Filmreif in den Urlaub:Schöner Reisen dank Kino

In Tokio sich selbst finden wie Scarlett Johansson und Bill Murray, Kofferpacken wie ein Hobbit und Feinschmecken wie Mr. Bean in Paris. Wobei, Letzteres lieber nicht. Was Touristen von Filmfiguren lernen können.

Von Irene Helmes

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Gerhard Polt, Gisela Schneeberger, Man spricht deutsh

Quelle: Imago Stock&People

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Film-Tipp 1: Nerven Sie Einheimische nicht mehr als nötig

"Ja, bontschorno!" "Heinz-Rüdiger, da geh her!" Mit Familie Löffler in "Man spricht deutsh" hat Gerhard Polt den Eskapaden deutscher Pauschalurlauber ein Denkmal gesetzt, für die Urlaub letztlich nur die Fortsetzung des Alltags mit anderen Mitteln ist. Den lästigen Einheimischen zum Trotz, versteht sich. Wer gedanklich die Adria mit Thailand ersetzt und den Achtzigerjahre-Bayern ein paar iPhones in die Hand drückt, kann in der Strandposse vielleicht mehr Gegenwart erkennen als gedacht. Am Ende sogar auch sich selbst? Diese tückische Frage kann nur beantworten, wer sich auf Reisen ab und an mal kritisch selbst zuhört. Haben Sie nicht nötig? Nun, Erwin und Irmgard halten sich auch für vorbildliche Gäste.

Im Bild: Gerhard Polt und Gisela Schneeberger in "Man spricht deutsh" (1988)

Bill Murray, Lost in Translation

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Film-Tipp 2: Nichts zu verstehen kann auch ein Anfang sein

Es soll Menschen geben, die nur in Länder reisen, deren Sprache sie sprechen. Für alle anderen kann grundlegende Verständigung eine der größten Tücken auf Reisen sein; wer plötzlich kein Wort mehr versteht, schaltet entweder auf stur oder kommt gründlich ins Grübeln. Dass ein solcher Kulturschock auch zu überraschenden Einsichten ins eigene Seelenleben führen kann, zeigt Sofia Coppolas "Lost in Translation". Also nicht zu früh verzweifeln, wenn sich alles nur noch fremd anfühlt.

Wer nach Tokio reist, kann mit Hilfe dieser Tour auf den Spuren von Scarlett Johansson und Bill Murray über das Leben nachdenken.

Im Bild: Bill Murray in "Lost in Translation" (2003)

Rowan Atkinson, Mr Bean macht Ferien

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Film-Tipp 3: Erst denken, dann bestellen

Tischmanieren sollten "den gemeinsamen Verzehr von Speisen für alle Beteiligten zu einem Vergnügen machen, das nicht durch störende Geräusche oder unschöne Anblicke beeinträchtigt werden darf", heißt es bei den Manieren-Profis von Knigge. Und weiter: "Auch bei Tisch gilt: andere Länder, andere Sitten". Eine einprägsame Vorstellung dessen, was man als Tourist in der Gastronomie unterlassen sollte, liefert "Mr. Bean macht Ferien" beim Besuch in einem Pariser Nobellokal (in voller Pracht ist die Szene hier zu sehen). Also gewöhnen Sie sich besser schrittweise an die Speisen Ihres Urlaubsziels. Das heißt nicht, dass Sie keine Herausforderungen annehmen sollten. Nur ist es gut, wenigstens ungefähr zu wissen, was da aus der Küche auf Sie zukommt. Ihre Tischnachbarn werden es zu schätzen wissen.

Im Bild: Rowan Atkinson in "Mr. Bean macht Ferien" (2007)

Pane e Tulipani Italien Venedig

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Film-Tipp 4: Lassen Sie sich treiben

Man sollte nichts erzwingen wollen. Erst recht nicht auf Reisen. Millionen Menschen sind bereits bei dem Versuch gescheitert, an einem akribisch durchgetakteten langen Wochenende in Venedig den romantischsten, den italienischsten, den perfektesten aller Urlaube zu erleben. Wenn sie irgendwann in einer Horde japanischer und texanischer Gleichgesinnter ihre Illusionen verloren haben, dürfte ihnen die Geschichte von Rosalba Barletta wie blanker Hohn vorkommen. Die schusselige Hausfrau in Silvio Soldinis "Brot und Tulpen" erlebt ihr perfektes Venedig eher aus Versehen, nachdem ihre Reisegruppe sie an einer Autobahnraststätte vergessen hat. Wirklich schöne Reisemomente sind eben oft Glückssache, für die es sich lohnt, spontan zu sein. Nicht dass der Moment vorüberzieht, weil man gerade keine Zeit dafür hat.

Im Bild: Licia Maglietta in "Brot und Tulpen" (2000)

Alain Delon und Marie Laforet in Nur die Sonne war Zeuge

Quelle: imago

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Film-Tipp 5: Vorsicht bei Reisebekanntschaften

Andererseits: Allzu große Blauäugigkeit kann schlimme Folgen haben. Wenn "Brot und Tulpen" dazu animiert, auf Reisen in jedem neuen Gesicht den Beginn einer wunderbaren Freundschaft zu sehen, können misstrauischere Naturen mit dem französisch-italienischen Klassiker "Nur die Sonne war Zeuge" kontern. Zeigt diese Verfilmung des Patricia-Highsmith-Krimis doch böse Überraschungen vor malerischer Kulisse. Einsame Segelausflüge also am besten nur in vertrauenswürdiger Gesellschaft unternehmen.

Im Bild: Alain Delon und Marie Laforet in "Nur die Sonne war Zeuge" (1960), neu verfilmt 1999 als "Der talentierte Mr. Ripley"

The Hangover - Movie Set

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Film-Tipp 6: Wahre Freunde müsst ihr sein

Was für Zufallsbekanntschaften gilt, trifft auf die ständige Reisebegleitung umso mehr zu. Sind Sie sicher, dass Sie den nächsten Urlaub mit den richtigen Leuten planen? Nur dass alle gerne Auto fahren und Sonnenbrillen toll finden, ist noch keine stabile Grundlage für einen stressfreien Roadtrip. Warnsignale für eine riskante Reisegruppe - wie stark überzogene Erwartungen und nur zunächst harmlos wirkende Zwangsneurosen - sind in der "Hangover"-Trilogie zu sehen.

Wer nach Bangkok reist, kann sich dort mit Hilfe dieser Tour auf die Spuren des Wolfsrudels begeben - auf eigene Verantwortung.

Im Bild von links nach rechts: Zach Galifianakis, Bradley Cooper, Ed Helms und Justin Bartha in "Hangover" (2009)

Herr der Ringe The Lord of the Rings: The Two Towers - Movie Set

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Film-Tipp 7: Gut gepackt ist halb gewonnen

Google findet für "Packen für die Reise" 1 680 000 Ergebnisse in 0,29 Sekunden. Worauf alle Ratgeber hinauslaufen, ist aber doch: Stellen Sie sich die Situationen vor, in die Sie auf Ihrer Reise kommen könnten. Was brauchen Sie dafür unbedingt? Die Antwort darauf wird in seltenen Fällen ein Seil sein, wie für Sam Gamdschie im "Herrn der Ringe". Seine Geschichte zeigt aber, dass beim Thema Gepäck die ersten Ideen oft die besten sind. Dass er ein Seil brauchen wird, dämmert Sam schon vor dem Aufbruch ins finstere Mordor. Dass er es trotzdem vergisst, wurmt ihn fürchterlich, bis er unterwegs endlich eins geschenkt bekommt. Es wird Leben retten. Also: Beim Packen alles Nötige immer gleich aufschreiben oder bereitlegen. Und wie sagt Waldläufer Aragorn am Ende von "Die Gefährten" so schön: "Alles, was nicht gebraucht wird, lassen wir hier. Nur leichtes Gepäck." Google weiß es auch nicht besser.

Im Bild: Sean Astin und Elijah Wood in "Der Herr der Ringe - die Gefährten" (2001)

Up in the Air Clooney

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Film-Tipp 8: Reisen will gelernt sein

"All die Dinge, die Sie wahrscheinlich am Reisen schrecklich finden, geben mir das wohlige Gefühl, zu Hause zu sein". Ryan Bingham in "Up in the Air" verbringt seine Tage und Nächte im Wesentlichen an Flughäfen. Wenn er nicht gerade fliegt. Zwar zeigt sich bald, dass im Leben etwas schief läuft, wenn auf Reisen alles Routine ist. Abgesehen davon ist die Selbstverständlichkeit, mit der der Geschäftsmann durch Security-Kontrollen, Check-Ins und Hotels schlendert, aber durchaus beeindruckend. Insofern: Wer Fliegen wie Mr. Bingham als Kunst begreift (und am Flughafen nie wieder durch tollpatschiges Taschenjonglieren oder andere Anfängerfehler auffallen will), bekommt hier idealen Anschauungsunterricht.

Im Bild: Anna Kendrick und George Clooney in "Up in the Air" (2009)

The Beach

Quelle: Imago Stock&People

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Film-Tipp 9: Reisen und reisen lassen

Touristen sind immer die Anderen. Viele Reisende sind sich ihrer Individualität überbewusst, hegen und pflegen sie und ärgern sich - gerne auch lautstark - über all die "Touris", die an den schönsten Orten der Reise immer im falschen Moment durch das Motiv stolpern und sowieso unglaublich stören. Wenige Geschichten haben mit dem Traum vom einzigartigen Erlebnis so perfide gespielt wie "The Beach" nach dem Roman von Alex Garland. Umso erstaunlicher, dass das Drama um eine trügerische Idylle weiter vielen Backpackern als Inspiration dient. Spätestens diese Fotos, die den massenhaften Einfall von Fans am Drehort des Films zeigen, sollten klarmachen: Den Traum, einen perfekten unberührten Ort zu finden, hat nun mal niemand für sich gepachtet. Jedenfalls nicht für sich allein.

Im Bild: Virginie Lédoyen, Leonardo DiCaprio und Guillaume Canet in "The Beach" (2000)

Asterix und Miraculix ueberwachen die Sphinx Produktion 1968 UnitedArchives00689306

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Film-Tipp 10: Halten Sie sich bei Besichtigungen zurück

Sightseeing kann wunderbar sein, Denkmäler sollten aber in dem Zustand verlassen werden, in dem sie vorgefunden wurden. Eine Klettertour wie von Obelix in "Asterix und Kleopatra", die dazu führt, dass die örtlichen Souvenirhändler allen Sphinx-Statuetten das Näschen abmeißeln müssen, ist da wenig vorbildlich. Hier nochmal im Bewegtbild, wie es im Kultururlaub nicht laufen sollte.

Im Bild: Miraculix und Asterix in "Asterix und Kleopatra" (1968)

Little Miss Sunshine

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Film-Tipp 11: Schwierigkeiten sind dazu da, sie zu überwinden

Einen Roadtrip bei den ersten Komplikationen abbrechen? Niemals! Diese Lektion gibt "Little Miss Sunshine". Wenn es Familie Hoover in einem auseinanderfallenden und dauerhupenden VW-Bus trotz Familienkrisen, Beinahe-Verhaftungen und einem Todesfall bis nach Kalifornien schafft, dann ist eigentlich alles möglich. Gute Reise also.

Im Bild: Abigail Breslin und Paul Dano in "Little Miss Sunshine" (2006)

© SZ.de/kaeb/mikö
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