Bayern-Zugang Robert Lewandowski:Schicke Extra-Option für den Sommer

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Wo soll er nur spielen bei den Bayern? Robert Lewandowski veredelt den starken Kader der Münchner. (Foto: dpa)

Der FC Bayern bemüht sich nach dem Lewandowski-Coup krampfhaft, sich aufs Hier und Jetzt zu konzentrieren. Doch im illustren Kader könnte es bald zu Härtefällen kommen. Trainer Guardiola eröffnet der Transfer mehr Möglichkeiten in der Offensive - wie geht es mit Mario Mandzukic weiter?

Von Jonas Beckenkamp

Am Sonntagmorgen war es wieder vorbei mit dem kurzen Winter-Urlaub des FC Bayern. Keine zwei Wochen sind vergangen, seit die Münchner sich in Marokko zur weltbesten Elf 2013 gekrönt hatten, doch nun ruft das Tagesgeschäft. Die müde Belegschaft schlurfte über den Flughafen, um die nächste Reise anzutreten: Trainingslager im wohlig warmen Doha. Sportlich ist diese Unternehmung von überschaubarer Relevanz - ein bisschen Anschwitzen, ein paar lockere Übungseinheiten und zwei Testspielchen. Was man halt so macht, um während der Bundesliga-Pause nicht einzurosten.

Doch beim FC Bayern gehen sportliche Belange natürlich über das Tagesaktuelle hinaus, weshalb es zu Jahresbeginn nur ein bestimmendes Thema gab: Den am Samstag fixierten Transfer von BVB-Stürmer Robert Lewandowski. Der Pole unterschrieb nach ewigem Geschacher einen Vertrag bis 2019. Weil dieser Personalie bereits reichlich Kasperltheater vorausgegangen war, hielt sich an diesem Wochenende der Erdbeben-Gehalt in Grenzen. Die Bayern kaufen der Konkurrenz aus Dortmund nach Mario Götze die zweite tragende Säule weg - irgendwie business as usual.

Die Münchner selbst spielten den Coup vor ihrem Abflug nach Katar herunter. "Es freut mich, dass sie Ihre Bohrmaschine dabei haben", sagte Sportvorstand Matthias Sammer zu einem hartnäckigen Reporter, der um eine Einschätzung des Lewandowski-Transfers bat, "aber das ist wirklich kein Thema. Das ist eine Personalie, die man jetzt entschieden hat, aber für den Sommer."

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Der FC Bayern haut mit großer Wucht auf den Tisch. Nach Mario Götze holen die Münchner auch Robert Lewandowski vom BVB. In Erinnerung bleiben auch ein teils unwürdiges Gezerre, zweifelhaftes Berater-Gebaren und ein viel zu früh beeinflusster Wettbewerb.

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Im Trainingslager wolle er zu dem Thema auch "nichts groß hören", auch nicht von den Spielern. Wichtiger sei die Einstimmung auf die zweite Saisonhälfte. "Wir bereiten uns akribisch, konzentriert, fokussiert darauf vor. Wir haben schwere Aufgaben vor der Brust", so Sammer, dessen Lieblingsübung also auch 2014 Warnen und Mahnen ist.

Doch ganz lossagen können sich die Münchner von den Geschehnissen nicht. Lewandowski ist eben nicht irgendein Fußballer, sondern der gefährlichste Angreifer der vergangenen zweieinhalb Bundesliga-Jahre. Neben der moralischen Komponente bahnen sich systemrelevante Fragen an. Wo soll der Pole im ohnehin illustren Gefüge des Triple-Siegers seinen Platz finden? Welche Verwendung findet Trainer Pep Guardiola für den Neuen? Und was bedeutet der Transfer für Mario Mandzukic, den bisherigen Sturm-Individualisten der Bayern?

Fest steht: Der Rekordmeister bleibt sich zumindest strategisch treu. Nach den beiden verlorenen Champions-League-Finals gegen Inter Mailand und Chelsea verfolgten die Vereinsbosse mit aller Vehemenz das Ziel, die Mannschaft auf allen Positionen doppelt mit Klasseleuten zu besetzen.

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In der Abwehr gibt es mittlerweile Alternativen (zumal dieser Tage der Name David Luiz kursiert), das Mittelfeld schwappt an Talent über und im Angriff herrschen reichlich Variationsmöglichkeiten. Guardiola verstand es in der Hinrunde bestens, alle bei Laune zu halten. Mal durfte Mandzukic alleine stürmen, mal wuselte Mario Götze als falsche Neun zwischen den Linien, mal tauchte plötzlich Thomas Müller vorne auf.

Diese Rotation könnte sich auch in den nächsten Spielzeiten bewähren - inklusive der schicken Extra-Option Lewandowski. Im Vergleich zum Dauerrenner Mandzukic ist der Pole noch spielstärker und raffinierter. Er bewegt sich elegant mit dem Ball, lässt ich gerne ins Mittelfeld fallen und besitzt die vielleicht feinsten Stürmerfüße Europas.

Trotz all dieser Vorzüge gilt Lewandowski nicht unbedingt als Wunschspieler Guardiolas, der im vergangenen Sommer seine Präferenzen klar äußerte. Er wolle "Thiago oder nix" und so kam es auch. Zu Lewandowski war vom katalanischen Trainermodernisten bisher nichts zu hören. Gut möglich, dass Guardiola die neuerliche Verstärkung wohlwollend, aber nicht euphorisch hinnimmt.

Bleibt die Zukunftsfrage im Fall Manduzukic. Um den Kroaten ranken sich immer wieder Wechselgerüchte, erst soll Real Madrid interessiert gewesen sein, jetzt schnuppert offenbar Juventus Turin am zehnfachen Torschützen der Bundesliga-Hinserie. Seit seiner Ankunft aus Wolfsburg hat der 27-Jährige bei den Bayern keineswegs enttäuscht. Seine körperbetonte Spielweise und sein Gefühl vor dem Tor bescherte der Münchner Offensive häufig die letzte Note Biss und Entschlossenheit.

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Glaubt man einem Bericht der italienischen Sportpostille Tuttosport, ist sein Verbleib an der Isar trotz der enormen Konkurrenz vorstellbar: "Mandzukic ist auf Bayern konzentriert. Nach Ende dieser Saison hat Mario weitere zwei Jahre Vertrag, und er fühlt sich in München sehr wohl," sagte Mandzukics Manager Ivan Cvjetkovic.

Ähnlich hörte sich an diesem Wochenende auch Bayerns Vorstandsvorsitzender Karl-Heinz Rummenigge an. "Es ist kein Thema bei uns, dass wir Mario abgeben werden", erklärte der 58-Jährige, "grundsätzlich sind wir mit Mario sehr zufrieden. Er hat maßgeblich dazu beigetragen, dass wir im letzten Jahr so viele Titel gewonnen haben." Der Stürmer, der einen Vertrag bis 2016 besitzt, sei "ein großartiger Spieler, der sich beim FC Bayern prächtig entwickelt hat", ließ Rummenigge wissen - selbst eine vorzeitige Vertragsverlängerung sei nicht ausgeschlossen. Der Gesprächsbedarf geht den Münchnern offenbar auch in der Winterpause nicht aus.

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