Schwere Wanderung:Einmal rund um den Watzmann

Lesezeit: 3 Min.

Landschaftliche Höhepunkte alle paar Meter bietet die Wanderung durch Wimbachklamm und Wimbachgries nach Trischübel und hinunter zum Königssee, bei der der Watzmann einmal umrundet wird.

Stefan Herbke

An landschaftlichen und kulturellen Attraktionen herrscht im Berchtesgadener Land kein Mangel, egal ob Naturwunder wie die Schellenberger Eishöhle, die größte erschlossene Eishöhle Deutschlands, historisches wie das Salzbergwerk, einmaliges wie das Blaueis, der nördlichste Gletscher der Alpen, rekordverdächtiges wie die Watzmann-Ostwand als höchste Felswand der Ostalpen, märchenhaftes wie den Hintersee mit dem benachbarten Zauberwald, der erst im Jahr 2005 vom bayerischen Umweltministerium in die Liste der 100 schönsten Geotope Bayerns aufgenommen wurde, sehenswertes wie die Almbachklamm mit Deutschlands ältester, noch betriebener Kugelmühle, malerisches wie den fjordartigen Königssee, oder geologisch interessantes wie das Wimbachgries mit seinem kilometerlangen Schuttstrom.

Ein Boot kreuzt den oberbayerischen Königssee, im Hintergrund ist St. Batholomä am Ufer des Sees zu erkennen. (Foto: dpa/dpaweb)

Durch das Wimbachgries

So deutlich wie hier sieht man selten, wie Erosion und Verwitterung an den Bergen nagt, wie sie zerfallen und das Geröll vom Wasser talwärts transportiert wird.

Den Auftakt der großartigen Wanderung bildet die Wimbachklamm, die vom tosenden Bach stetig weiter modelliert wird. Dahinter ändert sich das Landschaftsbild: Links streben die Flanken zum Watzmann, rechts zum Hochkalter, im Talschluss stehen die Felszacken der Palfelhörner und in der Mitte fasziniert ein breiter, bis zu 320 Meter mächtiger und rund neun Kilometer langer Schuttstrom.

Rund 4500 Tonnen Geröll werden jedes Jahr talwärts geschwemmt, doch die umliegenden Berge sorgen ständig für Nachschub. Wasser fließt allerdings nur auf den ersten Metern, danach wird es ruhig im Wimbach. Fast wüstenartig flimmert die Hitze über dem trockenen Geröllstrom, lediglich Rinnen und Eintiefungen zeigen, wo das Wasser während der Schneeschmelze oder nach heftigen Regenfällen fließt.

Schlussanstieg nach Trischübel

Und so muss man selbst ausreichend Flüssigkeit mitnehmen oder in der Wimbachgrieshütte (1326 m) ein letztes mal auftanken, um frisch gestärkt den Schlussanstieg zu meistern. Nach einer kurzen, gut gangbaren Steilstufe erreicht man Trischübel (1760 m), einem zwischen dem Hundstod und der Hirschwiese eingeschnittenen Sattel, der einen bequemen Übergang zum Königssee ermöglicht.

Hier oben prägen grüne Wiesenpolster und Alpenrosensträucher mit ihren zartrosa Blüten das Bild, die dem Auge einen wohltuenden Kontrast zum grauen Fels im Wimbach bieten.

Steiler Abstieg zum Königssee

Der Abstieg über gut 1150 Höhenmeter zum Königssee geht in die Knie. Endlos führt der schmale Steig in Serpentinen bergab, lange Gräser und dichte Büsche ragen in den Weg und verstellen den Blick auf die Füße, die manchmal artistisch von einem Stein zum nächsten springen müssen, dann wieder vergeblich im losen Geröll Halt suchen und rutschen.

Immer steiler fällt das Gelände ab und ehe man sich versieht steht man schon mitten drinnen in der Sigeretplatte und blickt senkrecht hinunter in den Talkessel der Unterlahneralm und hinüber auf die unzähligen Serpentinen des Steigs durch die Saugasse. An einem dünnen Drahtseil finden schwache Nerven einen Halt.

Wie luftig die Passage wirklich war, das zeigt sich erst beim Blick zurück, wo man nur mit Mühe das Band erkennen kann, das überraschend einfach durch das Felsband leitet. Der Rest ist dann nur noch ein Spaziergang, bis man schließlich zwischen den Bäumen das Blau des Königssees schimmern sieht.

Blauer Fjord mit kristallklarem Wasser

Wie ein Fjord ist der 521,8 Hektar große und bis zu 190 Meter tiefe See zwischen die hohen Felswände eingezwängt, die senkrecht ins leuchtend blaue Wasser eintauchen. Er ist mit Abstand der großartigste See Deutschlands, ein blaues bis smaragdgrünes Juwel inmitten einer dramatischen Bergkulisse.

Zu gerne würde man ins Wasser hüpfen, doch selbst in heißen Sommern ist das nur etwas für abgehärtete Frohnaturen. Besser man sucht sich einen ruhigen Platz am Schwemmkegel des Eisbaches, hängt nur seine Füße ins kalte Nass, und geht irgendwann die letzten Meter zur Schiffsanlegestelle bei St. Bartholomä. Dort stillt man Hunger und Durst im netten Wirtshaus neben der kleinen Wallfahrtskirche oder nimmt gleich das nächste Schiff nach Königssee.

Info & Wissenswertes

Anfahrt: Auto: Auf der Salzburger Autobahn bis zur Ausfahrt Bad Reichenhall, über Reichenhall und Bischofswiesen Richtung Ramsau zum Parkplatz Wimbachbrücke.

Bahn/Bus: Mit der Bahn nach Berchtesgaden, mit Bus Richtung Ramsau zur Haltestelle Wimbachbrücke (610 m). Von Königssee zurück zur Wimbachbrücke mit Bus oder Taxi.

Zeit: 6-6.30 Std.

Schwierigkeit: Bis Trischübel einfache Wanderung durch eine ursprüngliche, hochalpine Landschaft, der Abstieg über die Sigeretplatte folgt einem schmalen Steig, der Aufmerksamkeit verlangt. Im Bereich der Sigeretplatte Trittsicherheit und Schwindelfreihweit erforderlich, der Steig führt allerdings auf einem breiten Felsband erstaunlich problemlos durch die Felsstufe.

Einkehr: Wimbachschloss (937 m), www.wimbachschloss.de; Wimbachgrieshütte (1327 m); Gasthaus St.Bartholomä (605 m), www.sankt-bartholomae.de

Karten: BLVA UK 1, Nationalpark Berchtesgaden (1:25 000); BLVA UK L 4, Berchtesgadener Alpen (1:50 000).

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