zu zwei Wechseln gezwungen.

Die Führung erzielte Baptiste Santamaria nach einem beherzten Einsatz von Freiburgs Dauersprinter Christian Günter, Vincenzo Grifo erhöhte per Handelfmeter (Belfodil köpfte Bogarde aus kurzer Distanz an, der aber die Arme oben hatte). Kasim Adams erzielte, passend zum völlig gebrauchten Hoffenheimer Tag, noch ein Eigentor, wodurch der Sportclub aus zwei Torschüssen in Halbzeit eins drei Tore machte. Der Anschlusstreffer von Ihlas Bebou nutzte nichts mehr.

Eintracht Frankfurt - Bayer 04 Leverkusen 2:1 (1:1), Tore: 0:1 Amiri (10.), 1:1 Younes (22.), 2:1 Tapsoba (54., Eigentor)

Wenn man gemein wäre, könnte man sagen, dass Bayer Leverkusen eben das tut, was Bayer Leverkusen seit Mitte der 90er in der Bundesliga immer tut: Erwartungen enttäuschen, sobald welche da sind. Noch vor zwei Spieltagen war das Team von Peter Bosz ungeschlagener Tabellenführer, dann kam ein Last-Minute-K.-o. gegen den FC Bayern - und nun die Niederlage in Frankfurt. Dabei startete das Spiel gut. Der seit Wochen stark spielende Florian Wirtz fand Nadiem Amiri, der den Ball per Hacke durch die Beine von Kevin Trapp schob.

Doch schon kurz danach wurde Frankfurt stärker, Ex-Nationalspieler Amin Younes erzielte sein erstes Tor für die Eintracht, der verdiente Ausgleich. Frankfurt behielt die Initiative, nach einem Flankenlauf von Daichi Kamada grätschte Edmond Tapsoba in dessen Querpass und beförderte den Ball ins eigene Tor. Der Puls in Hessen ging nur noch einmal nach oben, als Martin Hinteregger zehn Minuten vor Schluss mit einem Querschläger die eigene Torlatte traf.

1. FC Köln - FC Augsburg 0:1 (0:0), Tore: 0:1 Iago (77.)

Köln und Augsburg widerlegten mit viel Engagement die These, dass 2021 alles besser werden muss. Eine Leistung wie das zurückliegende Jahr: zum Vergessen. In einer unansehnliche und verkrampften Partie sorgte der Kölner Sebastian Bornauw in der ersten Hälfte für, nun ja, einen Höhepunkt, als er einen Kopfball nach einer Ecke zumindest aufs Augsburger Tor brachte (41.). Marius Wolf schoss später gefährlicher, aber auch daneben (69.).

Und die Augsburger? Die schossen zwischen der 23. und 67. Minute überhaupt nicht. Zyniker werden sagen, der FCA habe sich seine Kräfte nur eingeteilt, denn Iago traf dann ins Tor nach Vorarbeit von Daniel Caligiuri und Florian Niederlechner (77.). Die Kölner fanden auf diese unverfrorene überraschende Offensivaktion keine Antwort mehr.

Arminia Bielefeld - Borussia Mönchengladbach 0:1 (0:0), Tore: 0:1 Embolo (58.)

Borussia-Trainer Marco Rose hat die Leistung seiner Mannschaft im Dezember so gar nicht gefallen. Seine Spieler waren in Bielefeld eindeutig bemüht, den Appell ihres Chefs ernst zu nehmen. Doch die guten Vorsätze verpufften zunächst, da die Gladbacher in der ersten Hälfte zwar höchst überlegen angriffen (15:3 Torschüsse), ein Treffer aber nicht gelingen wollte.

Symbolfigur für das Geschehen war Breel Embolo - im Negativen wie im Positiven. Erst traf der Stürmer den Pfosten und verstolperte den anschließenden Abpraller. Dann blieb der Schweizer bei einem Konter standhaft gegen die Bielefelder Attacken und schoss den Ball ins Tor. Der Gladbacher Angriffssturm flaute dann etwas ab, Bielefeld beteiligte sich mehr am Spielgeschehen. Am Ergebnis änderte sich aber nichts mehr.

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