Probleme im Fernverkehr:Streik bei der Lufthansa

Lesezeit: 2 min

Wegen des Pilotenstreiks werden bei der Lufthansa zwei Drittel aller Flüge ausfallen. Auch die Bahn steht vor Problemen.

Michael Bauchmüller

Fernreisende müssen von Montag an mit erheblichen Störungen rechnen. Wegen des Pilotenstreiks werden bei der Lufthansa zwei Drittel aller Flüge ausfallen, bei Germanwings wird es ein Drittel sein.

Streik bei der Lufthansa
:Die Rechte der Passagiere

Von Montag an streiken die Lufthansa-Piloten und ein Großteil der Flieger bleibt am Boden - die Rechte der betroffenen Passagiere im Überblick.

Passagiere, die auf die Bahn ausweichen wollen, müssen sich auf überfüllte Züge einstellen. Zudem wurde bekannt, dass die Bahn jetzt sogar bei jedem zweiten ICE die Achsen austauschen muss. Dies wird bis 2013 zu massiven Problemen im Fernverkehr führen.

Die Gewerkschaft Transnet verlangte am Freitag eine umgehende Aufstockung des Personals bei der Bahn. "Wir rechnen mit einem erheblichen Ansturm von Fahrgästen", sagte ein Gewerkschaftssprecher. "Deshalb muss die Bahn sicherstellen, dass diese auch betreut werden."

Die Bahn steht derzeit vor gleich drei wesentlichen Problemen. Außer dem Pilotenstreik und technischen Schwierigkeiten durch den langen Winter warten derzeit viele Hochgeschwindigkeitszüge in den Werkstätten auf die Inspektion und können daher nicht im Reiseverkehr eingesetzt werden.

"Die Lage bleibt angespannt"

Dies liegt auch an härteren Auflagen wegen der Achsenprobleme der ICE-Flotte. Grund dafür ist ein Unfall im Jahr 2008, als ein ICE der Baureihe 3 bei der Ausfahrt aus dem Kölner Hauptbahnhof durch einen Achsbruch entgleist war. Später zeigten sich auch Risse in Achsen der Baureihe ICE-T, die für kurvenreiche Strecken mit der sogenannten Neigetechnik ausgestattet ist.

Das Eisenbahn-Bundesamt ordnete eine wesentlich häufigere Inspektion für die Züge an. Damit ist mehr als die Hälfte der Hochgeschwindigkeitsflotte regelmäßig in den Werkstätten. "Die Lage bleibt angespannt", sagte ein Bahnsprecher.

Der Pilotenstreik kommt also zu einer recht ungünstigen Zeit für die Bahn. Die Pilotenvereinigung Cockpit hat für den kommenden Montag 4000 Flugzeugführer zu einem Streik bis inklusive Donnerstag aufgerufen. Dies wäre der größte Ausstand in der Geschichte der Fluglinie. Die Lufthansa wird nur ein Drittel ihrer täglich etwa 1800 Flüge durchführen können.

Der Konzern veröffentlichte noch am Freitagabend im Internet unter www.lufthansa.de einen Notflugplan für die kommende Woche. Germanwings rechnet mit dem Ausfall von 200 der 600 geplanten Flüge. Die Bahn sieht sich jedoch trotz aller Probleme gut gerüstet für den Streik, notfalls könne sie auch zusätzliche Züge einsetzen, hieß es in einer Mitteilung.

Ungeachtet dessen werden die Engpässe bei der Bahn auch nach einem Ende des Pilotenstreiks noch jahrelang fortwähren. Zwar einigte sich die Bahn mit den Herstellern der 67 ICE-Neigezüge jetzt darauf, sämtliche Achsen auszutauschen. Doch dies wird dauern, denn diese Achsen sind noch nicht einmal entwickelt, geschweige denn von der Eisenbahnbehörde genehmigt. Allein der Einbau der insgesamt 1872 Radsätze wird mehr als ein Jahr in Anspruch nehmen. Während die Bahn davon ausgeht, dass das Problem bis 2012 behoben sein wird, ist in Industriekreisen schon jetzt von 2013 die Rede.

Insgesamt werde die Aktion etwa 60 Millionen Euro kosten, erfuhr die Süddeutsche Zeitung. Die Industrie, insbesondere Hersteller Alstom, trägt davon mehr als die Hälfte. Schon im Oktober vergangenen Jahres hatte sich die Bahn mit Siemens und Bombardier darauf verständigt, die Achsen der neuen ICE-Baureihe 3 komplett zu erneuern, hier geht es um mehr als 60 Züge.

Die Bahn, die schon seit Wochen auch auf ICE-Strecken mit alten Intercity-Zügen unterwegs ist, sucht mittlerweile selbst im Ausland nach Ersatz für ihre angeschlagene Flotte. ,,Wir sind uns nicht zu fein, auch bei anderen Bahngesellschaften anzufragen'', sagte DB-Technikvorstand Volker Kefer. Schon jetzt fährt auf der Strecke Frankfurt-Paris ein französischer TGV.

Im Video: Rund 4000 Lufthansa-Piloten wollen in der kommenden Woche streiken. Das Unternehemn rechnet mit erheblichen Kosten.

Weitere Videos finden Sie hier

Lesen Sie hierzu Berichte in der Süddeutschen Zeitung.

© SZ vom 20.2.2010 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: