Kreuzfahrtschiff in Seenot:So verhalten Sie sich bei einer Havarie

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Wie handeln Passagiere im Notfall am sinnvollsten? Die wichtigsten Fragen und Antworten zu Havarien.

Daniela Dau

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Crew-Mitglieder der Costa Concordia kümmern sich um die Evakuierung des Schiffes.

(Foto: AFP)

Die Havarie der Costa Concordia im Januar 2012 und der Brand auf dem Schwesterschiff Costa Allegra nur wenig später hat es Kreuzfahrt-Passagieren wieder bewusst gemacht: Auch auf den majestätisch dahingleitenden Riesen-Schiffen kann es zu chaotischen Notsituationen kommen, sei es durch technisches oder menschliches Versagen oder extreme Wetterbedingungen. Seitdem bemühen sich viele Reedereien noch stärker darum, dass Passagiere Seenotübungen nicht nur als lästige Pflicht sondern als lebensnotwendige Vorbereitung auf den Ernstfall begreifen. Die wichtigsten Fragen und Antworten zu Havarien auf Kreuzfahrtschiffen.

[] Wie werden Passagiere auf Notfälle an Bord vorbereitet?

In jeder Kabine hängen Schiffspläne mit eingezeichneten Rettungs- und Fluchtwegen, die die kürzeste Strecke zum nächstgelegenen Sammelplatz weisen. Viele Reedereien halten noch vor dem Auslaufen Rettungsübungen ab, mindestens aber, so ist es gesetzlich vorgeschrieben, innerhalb der ersten 24 Stunden der Schiffsreise. Bevor Passagiere die Annehmlichkeiten des Schiffs erkunden, sollten sie sich darüber informieren, wo sich Rettungsboote, Rettungsinseln und Evakuierungsrutschen befinden. Außerdem gilt es, sich mit der Handhabung der Rettungswesten vertraut zu machen und zu prüfen, ob kleinere Westen für Kinder vorhanden sind. Baby- oder übergroße Rettungswesten erhält man bei der Crew. Die Sammelplätze sind in den Bordplänen deutlich markiert, Schilder auf den Decks weisen den Weg.

[] Wie läuft eine Seenotübung ab?

"Es schrillt ein Alarm-Laut oder der Kapitän macht eine Durchsage, die bis in den letzten Winkel des Schiffes zu hören ist", beschreibt Stefan Jaeger vom Passagierverband European Cruiser Association (Eucras) den Beginn einer solchen Evakuierungsübung. Um Passagiere nicht zu erschrecken, würden die Übungen vorher angekündigt. Anhand des Rettungsplans in der Kabine und der individuellen Beschriftung auf den Schwimmwesten wissen die Passagiere, zu welchem Sammelpunkt sie auf ihrem Deck gehen müssen. Unterwegs helfen ihnen Crew-Mitglieder bei der Orientierung, verhindern, dass Passagiere in die Aufzüge einsteigen und kontrollieren, ob sich niemand mehr in den Kabinen befindet. "Nach fünf bis sechs Minuten sollte man eigentlich am Rettungsboot stehen, selbst auf den großen Schiffen", meint Jaeger. Dort werde die Handhabung der Schwimmwesten erklärt und Crew-Mitglieder demonstrierten, wie man in die Rettungsboote einsteigt.

[] Die erste Reaktion im Ernstfall?

Wenn das Alarmsignal im Ernstfall an Bord ertönt, heißt es Ruhe bewahren und nicht in Panik geraten. "Das ist leicht gesagt, aber das einzig Vernünftige", sagt Ulrich Schmidt, Leiter der Dienststelle Schiffssicherheit bei der Berufsgenossenschaft Verkehr in Hamburg. Moderne Kreuzfahrtschiffe seien so gebaut, dass sie auch bei einem Leck - wenn überhaupt - nur sehr langsam sinken. Wenn verrauchte Zonen passiert werden müssen, sollte man gebückt gehen oder auf dem Boden kriechen. Leuchtstreifen in Bodenhöhe zeigen den Fluchtweg an.

[] Wo ist meine Schwimmweste?

In jeder Kabine befinden sich genügend Schwimmwesten für die Reisenden. Wer gerade im Restaurant sitzt oder bei der Massage liegt, wenn der Alarm losgeht, muss sich keine Sorgen machen. Er bekommt eine Schwimmweste am Sammelplatz ausgeteilt. Dass dort genügend Westen vorhanden sind, stellt eine neue Sicherheitsrichtlinie sicher, die knapp 60 große Kreuzfahrtreedereien in den USA und Europa über ihre Dachorganisationen Cruise Lines International Association (CLIA) und European Cruise Council (ECC) beschlossen haben.

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