Urlaubsplanung:Fernweh? Neun Tipps für die Reisebuchung

Im Internet suchen oder doch ins Reisebüro? Wo und wann gibt es Schnäppchen und was ist der Haken an den Billigreisen? Wie Sie gut und günstig in den Urlaub kommen.

Von Eva Dignös

Keine Fragen und viel Zeit? Dann buchen Sie ruhig online.

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(Foto: Patrick Seeger/dpa)

Die Reise via Internet zu planen und Flüge sowie Hotelzimmer mit ein paar Klicks zu reservieren, ist für viele mittlerweile der ganz normale Weg in den Urlaub. 38 Prozent aller Urlaubsreisen wurden im Jahr 2016 online gebucht, ergab die "Reiseanalyse 2017" der Forschungsgemeinschaft Urlaub und Reisen e.V. (FUR). Vor zehn Jahren lag der Anteil noch bei 14 Prozent. Und der Tendenzpfeil zeigt weiter nach oben: Die Tourismusforscher erwarten, dass noch vor 2020 mehr als die Hälfte aller Reisen im Netz gekauft werden. Damit sind Urlauber offenbar halbwegs gut bedient: Die Stiftung Warentest gab im Dezember 2016 sieben von 14 Online-Reiseportalen die Note "gut" (Der Test kann hier kostenpflichtig abgerufen werden). Die Tester suchten, buchten und stornierten - das alles habe in der Regel reibungslos funktioniert. Wer schon weiß, wohin er reisen und wie er dort unterkommen will, der könne ruhig online buchen, lautet das Fazit. Wer dagegen noch unsicher ist, an welchem Strand er baden möchte und welche Zimmerkategorie seinen Vorstellungen entspricht, der ist dem Test zufolge in den Online-Reisebüros weniger gut aufgehoben. Denn die Beratung komme fast immer zu kurz. Die Telefonhotlines seien zwar gut erreichbar - nur könnten die Mitarbeiter die Fragen oft nicht beantworten. Allzu eilig sollte man es auch nicht haben. Die Reisesuche im Internet, so komfortabel sie auf den ersten Blick erscheinen mag, kostet ganz schön viel Zeit. Ziele eingeben, Angebote vergleichen, Bewertungen lesen: Dabei kommen schnell ein paar Stunden vor dem Rechner zusammen. Und die Suche erfordert volle Aufmerksamkeit, von Bildern traumhafter Badebuchten sollte man sich nicht ablenken lassen. Denn der zunächst angezeigte Preis ändere sich oft während der Buchung, monierte die EU-Kommission nach einer Untersuchung von 352 Reiseportalen: Ohne klare Hinweise für die Verbraucher seien Preiselemente hinzugefügt worden oder vermeintliche Schnäppchen gar nicht mehr erhältlich gewesen.

Auf der Jagd nach dem besten Preis? Nicht auf ein einziges Portal verlassen

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(Foto: REUTERS)

Neben den Portalen einzelner Reiseanbieter gibt es sogenannte Meta-Suchmaschinen. Sie durchwühlen die Angebote mehrerer Reiseveranstalter oder Fluggesellschaften. Das spart Zeit - man sollte sich trotzdem nicht ausschließlich auf die Ergebnisse einer einzigen Suchmaschine verlassen. "Es muss einem klar sein, dass die Ergebnisse eine Orientierung ohne Anspruch auf Vollständigkeit sind", sagt Tatjana Halm, Rechtsexpertin bei der Verbraucherzentrale Bayern. Außerdem seien die ersten Suchergebnisse oft Anzeigen. "Die sind auch so gekennzeichnet, trotzdem sollten Verbraucher darauf achten." Denn die beworbenen Angebote entsprechen häufig nicht den Sucheinstellungen. Sind eine Pauschalreise, ein Flug oder ein Hotel in der engeren Wahl, lohnt ein Blick auf die Seiten des jeweiligen Anbieters. Möglicherweise ist die Buchung dort günstiger, denn bei manchen Vergleichsportalen fallen hohe Gebühren für gängige Zahlverfahren an. Die Suchseiten der Fluggesellschaften sind dabei besonders transparent. EU-Recht verpflichtet sie nämlich, vom ersten Buchungsschritt an den Endpreis inklusive aller Steuern und Gebühren anzuzeigen. Nur beim Tippen sollte man aufpassen: Der Buchungsname muss mit dem Vor- und Nachnamen im Reisepass übereinstimmen - eine nachträgliche Korrektur kostet bei den meisten Airlines, natürlich nicht zu knapp.

Super-Schnäppchen entdeckt? Erst die Leistungen prüfen

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(Foto: Alessandra Schellnegger)

Eine Woche Urlaub im sonnigen Süden zum Last-Minute-Billigstpreis? Wenn Reisen marktschreierisch als besonders günstig angeboten werden - sei es im Netz, sei es direkt am Flughafen -, empfiehlt sich vor der Buchung ein genauer Blick ins Kleingedruckte. Denn der Haken steckt oft im Detail. Viele Angebote seien nur deshalb so günstig, weil Leistungen gestrichen wurden, warnen Reise-Experten der Verbraucherzentrale Nordrhein-Westfalen. Mal muss der Transfer vom Flughafen zum Hotel auf eigene Kosten organisiert werden, mal gibt es statt All-Inclusive-Verpflegung nur noch Halbpension. Oder der Anbieter legt sich nicht auf ein bestimmtes Hotel fest, sondern nennt nur die Kategorie der Unterkunft. Das erschwert den Vergleich mit den Reiseangeboten der Konkurrenz. Auch bei Billig-Airlines sind die günstigen Preise oft mit reduziertem Service verbunden. Für den Koffer muss ebenso extra bezahlt werden wie für die Platzreservierung oder den Snack an Bord. Vom Preisvorteil profitieren deshalb vor allem Reisende mit kleinem Handgepäck - und geringen Ansprüchen an den Komfort.

Noch Fragen? Dann lieber ins Reisebüro

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(Foto: Robert Haas)

Beratung ist das Pfund, mit dem Reisebüros wuchern, um dem Trend zur Online-Buchung zu trotzen. Knapp 10 000 Büros gibt es in Deutschland, nach Jahren des Rückgangs hat sich die Zahl wieder stabilisiert. Laut Deutschem Reiseverband (DRV) werden dort vor allem Pauschalreisen und sogenannte Bausteinreisen gekauft, bei denen verschiedene Einzelleistungen wie Flug, Unterkunft und Mietwagen zu einem Paket geschnürt werden. Kleine Büros punkten hier vor allem mit Spezialisierung, konzentrieren sich beispielsweise auf die Organisation von individuellen Rundtouren in Afrika oder Tauchurlaube in Asien. Teurer als die Internetbuchung muss das nicht sein: Vor allem bei Pauschalreisen sind Online- und Offline-Angebot oft identisch und Schnäppchenjäger können auch im Reisebüro gezielt nach dem günstigsten Angebot für ein bestimmtes Hotel fragen. Weiterer Vorteil der Buchung im Reisebüro: Die Mitarbeiter beherrschen die Sprache der Reisekataloge besser als der Laie und wissen, ob ein "meerseitiges Zimmer" tatsächlich auch Meerblick hat und ob in der "geräumigen Junior-Suite" wirklich Platz für die ganze Familie ist.

Flexibel bei der Urlaubsplanung? Dann lieber an einem Werktag starten

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(Foto: dpa)

Nicht nur auf den Autobahnen ist es an einem Feriensamstag voll, auch auf Flughäfen ist dann der Andrang am größten und das Reisen umso teurer. Termine rund um die beliebten Brückentage, mit denen sich ein Wochenende zum Kurzurlaub verlängern lässt, sind ebenfalls besonders gefragt. Sparen kann, wer flexibel ist und zum Beispiel statt am Wochenende an einem Dienstag oder Mittwoch startet. Viele Reise- oder Flugsuchmaschinen bieten die Option, verschiedene Termine durchzuspielen. Auch die Uhrzeit hat Einfluss auf den Flugpreis: Am Sonntagnachmittag, wenn alle von der Wochenend-Städtereise wieder nach Hause wollen, ist es teurer als am Sonntagvormittag. Weiteres Sparpotenziel liegt in der Wahl des Flughafens. Wenn in Hessen schon Schulferien sind, in Baden-Württemberg aber noch nicht, ist ein Abflug in Stuttgart möglicherweise günstiger als ein Start in Frankfurt. Vor allem bei Billig-Airlines bucht man am besten möglichst früh, weil die Schnäppchenkontingente nach dem Prinzip "Wer zuerst bucht, fliegt am billigsten", vergeben werden. Doch auch bei großen Fluggesellschaften steigen die Preise meist, je näher der Flug rückt. Die statistischen Auswertungen der Flugpreise, die manche Buchungsportale veröffentlichen (zum Beispiel hier, hier und hier), helfen bei der Suche nach dem optimalen Buchungszeitpunkt nur bedingt weiter. Mal ist es der Donnerstag, mal der Sonntag, mal soll man 56 Tage vorher zuschlagen, mal vier Monate im Voraus. Deshalb hier nur ein Tipp für ungetrübte Urlaubsvorfreude: Nach der Buchung lieber nicht mehr nachschauen, ob der Flug noch mal billiger geworden ist.

Auf Nummer sicher reisen? Dann besser pauschal buchen

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(Foto: dpa)

Pauschales Komplettpaket oder individuell zusammengestellte Reise? Beides hat seine Vor- und Nachteile. Wer es vor allem sicher und bequem haben möchte, ist mit der Pauschalreise wahrscheinlich besser beraten. Das Pauschalreiserecht schützt ihn bei unliebsamen Ereignissen: Der Veranstalter muss sich kümmern, wenn ein Flug ausfällt oder die Reise nicht so verläuft, wie sie gebucht wurde. Bei Mängeln im Hotel ist der Reiseleiter vor Ort der Ansprechpartner, eventuelle Schadenersatzansprüche können vor deutschen Gerichten geltend gemacht werden. Individualreisende müssen sich dagegen direkt mit dem Hotelier oder der Fluggesellschaft auseinandersetzen. Ein Mittelding zwischen Pauschal- und Individualurlaub ist die Bausteinreise, bei der Flug, Hotel, Mietwagen oder Nationalpark-Trekking nach Kundenwunsch zusammengestellt werden. In Rechtsfragen entscheidend für den Kunden ist, wer die Reise verkauft. Handelt es sich um einen Reiseveranstalter, dann gilt das Pauschalreiserecht. Oft trete der Anbieter der Bausteinreise - das kann ein Reisebüro ebenso sein wie ein Onlineportal - aber nur als Vermittler auf, erklärt Reiserechtsexperte Ernst Führich: Den Vertrag schließt der Kunde also mit dem Hotel, der Airline oder dem Veranstalter der Trekkingtour. Durch das Pauschalreiserecht sei er dann nicht geschützt, sagt Führich: "Derzeit übernehmen die Vermittler keine Veranstalterhaftung." Die neue EU-Pauschalreiserichtlinie soll das von der Sommersaison 2018 an ändern. Vorher gilt: Bei der Buchung nachfragen, ob der Anbieter Veranstalter oder nur Vermittler ist.

Widersprüchliche Bewertungen beim Wunsch-Hotel? Es gibt noch andere Kriterien.

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(Foto: dpa)

Die ersten zehn Hotelbewertungen waren super, aber dann schreibt plötzlich jemand über geschmacksfreies Essen und Ameisen im Bett. Trotzdem buchen? Die Bewertungen auf den Seiten der Online-Buchungsportale scheinen praktisch, weil sie einzuschätzen helfen, wie es um Sauberkeit oder Service in der Wunschunterkunft bestellt ist. Aber wie sieht es mit der Glaubwürdigkeit der Berichte aus? In einer Studie der Fachhochschule Worms empfanden immerhin 70 Prozent der Befragten die Hotelbewertungen als zutreffend, nachdem sie das Quartier selbst besucht hatten. Wichtig für die Einschätzung der Berichte: Einige Portale lassen nach Auskunft des Verbandes Internet Reisevertrieb (VIR) nur Bewertungen von Kunden zu, die tatsächlich beim Anbieter gebucht hatten. Bei anderen darf jeder kommentieren. Weitere Orientierungshilfen sind die Sterne, die für Hotels vergeben werden. Die Klassifizierung ist freiwillig und gibt Auskunft über die Ausstattung. Zwei-Sterne-Hotels in Deutschland müssen ein Frühstückbuffet bieten und ein Leselicht am Bett, im Vier-Sterne-Hotel ist der Kosmetikspiegel im Bad ebenso Pflicht wie ein Sessel im Zimmer und eine Minibar. Allerdings schmücken sich manche Hotels mit Sternen, die sie gar nicht besitzen. Und im Ausland kann die Ausstattung bei vergleichbarer Sternenzahl schon wieder ganz anders aussehen, denn international einheitliche Standards existieren nicht. Am besten fährt, wer Bewertungen und Sterne gleichermaßen zu Rate zieht. Ein Besuch auf Google Maps hilft, die Lage der Unterkunft einzuschätzen. Der Blick von oben verrät, ob die Umgebung dicht bebaut ist oder gar eine Schnellstraße den Weg zum Strand versperrt.

Mit Hund in den Urlaub? Das geht am besten im Ferienhaus.

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(Foto: dpa)

Die Hundepension ist teuer und eigentlich soll das Familientier auch gar nicht zu Hause bleiben? Im Hotel lässt sich das meist nicht realisieren, die meisten Unterkünfte gestatten keine Tiere. Anders sieht es in Ferienhäusern aus. Fast alle Buchungsportale für Ferienwohnungen und -häuser bieten schon bei der Suche die Option "mit Haustier" an. Nur die Endreinigung wird dann möglicherweise teurer. Im Unterschied zu Pauschalreisen ist bei Ferienhäusern übrigens oft der Eigentümer selbst der Vertragspartner und kein Reiseveranstalter. Das kann es vor allem im Ausland erschweren, Ansprüche durchzusetzen, wenn es Ärger mit der Unterkunft gibt - etwa das Haus nicht der Beschreibung entspricht oder womöglich gar nicht existiert.

Versicherung gleich mitbuchen? Das ist oft unnötig.

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(Foto: Julian Stratenschulte/dpa)

Reiserücktrittskosten-, Auslandskranken-, Gepäckversicherung: Viele Veranstalter bieten zur Urlaubsbuchung eine oder mehrere Versicherungen an, die mit einem Mausklick oder einer Unterschrift rasch noch dazugekauft werden können. Doch notwendig ist das oft nicht. Im Flugzeug beispielsweise ist das Gepäck über die Airline versichert, bei einem Einbruch im Hotel greift die Hausratversicherung. Überlegenswert sei eine Gepäckversicherung allenfalls für Reisende ohne Hausratversicherung, lautete das Fazit der Zeitschrift "Finanztest" nach dem Vergleich von 15 Tarifen. Allerdings seien auch dann Bargeld und Kreditkarten oft ebenso vom Schutz ausgeschlossen wie die teure Fotoausrüstung oder elektronische Geräte. Eine Krankenversicherung für den Urlaub ist dagegen tatsächlich eine sinnvolle Investition, denn die gesetzlichen Versicherungen übernehmen längst nicht alle Behandlungskosten im Ausland. Vor allem außerhalb Europas wird ein Arztbesuch schon mal teuer. Die Auslandskrankenversicherung kann aber unabhängig von der Reisebuchung abgeschlossen und auf den tatsächlichen persönlichen Bedarf abgestimmt werden. So gibt es Jahrespolicen, die mehrere Reisen innerhalb eines Kalenderjahrs abdecken, oder günstige Familientarife. Die Stiftung Warentest vergleicht regelmäßig Preise und Konditionen, der aktuelle Test kann hier kostenpflichtig abgerufen werden. Ob die Reise mit einer Rücktrittskostenversicherung abgesichert werden sollte, ist schlicht eine Rechenfrage. Was kostet die Stornierung, was kostet die Versicherung? Je teurer der Urlaubstrip, umso eher wird die Versicherung erwägenswert. Allerdings kann auch eine versicherte Reise nur wegen wenigen Gründen abgesagt werden: Dazu gehören meist schwere Erkrankungen, Schaden am Eigentum oder der Verlust des Arbeitsplatzes. Sinnvoll ist der Schutz nach Einschätzung der Stiftung Warentest vor allem für Frühbucher, Familien mit Kindern und Senioren - damit genug Geld bleibt, um die verpasste Reise später nachzuholen.

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