Bundesliga:Kruse hilft Wolfsburg erneut

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Max Kruse trifft zur Führung. (Foto: Sebastian Gollnow/dpa)

Der Zugang führt den VfL zum zweiten Sieg in Serie, Gladbach atmet auf, Hertha verliert in Fürth, Nils Petersen macht das, was er immer macht. Das Wichtigste zum Spieltag.

Von Jonas Beckenkamp, Martin Schneider und Jonas Wengert

VfL Bochum - FC Bayern München 4:2 (4:1), Tore: 0:1 Robert Lewandowski (9.), 1:1 Christopher Antwi-Adjei (14.), 2:1 Jürgen Locadia (38., Handelfmeter), 3:1 Cristian Gamboa (40.), 4:1 Gerrit Holtmann (44.), 4:2 Lewandowski (75.)

Gefahren lauern für den FC Bayern überall, es will ja immer gleich jeder gegen den Rekordmeister gewinnen. Wenn dann auch noch Manuel Neuer ausfällt, ist höchste Vorsicht angesagt, wie auch Coach Julian Nagelsmann wusste. "Wir werden mit einer Viererkette starten, aber wir haben die Möglichkeiten zurückzuswitchen in eine andere Grundordnung", legte er kurz vor dem Anpfiff in Bochum offen. Ein bisschen tüfteln ist ja immer, aber vier Verteidiger auswärts beim Aufsteiger? Da schwang ordentlich Respekt mit. Zurecht, wie sich weisen sollte. Neuers Unpässlichkeit wegen einer Meniskus-OP verhalf Sven Ulreich zu einem seiner seltenen Einsätze.

Diese Rochade hatte auch Thomas Reis zur Kenntnis genommen: Sind die Bayern ohne den besten aller Bällehalter verwundbar? Nunja. "Fußballerisch ist Manuel Neuer einzigartig", sagte der Bochumer Trainer, "da können wir vielleicht was machen im Pressing." Wie sich herausstellte, eine himmelhohe Untertreibung, denn der VfL entpuppte sich als noch viel gefährlicher als die Bayern es sich je vorstellen konnten. 4:2 (4:1) hieß es am Ende. Und nein, dies ist kein Tippfehler! Vier. Zu. Zwei. Für Bochum. Es wurde eine Partie, von der sie im Ruhrgebiet noch lange erzählen werden.

Da war noch alles sonnig in der Bayern-Welt: Robert Lewandowski (Mitte) mit seinem 25. Saisontor und dem 1:0 für den Rekordmeister. (Foto: Joosep Martinson/Getty Images)

Dabei hatte der Nachmittag eher herkömmlich begonnen: Lewandowski schoss ein Tor, sein 25. in dieser Saison - und er wandte dafür seine einzigartige Körperbeherrschung an: Umringt von ganz Bochum überwand der Pole im Fallen VfL-Ersatzkeeper Michael Esser. Dass sich daraufhin kein Langweiler zwischen beiden Teams entwickelte, lag an der Courage der Heimelf. Die Bochumer boten alle Mittel eines ambitionierten Außenseiters auf: Sie rannten, sie traten mit Geschick auf und suchten die Diretissima ins Reich des Ulreich.

Und sie fanden sie so oft, dass einem schwindelig wurde. Einer ihrer Angriffe führte zum 1:1 durch Antwi-Adjei, der bei einem Konter aus 16 Metern mit links draufhielt, während die FCB-Defensive um Dayot Upamecano und Niklas Süle noch grübelte, ob man eventuell eingreifen sollte. Und ihr Grübeln setzte sich fort. Bei einem weiteren Vorstoß wehrte Upamecano einen Flankenversuch im Strafraum mit der Hand ab. Es gab Elfmeter, VfL-Niederländer Jürgen Locadia traf sicher, 2:1.

Rückstand gegen die Bayern gedreht: VfL-Stürmer Jürgen Locadia brachte die Bochumer vom Elfmeterpunkt in Führung. (Foto: Martin Meissner/AP)

Und weil dieses Spiel immer noch eine Verrücktheit bereithielt, flogen dem armen Ulreich weitere Bälle um die Ohren: Erst hielt der Costa-Ricaner Cristian Gamboa vom rechten Strafraumeck drauf, ein Strahl fürs Familienalbum, drin. Dann vollbrachte Gerrit Holtmann nach einem Sprint von der anderen Seite ein ähnliches Kunstwerk, diesmal aber eher Typ Bogenlampe. Münchner Gegenwehr blieb auf verblüffende Weise aus. Vielmehr wurden die Bochumer in fast jeder Szene wohlwollend von Upamecano sekundiert. Der zur Halbzeit ausgewechselte Franzose erwischte einen ähnlichen Unglückstag wie beim 0:5 der Münchner im Pokal in Mönchengladbach. Ohne ihn kassierte der Meister immerhin kein weiteres Gegentor. Aber was half das den Bayern an einem Bochumer Feiertag, den auch Lewandowskis 2:4 per Dropkick nicht mehr trübte?

Bayer 04 Leverkusen - VfB Stuttgart 4:2 (1:0), Tore: 1:0 Moussa Diaby (41.), 1:1 Tiago Tomas (49.), 2:1 Amine Adli (52.), 3:1 Florian Wirtz (85.), 3:2 Tiago Tomas (88.), 4:2 Patrik Schick (89.)

Nein, niemand hat von den Stuttgartern erwartet, dass sie in Leverkusen gewinnen. Aber praktisch wäre es natürlich gewesen und die Schwaben sind nun mit ihren 18 Punkten ganz offiziell in jener Saisonphase, in denen die Zahl der Spiele immer geringer und der Druck immer größer wird. Da hilft es wenig, dass der VfB auch diesmal wie so oft sehr ordentlich, teilweise spektakulär gespielt hat - eigentlich viel zu gut für einen Tabellen-17. - aber wie so oft stehen am Ende keine Zähler.

Moussa Diaby brachte die Leverkusener in Führung, nachdem zuvor jedes Team einmal Aluminium getroffen hatte. Tiago Tomas, 19-jähriges portugiesisches Talent im VfB-Trikot, erzielte den Ausgleich, doch nur drei Minuten danach war Amine Adli mit dem Kopf zuerst an einer Demirbay-Freistoßflanke. Stuttgart riskierte mehr, Leverkusen konterte und Florian Wirtz entschied schließlich das Spiel - scheinbar. Denn Tomas brachte den VfB wieder in die Partie zurück und auch diesmal passte es zur ganzen Saison der Stuttgarter, dass Patrik Schick im Gegenzug direkt den vierten Leverkusener Treffer erzielte.

Borussia Mönchengladbach - FC Augsburg 3:2 (1:0), Tore: 1:0 Kouadio Koné (30.), 2:0 Jonas Hofmann (46.), 2:1 Iago (55.), 3:1 Ramy Bensebaini (67.), 3:2 Alfred Finnbogason (90.+3)

In der Laien-Psychologie des Fußballs heißt es, der Zeitraum kurz vor der Halbzeit sei ein besonders schlechter, um ein Gegentor zu kassieren. Dass sich der Zeitraum kurz nach der Pause dafür kaum besser eignet, erlebte der FC Augsburg an diesem Samstag in Gladbach. Weniger als 30 Sekunden dauerte es nach Wiederanpfiff, bis Jonas Hofmann das 2:0 für die Borussia erzielte. Bereits in der ersten Hälfte hatte Kouadio Koné Gladbach nach einer perfekt getimten Flanke von Alassane Pléa in Führung gebracht. Zwar stemmten sich die Augsburger gegen die Niederlage und verkürzten durch Außenverteidiger Iago auf 2:1.

Torschützen unter sich: Jonas Hofmann (links) erzielt kurz nach der Halbzeit das 2:0 für Gladbach, Ramy Bensebaini stellte nach dem zwischenzeitlichen Augsburger Anschlusstreffer den alten Abstand wieder her. (Foto: Federico Gambarini/dpa)

In einer umkämpften Partie leitete dann aber ein Kopfballtor von Ramy Bensebaini den verdienten Heimsieg für die Borussia ein, der durch den Augsburger Anschlusstreffer von Alfred Finnbogason in der Nachspielzeit enger ausfiel als nötig. Nach drei Bundesligaspielen ohne Sieg und dem Aus im DFB-Pokal, dürfte der Erfolg kurzfristig etwas Druck von Gladbach-Trainer Adi Hütter nehmen.

Eintracht Frankfurt - VfL Wolfsburg 0:2 (0:1), Tore: 0:1 Max Kruse (28., Foulelfmeter), 0:2 Dodi Lukebakio (90.+3)

Man hat es fast vergessen, aber zu Beginn der Saison stand Wolfsburg mit vier Siegen aus vier Spielen an der Spitze der Tabelle. Acht erfolglose Partien in Bundesliga und Champions-League später wurde Trainer Mark van Bommel entlassen und Florian Kohfeldt übernahm. Der gewann seine ersten drei Einsätze an der Seitenlinie, nur um anschließend elfmal in Folge sieglos zu bleiben. Nur das 4:1 am vergangenen Wochenende gegen Tabellenschlusslicht Fürth sicherte vorerst Kohfeldts Job - und in Frankfurt legten die Wölfe nun direkt nach.

Nicht gerade souverän geschossen aber dennoch drin: Max Kruse (Hintergrund Mitte) verwandelte einen umstrittenen Elfmeter für den VfL Wolfsburg (Foto: Jan Huebner/imago)

Rückkehrer Max Kruse brachte den VfL nach einer knappen halben Stunde vom Elfmeterpunkt in Führung. Dem Strafstoß war eine umstrittene Entscheidung von Schiedsrichter Frank Willenborg vorausgegangen, der das Foul von Hinteregger an Kruse zunächst außerhalb des Strafraums verortet hatte und erst nach Eingriff des VAR auf den Elfmeterpunkt zeigte. In der zweiten Halbzeit konzentrierte sich Wolfsburg darauf, die Führung zu verteidigen, ehe Dodi Lukebakio in der Nachspielzeit für die Entscheidung sorgte.

SC Freiburg - Mainz 05 1:1 (0:1), Tore: 0:1 Alexander Hack (31.), 1:1 Nils Petersen (69.)

Nils Petersen ist nichts weniger als ein Phänomen. Mittlerweile ist der Stürmer 33 Jahre alt, die Freiburger Mannschaft ist ein bisschen zu gut für ihn geworden, er sitzt meist auf der Bank, auf gerade mal 125 Bundesligaminuten kam er vor dem Spiel gegen Mainz. Aber Petersen ist der beste Joker der Bundesliga-Geschichte, wenn er eingewechselt wird, pflegt er zu treffen - so auch heute.

Ein Phänomen der Bundesliga: Nils Petersen (in Rot) erzielte zwei Minuten nach seiner Einwechslung den Ausgleich für Freiburg. (Foto: H. Langer/imago)

Einwechslung Petersen in der 67. Minute, Tor Petersen in der 69. Minute. Nach einer Ecke fand er den Weg durchs Getümmel, wie es Instinktstürmer tun. Es war der Ausgleich zum 1:1 und am Ende das logische Ergebnis im Duell der zwei Mannschaften, die schon jetzt keine schlechte Saison mehr spielen können. Der FSV Mainz 05, vergangene Woche mit dem Heimsieg gegen Hoffenheim, startete mit enormem Engagement und ging in der 31. Minute verdient in Führung - Alexander Hack traf, nachdem Freiburgs Torwart Flekken einen Kopfball nicht festhalten konnte.

Greuther Fürth - Hertha BSC 2:1 (1:0), Tore: 1:0 Branimir Hrgota (1.), 2:0 Hrgota (71., Handelfmeter), 2:1 Linus Gechter (82.)

Die für Greuther Fürth alles entscheidende Frage ist: Warum nicht gleich so? In der Rückrunde haben die Franken nun acht Punkte gesammelt, nur ein Spiel verloren - das ist eine mehr als solide Bilanz, die für einen Ligaverbleib sprechen würde, wenn, ja, wenn man nicht zuvor in 16 Spielen nur vier Zähler geholt hätte. Jetzt ist Fürth aber in der Bundesliga angekommen, gegen Hertha erwischte Branimir Hrgota den perfekten Start, er traf nach 30 Sekunden. Und Hertha? Oszilliert weiter gefährlich nahe über der Abstiegszone, das Hoffnungs-Offensivduo Jovetic/Belfodil blieb am Ronhof wirkungslos, auch wenn beide vor allem kurz nach der Pause gute Aktionen hatten. Nach dem Elfmeter-Treffer von Hrgota (Handspiel Meyerhöfer) schien die Sache durch - der erst 17-jährige Linus Gechter erzielte noch den Anschlusstreffer.

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