Reaktionen auf Lewandowski-Wechsel:"Das ist nur positiv"

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In Gedanken schon beim FCB? Zwei Fußballfans mit Trikot und Maske von Robert Lewandowski am Samstag in München (Foto: dpa)

Spott im Netz, Zurückhaltung bei den Verantwortlichen: Spieler und Offizielle aus München und Dortmund reagieren sachlich auf den Wechsel von Robert Lewandowski vom BVB zum FC Bayern. Nur eine versteckte Aufforderung sprechen die Dortmunder aus.

Von Johannes Knuth

Kurz vor Weihnachten hatte sich Robert Lewandowski noch pflichtbewusst um die Anhänger von Borussia Dortmund gekümmert. Er hatte Autogrammkarten signiert und kiloweise Fanpost beantwortet. So schilderte es der Pole jedenfalls auf seinem Facebook-Auftritt:

Allzu viele dieser Autogrammkarten wird Lewandowski bis zur Sommerpause wohl nicht mehr unterzeichnen. Am Samstag versteckte sich der 25-jährige Stürmer des BVB wie ein gehetzter Popkünstler vor Reportern und Fotografen in München (erfolglos), als er den üblichen Medizincheck absolvierte - dann unterschrieb er einen Vertrag beim FC Bayern (erfolgreich).

Seitdem laufen unter dem Foto auf seiner Facebook-Seite sekündlich neue Kommentare ein, vorrangig von enttäuschten Anhängern der Borussia. "Verräter" und "Lewangeldski", stand dort zum Beispiel. Ein Nutzer, vermutlich Dortmunder Gesinnung, schrieb mit Bezug auf die Autogrammkarten: "Die kannste wegschmeißen, die will keiner mehr haben."

So beleidigt der BVB-Anhang den Weggang des schweigsamen Dauer-Torschützen im Netz kommentierte, richtig heftige Ausschläge auf der Erregungs-Skala blieben aus. Was vermutlich auch dem Umstand geschuldet war, dass sich viele Dortmunder emotional längst von Lewandowski verabschiedet hatten - anders als bei der plötzlichen Arbeitgeberwechsel von Mario Götze.

Auch die Vereins-Verantwortlichen bilanzierten sachlich, ohne Siegesgeheul. "Er wird den Kader des FC Bayern verstärken und uns nochmals einen Schub geben", hatte Bayerns Vorstandschef Karl-Heinz Rummenigge kurz nach Lewandowskis Unterschrift mitgeteilt und angefügt: "Wir sind sehr zufrieden, dass uns dieser Transfer gelungen ist."

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:Schwachstellen im System

Der FC Bayern haut mit großer Wucht auf den Tisch. Nach Mario Götze holen die Münchner auch Robert Lewandowski vom BVB. In Erinnerung bleiben auch ein teils unwürdiges Gezerre, zweifelhaftes Berater-Gebaren und ein viel zu früh beeinflusster Wettbewerb.

Ein Kommentar von Thomas Hummel

Das mit dem Schub konnte man doppelt deuten: Einmal als Schub für die sportlichen Unternehmungen, zudem als Schub für das Selbstwertgefühl. Letzteres hatte im Transferressort ja zuletzt ein wenig Schaden genommen (Marco Reus und Mats Hummels wählten Dortmund). Doch solche Störfälle soll es jetzt nicht mehr geben. Lewandowski, rechnete Arjen Robben am Sonntagmorgen vor, mache "unseren Kader noch besser, und wir sind schon richtig stark. Das ist also nur positiv." Weitere Willkommensgrüße blieben zunächst aus.

FCB-Sportdirektor Matthias Sammer unternahm am Sonntagmorgen gar den Versuch, die Debatte für beendet zu erklären, ähnlich wie einst CDU-Politiker Ronald Pofalla bei der NSA-Debatte. "Der Spieler hat dazu alles gesagt, wir haben dazu alles gesagt", sagte Sammer, erst im Sommer werde er mehr sagen. Nur so viel noch: "Er ist jetzt im Moment Spieler von Borussia Dortmund, und das Verhältnis zu Dortmund ist sehr gut."

Die Dortmunder unternahmen am Sonntag keinen Versuch, einen gegenteiligen Eindruck zu erwecken, wie sollten sie auch reagieren? Mit Enttäuschung? Wut? Anfeindungen? Ach was. Lewandowski und Dortmund, diese Beziehung erinnerte seit Monaten an ein geschiedenes Ehepaar: Man lebt im selben Haus, man arrangiert sich, freut sich über Tore, hat emotional aber längst alle Bindungen gekappt.

Mäßige Beliebtheitswerte in der Mannschaft

"Zwischen uns und Robert gibt es kein Problem", sagte Geschäftsführer Hans-Joachim Watzke in der Bild am Sonntag, "Ich habe nicht den geringsten Zweifel, dass sich an seiner starken Leistung etwas ändert." Auch Manager Michael Zorc macht sich über die Motivation seines Mitarbeiters keine Sorgen: "Robert will sich garantiert mit Top-Leistungen aus Dortmund verabschieden", so Zorc. Das konnte freilich auch als kleine Drohung interpretiert werden, nach dem Motto: Wir erwarten Top-Leistungen, nichts anderes. Der Angesprochene antwortete am Sonntagabend auf seiner Facebook-Seite, wie sich das heutzutage gehört:

Nach Bekundungen des Dortmunder Trainer- oder Spielerpersonals fahndete man zunächst vergebens. An den mäßigen Beliebtheitswerten Lewandowskis in der Mannschaft dürfte sich aber vermutlich wenig geändert haben: "Wenn er geht", hatte ein Spieler im vergangenen Februar der SZ gesagt, "macht eben ein anderer die Tore."

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