US-Wahl:Biden und Trump haben ihre Delegiertenstimmen zusammen

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Joe Biden ist nun auch rein rechnerisch der Präsidentschaftskandidat der Demokraten. (Foto: Brynn Anderson/DPA)

Nach den Vorwahlen im Bundesstaat Georgia ist die Konkurrenz in ihren Parteien aus dem Rennen. Jetzt fehlen noch die Nominierungen, im November liegt dann die Entscheidung bei den US-Bürgern, wer der nächste Präsident wird.

Von Peter Burghardt, Washington

Seit Dienstagabend ist Joe Biden auch rechnerisch der Kandidat für eine zweite Amtszeit im Weißen Haus, jetzt müssen ihn die Demokraten bei ihrem Nominierungskongress vom 19. bis 22. August in Chicago nur noch bestätigen. Die nötigen 1968 Delegierten hatte er nach der Vorwahl in Georgia schnell beisammen, bald waren es sogar mehr als 2000. Der US-Präsident gewann den Bundesstaat mit ungefähr 95 Prozent der Stimmen, später folgte der Sieg in Washington State.

Biden tat sich deutlich leichter als vor vier Jahren, weil er - anders als damals - in seiner Partei keinen richtigen Rivalen hat. Robert F. Kennedy Jr. tritt als unabhängiger Bewerber an, Dean Phillips und Marianne Williamson waren nur Randfiguren und haben inzwischen aufgegeben. Biden war sogar ein paar Stunden früher am Ziel als Donald Trump, mit dem er es am 5. November voraussichtlich zu tun bekommt.

Trump kam dann kurz danach ebenfalls auf seine Mindestzahl an Delegierten, bei ihm 1215; er wird am 15. Juli in Milwaukee offiziell zum Bewerber der Republikaner ernannt. Auch er musste sich in diesen Monaten nie sorgen, dass ihm in seiner Partei jemand in die Quere kommen könnte. Trump kontrolliert die Grand Old Party ja längst in nahezu jeder Hinsicht. Aber zumindest hatte er am Anfang ein paar Widersacher, die einem Teil der republikanischen Wählerschaft lieber wären.

Zuletzt beendete nach dem Super Tuesday vor einer Woche Nikki Haley ihren Wahlkampf, sie zählt zumindest bisher nicht zum Heer von Trumps Unterstützern. Bei der republikanischen Primary in Georgia entschieden sich noch um die 13 Prozent der Teilnehmer für sie. Selbst der längst ausgeschiedene Ron DeSantis bekam ein paar Stimmen. Trump erhielt gut 84 Prozent, weniger als Biden bei den Demokraten - aber was sagt das schon?

In den Umfragen führt Trump knapp gegen Biden

Trump richtet gerade den gesamten Parteiapparat auf sich aus und sieht ansonsten zu, dass die vier Prozesse gegen ihn weiter verzögert oder entwertet werden. In den einen Umfragen führt er knapp gegen Biden, in anderen halten ihn fast 60 Prozent der Befragten für unangenehm. Allzu ernst sind all die Erhebungen fast acht Monate vor dem Showdown im Herbst aber nicht zu nehmen. Es dürfte am Ende auf wenige Wahlkreise ankommen - und auf eine dünne Schicht von Unentschiedenen und Wechselwählern, die meisten von ihnen entscheiden sich vermutlich im letzten Moment.

Wahrscheinlich vertrauen die Demokraten eher auf eine Mehrheit gegen Trumps Skandale und Verrücktheiten als auf eine Mehrheit für Biden. Aber der Amtsinhaber hat Auftrieb bekommen seit seiner Rede zur Lage der Nation, der State of the Union am vergangenen Donnerstag im Kongress. Er will den Moment nutzen und reist gerade viel durch Amerika, vor allem in die umkämpften Swing States. Am Mittwoch und Donnerstag fliegt er nach Wisconsin und nach Michigan, wo ihn kürzlich Sympathisanten der Demokraten mit arabischen Wurzeln mit Enthaltung bestraft hatten.

Der Krieg in Nahost hinterlässt auch in der amerikanischen Bevölkerung Spuren, Kritiker von Bidens Nahostpolitik empfangen ihn auf nahezu jeder Etappe. Sie sind in der Regel wütend wegen seiner Nähe zu Israel und machen Biden für Tod und Zerstörung in Gaza mitverantwortlich, obwohl er zum israelischen Premier Benjamin Netanjahu immer mehr auf Distanz geht und sich für Hilfslieferungen in die palästinensischen Gebiete einsetzt.

Bei Jungen, Afroamerikanern und Latinos ist die Begeisterung für Biden gesunken

Am Wochenende war Biden auch in Georgia, wo er 2020 mit hauchdünnem Vorsprung gewonnen hatte. Trump versuchte seinerzeit, sich von Funktionären noch rasch Stimmen beschaffen zu lassen, was ihm später eine Anklage einbrachte; der Prozess stockt. Vor allem bei jungen Menschen, Afroamerikanern und Latinos ließ derweil die Begeisterung für den Präsidenten nach. Nur etwa 300 000 Interessenten machten bei der Vorwahl mit, beim letzten Mal waren es mehr als dreimal so viele.

Aber das Ergebnis sieht zumindest prozentual gut für den Sieger aus. Er fühle sich geehrt, ließ Biden mitteilen. Eine breite Koalition von Wählern habe ihm erneut ihr Vertrauen geschenkt, "um unsere Partei und unser Land in einer Zeit zu führen, in der die Bedrohung durch Trump größer denn je ist". Er glaube, "dass sich das amerikanische Volk dafür entscheiden wird, uns in die Zukunft zu führen". Diese Zukunft soll trotz seiner 81 Jahre natürlich er sein - denn Joe Biden hofft, dass seine Landsleute den 77-jährigen Donald Trump als Vergangenheit begreifen.

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