Waldbrände an US-Westküste:Oberbrandmeister Trump gibt Rat

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"Es wird irgendwann kühler werden", versichert der US-Präsident bei einem Besuch im brennenden Kalifornien. Konkurrent Biden attestiert ihm Verachtung für die Wissenschaft.

Von Thorsten Denkler, New York

Am Ende steht die Frage im Raum, für wen dieser Termin wohl nervtötender war. Für den demokratischen Gouverneur von Kalifornien, Gavin Newsom, und eine Handvoll weiterer Offizieller, die seit Wochen schon gegen die riesigen Walbrände an der Westküste kämpfen. Oder für US-Präsident Donald Trump, der sich viel, viel Zeit gelassen hat, die Katastrophenregion zu besuchen. Die knappe halbe Stunde, in der er sich in einem Hangar bei Sacramento über die Lage informieren lässt, hätte er vermutlich lieber auf einem Golf-Kurs oder zumindest mit seinen Fans auf einer Wahlkampfkundgebung verbracht. Alles besser, als sich unter dem Flügel eines Löschflugzeugs vom Typ Lockheed Hercules C-130H der kalifornischen Feuerwehr etwas erzählen zu lassen, was er so gar nicht hören will.

Zum Beispiel, dass diese Waldbrände, die sich derzeit entlang der Westküste über eine Gesamtfläche von der Größe von Rheinland-Pfalz oder Sachsen-Anhalts erstrecken, irgendetwas mit dem Klimawandel zu tun haben könnten. Newsom steht vor der schwierigen Herausforderung, das Offensichtliche nicht zu verschweigen. Trump aber auch nicht zu sehr zu verärgern. Kalifornien ist dringend auf die logistische Unterstützung der Bundesregierung angewiesen, wenn es um die Brandbekämpfung geht. Wer nicht nett zu Trump ist, der hat Probleme. Das haben die Gouverneure in der Corona-Pandemie deutlich zu spüren bekommen.

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Mindestens 35 Menschen sind bei den Bränden im Westen der USA bereits ums Leben gekommen. Die vermutlich noch Wochen anhaltende Waldbrandsaison gilt als die schlimmste seit Beginn der Aufzeichnungen.

Newsom dankt also Trump brav für die Hilfe, stimmt auch mit ihm überein, dass das Forstmanagement sicher verbessert werden könnte. Erinnert aber auch vorsichtig daran, dass nur drei Prozent der Wälder unter bundesstaatlicher Kontrolle stünden. Hingegen 57 Prozent der Waldfläche vom Bund bewirtschaftet werden.

Trump dreht sich ab, als seien Temperaturwerte ein Affront gegen ihn

Außerdem merkt Newsom - mit der gebotenen Zurückhaltung - an, dass er und seine Regierung in Kalifornien davon ausgehen, dass der Klimawandel real sei und diese Krise noch verschärfe. Er bitte Trump lediglich, diese Meinungsverschiedenheiten zu respektieren. Es geht kaum devoter, ohne sich vollends zu verbiegen.

"Aber natürlich", sagte Trump da. Und nichts weiter. Keine Nachfrage, keine Ergänzung von seiner Seite. Trump hat sich Newsoms Monolog so stoisch angehört, wie ein stadtbekannter Schulhof-Flegel die Standpauke des Schuldirektors über sich ergehen lassen würde.

Es ist dann Newsoms Minister für den Schutz natürlicher Ressourcen, Wade Crowfoot, der Trump aus der Reserve lockt. Crowfoot konfrontiert Trump mit ein paar Zahlen. Etwa mit dem neuen Hitzerekord im Death Valley von mehr als 54 Grad Celsius. Oder damit, dass selbst im Raum Los Angeles Temperaturen bis 50 Grad und mehr keine Seltenheit mehr seien. Der Trend zeige, dass die Sommer und Winter wärmer würden. Trump dreht sich ab, als seien bereits unbestechliche Temperaturmesswerte ein Affront gegen ihn.

Crawfoot wendet sich direkt an Trump: "Wir wollen mit Ihnen zusammenarbeiten", sagt er. Allerdings auf Basis der Wissenschaft. "Wissenschaft ist der Schlüssel." Wenn "wir die Wissenschaft ignorieren, den Kopf in den Sand stecken und glauben, es ginge hier nur um Forstmanagement, dann werden wir gemeinsam nicht erfolgreich darin sein, die Menschen in Kalifornien zu schützen." Das ist deutlich.

Trump schweigt für eine Sekunde, als wolle er den Kanonendonner kurz verhallen lassen. Sagt dann knapp "Okay". Um dann mit erschütternder Selbstsicherheit zu erklären: "Es wird irgendwann kühler werden. Sie werden schon sehen."

Irgendwer lacht, hält wohl für einen Scherz, was der Präsident da eben gesagt hat. Ist es nicht.

Crawfoot sagt, er wünschte, die Wissenschaft würde das so sehen wie Trump. Trump zeigt ein breites Grinsen. Eines von der Sorte, das einem Gegenüber unmissverständlich signalisiert, dass der zu weit gegangen ist. Und setzt dann nach: "Nun, ich glaube nicht, dass die Wissenschaft wirklich Ahnung hat."

Trump hat übrigens eine Lösung, wie diese Flächenbrände künftig vermieden werden können. Einfach mal aufräumen im Wald. Oder eben: besseres Forstmanagement. "Wenn Bäume umfallen, werden sie schnell sehr trocken - wirklich wie ein Streichholz", sagte er kurz nach seiner Ankunft am Flughafen McClellan in Sacramento. Reporter berichten, der Rauch habe selbst dort in der Luft gelegen. Die trockenen Bäume würden so ein Feuer erst möglich machen, sagte Trump. Sie ließen es "explodieren". Genauso die Blätter. "Wenn du trockene Blätter auf dem Boden hast, ist das wie Treibstoff für das Feuer."

Das ist nicht verkehrt. Aber wer sich die Waldflächen in Kalifornien ansieht - da braucht es viele Rechen. Die Leute vor Ort überzeugt Trumps Lösung nicht. "Die Blätter vom Waldboden zusammenzuharken, das ist doch verrückt", sagte Ralph Propper, Präsident des Umweltrates von Sacramento, in der New York Times. "Wir sehen doch jetzt, was vorhergesagt wurde: Extremes Wetter wird immer häufiger."

Biden bezeichnet Trump als "Klima-Brandstifter"

3900 Kilometer weiter östlich steht kurz zuvor der demokratische Präsidentschaftsbewerber Joe Biden auf einer Wiese des Naturkundemuseums in seinem Heimatort Wilmington im Bundesstaat Delaware. Im Hintergrund wiegt sich hochgewachsenes Gras im Wind. Er hält hier eine Rede zur Klimapolitik. Oder besser, er verliest eine Anklageschrift gegen Trump und seine Anti-Klimapolitik.

Zwei Dinge macht Biden für die vielen Wetterextreme verantwortlich. Zum einen den Klimawandel. Vor allem aber, dass Trump diesen leugnet. "Wenn wir weitere vier Jahre Trumps Klimaverweigerung haben, wie viele Vororte werden dann in Waldbränden verbrannt?", fragt Biden. "Wie viele Vorstadtviertel werden noch überflutet? Wie viele Vororte werden noch von Superstürmen weggeblasen? " Wer einem "Klima-Brandstifter" und "Klimaleugner" wie Trump seine Stimme gebe, warnt Biden, der dürfe sich nicht wundern, wenn bald noch mehr von den USA in Flammen stehe oder in Fluten versinke.

Als hätte er geahnt, was Trump später mit Bezug auf die Wissenschaft sagen würde, bescheinigt Biden dem US-Präsidenten eine "Verachtung für Wissenschaft und Fakten". Und beschwört den nationalen Zusammenhalt in der Klimakrise. Fragen wie die Reduzierung fossiler Brennstoffe müssten überparteilich angegangen werden.

Viel konkreter wird Biden allerdings nicht. Er spricht nur vage davon, wie wichtig Solarenergie oder LED-Leuchten seien. Sein Wahlkampf ist aber auch nicht darauf ausgerichtet, für etwas gewählt zu werden. Sondern einzig darauf, dass Trump abgewählt wird.

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