Reisebuchungen:Ich bin dann mal online

Insel Meer Hütten

Der Urlaub soll so schön werden, wie es die Fotos versprechen. Für die Planung der Reise brauchen Deutsche aber viel Zeit.

(Foto: dpa-tmn)

Vor einer Urlaubsreise informieren sich die meisten Deutschen im Internet, buchen aber dann doch im Reisebüro. Das Angebot im Netz ist unübersichtlich, ein Preisvergleich oft unmöglich, lautet die Kritik. Und alles kann man online auch nicht buchen.

Von Michael Kuntz und Melanie Staudinger

Einen Tag Urlaub kostet es Deutsche, genau den zu planen. Um sich im Internet über die Stadt oder das Land zu informieren, in die sie reisen wollen, über eine Unterkunft, deren Preis und Angebote von Reiseveranstaltern. Dafür surfen sie vor jeder Reise neun Stunden auf 13 unterschiedlichen Webseiten. So viel Zeit, wie sie sonst an einem Arbeitstag im Büro verbringen.

Besonders Unentschlossene brauchen sogar bis zu 15 Stunden und sehen sich zwischen 20 und 50 Internetseiten an, bis sie wissen, was sie wollen. So ist das bei immerhin 22 Prozent aller Deutschen zwischen 14 und 70 Jahren, die regelmäßig das Internet nutzen, ermittelten Wissenschaftler für die Reiseanalyse der Forschungsgemeinschaft Urlaub und Reisen.

Bis zu 15 Stunden im Internet - und anschließend gehen die Deutschen dann doch in das Reisebüro. Deutschland ist das Land mit der höchsten Dichte an Bankfilialen, Apotheken und Reisebüros. Dort werden Reisen auf klassische Weise nach persönlicher oder telefonischer Beratung gebucht. Gewohnheiten zu ändern, das dauert offenbar. Der Reiseverband DRV behauptet, die Deutschen buchten die Mehrzahl der Pauschalreisen weiterhin im Reisebüro, es seien rund 92 Prozent.

Etwas anders klingt es beim Verband Internet-Reisevertrieb VIR, der bereits 25 Prozent Buchungen bei Pauschalreisen für sich reklamiert. Wie auch immer: Der Online-Anteil steigt, das ist unbestritten, schließlich sind mittlerweile fast 80 Prozent der Deutschen regelmäßig im Netz.

Bei sogenannten Kombinationsbuchungen, also wenn Unterkunft und Verkehrsmittel getrennt reserviert werden, liege das Netz bereits mit 71 Prozent Marktanteil vorne, sagt der VIR. Dazu passt es, dass der größte Anbieter von Reise-Dienstleistungen im Internet ein klassisches Unternehmen ist: die Deutsche Bahn. Sie setzte 2012 online so viel um wie die nächstgrößeren Internet-Portale Expedia und Unister zusammen, das geht aus einer neuen jährlichen Statistik der Fachzeitschrift FVW hervor.

Zu Unister gehören Webseiten wie fluege.de und ab-in-den-urlaub.de, die Generalstaatsanwaltschaft Dresden ermittelt derzeit wegen des Verdachts des illegalen Adresshandels und der strafbaren Werbung gegen Manager des Unternehmens.

Online schwer zu vergleichen

Es gibt etwa 30 größere Online-Reiseportale. Sie bieten ein komplettes Sortiment, bestehend aus Flugtickets, Bahnfahrkarten, Mietwagen, Übernachtungen und Urlaubsreisen. Am meisten bei Portalen gebucht werden standardisierte Reisen zu den beliebtesten Zielen: nach Antalya in der Türkei, nach Palma de Mallorca und zu dem ägyptischen Badeort Hurghada. Eine erheblich größere Zahl von Anbietern versucht mit speziellen, praktischen und teils originellen Angeboten im Internet Aufmerksamkeit zu erzeugen, wie diese Beispiele zeigen.

Angesichts der Vielfalt der Angebote im Internet fällt es offenbar schwer, den Überblick zu behalten. Mehr Übersichtlichkeit bei den Angeboten ist denn auch der Hauptwunsch an die Online-Reiseportale. Danach rangiert gleich der Preisvergleich. Der erweist sich als schwierig, oft als unmöglich. Immer mehr Hotels gibt es exklusiv bei nur einem Veranstalter. Die Vergleichbarkeit wird ausgehebelt.

Und selbst wenn das nicht so ist, die Wahl zwischen mehreren Angeboten besteht: Hotels bieten im selben Gebäude häufig sechs oder acht Zimmerkategorien - mit und ohne Meerblick, im Erdgeschoss oder unter dem Dach, mit schlichter Einrichtung oder luxuriöser, Schreibtisch oder Babybett. Zudem wird die Vergleichbarkeit erschwert durch Pauschalen etwa für ein Wochenende oder Pakete, die Frühstück, Internet, Parkplatz und Spielfilme bündeln. Das bilden Internet-Anbieter so gut wie nie ab.

Manches geht im Netz überhaupt nicht, zum Beispiel von München aus anreisen und nach Nürnberg zurückkehren. Gerade bei Reisen hilft der reine Preisvergleich nicht unbedingt weiter. Eine Unterkunft mit quirligem Leben mögen manche, andere finden sie grauenhaft und suchen Ruhe.

Hierauf geht der größte unter den Reiseveranstaltern gerade mit einem neuen Online-Auftritt ein. Die Tui fragt nun nicht mehr zuerst nach dem Abflughafen, sondern beginnt mit drei Fragen nach dem Urlaubstyp: Ruhe, Meer, als Paar unterwegs. Die Tui mit acht Millionen Urlaubern jährlich will nun endlich online aufholen. Noch macht sie weniger als zehn Prozent ihres Umsatzes im Internet, selbst inklusive der Airline Tuifly sind es unter 20 Prozent.

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