Keine drei Wochen vor der Bundestagswahl liegt Landwirtschaftsministerin Julia Klöckner (CDU) noch eine "Waldstrategie" für die nächsten 30 Jahre vor - als "Grundlage für die nächste Bundesregierung". Das Extremwetter der vergangenen Jahre mit seinen Schäden im deutschen Wald stellte eine "Zäsur" dar, sagte Klöckner bei der Vorstellung der Pläne am Dienstag in Berlin. Es brauche nun eine langfristige Strategie, um Wälder an den Klimawandel anzupassen, etwa durch den vermehrten Umbau zu Mischwäldern.
Auch sollten Waldbesitzer für den Beitrag zum Klimaschutz honoriert werden - was die ziemlich gut finden. Bäume nehmen im Wachstum CO₂ auf, was der Klimabilanz zugutekommt. Dies müsse man entlohnen, verlangte Klöckner. Auch müssten mehr naturnahe Wälder entstehen, heißt es in der Strategie, um mehr Raum für Artenvielfalt zu bieten. Gleichzeitig solle aber auch mehr Holz zum Bauen verwandt werden. In ihrer reich bebilderten "Nationalen Waldstrategie 2050" verlangt Klöckner eine "Holzbauquote" bei Neubauten von 30 Prozent. Schließlich lasse sich so Kohlendioxid langfristig speichern. "Wenn es um den Wald geht, dürfen wir uns nicht auf den Zeithorizont von Legislaturperioden beschränken, sondern wir denken und planen mindestens in Jahrzehnten", sagte Klöckner.
Klimawandel:"Unser Planet wird überleben. Die Frage wird sein, ob der Mensch dabei sein kann"
Wie machen sich die Folgen des Klimawandels in Bayern bemerkbar? Der Meteorologe Björn Walz erklärt am Beispiel Ebersberg, welche extremen Wetterphänome drohen.
Doch innerhalb der Regierung sind diese großen Linien nicht abgestimmt, sehr zum Ärger des Umweltministeriums. Klöckner habe "nicht einmal den Versuch einer Abstimmung unternommen", kritisierte Bundesumweltministerin Svenja Schulze (SPD) in der Augsburger Allgemeinen. "Wälder sind mehr als Holzfabriken." Auch Umweltverbände sind unglücklich. "Von einer ökologischen Waldwende fehlt in der Strategie jede Spur", sagte Olaf Bandt, Chef des Umweltverbands BUND.
Schon einen ersten Entwurf hatten Naturschutzverbände im Frühjahr abgelehnt und stattdessen einen Dialog über die Zukunft gefordert. Der WWF verlangte am Dienstag abermals eine "Zukunftskommission Wald", um eine breit getragene Strategie zu entwickeln. Klöckner und ihr Ministerium schadeten "mit ihrer eindimensionalen, selektiven Ressortpolitik allen, die mit dem Wald zukunftsfähig arbeiten wollen", sagte WWF-Waldexpertin Susanne Winter.