Treffen in Camp David:USA, Südkorea und Japan wollen enger zusammenarbeiten

Lesezeit: 2 min

Südkoreas Präsident Yoon, US-Präsident Biden und Japans Premierminister Kishida bei ihrer gemeinsamen Pressekonferenz im Camp David. (Foto: CHIP SOMODEVILLA/Getty Images via AFP)

Die Staats- und Regierungschefs der drei Länder beschuldigen China und Nordkorea, immer aggressiver aufzutreten. US-Präsident Biden kündigt eine Kooperation im Verteidigungsbereich auf einem "noch nie da gewesenen Niveau" an.

Die USA, Japan und Südkorea rücken angesichts zunehmender Spannungen mit China sowie bedrohlicher Signale aus Nordkorea zusammen. Die Staats- und Regierungschefs der drei Länder haben sich bei einem Treffen im amerikanischen Camp David zu gegenseitigen Konsultationen in Krisenzeiten verpflichtet. Ungewöhnlich scharfe Worte fanden US-Präsident Joe Biden und seine Gäste zum Verhalten Chinas, dem sie "gefährliches und aggressives Verhalten" im Bereich des Südchinesischen Meeres vorwarfen.

Auch Nordkorea stand im Fokus: Informationen zu Raketenstarts sollen ab Ende 2023 in Echtzeit geteilt werden. Verabredet wurde auch eine engere Wirtschaftskooperation und ein Frühwarnsystem für Lieferengpässe.

USA
:Biden reguliert US-Investitionen in sensible Technologien in China

In Washington wächst angesichts der Spannungen mit Peking die Sorge, dass das Land dank US-Investitionen seinen Verteidigungssektor aufrüstet. Die Biden-Regierung möchte das verhindern - und China kündigt schon an, sich zur Wehr zu setzen.

Biden sagte, die Begegnung mit dem südkoreanischen Präsidenten Yoon Suk-yeol und dem japanischen Ministerpräsidenten Fumio Kishida sei großartig gewesen. Die Politiker verabredeten jährliche Gipfeltreffen und Militärübungen aller drei Staaten. Die Kooperation im Verteidigungsbereich solle auf ein "noch nie da gewesenes Niveau" gebracht werden. Man wolle auch mit Blick auf Nordkorea die Zusammenarbeit im Bereich Abwehr ballistischer Raketen ausbauen, so Biden. Er wolle bald auch mit Chinas Staats- und Parteichef Xi Jinping sprechen. "Ich erwarte und hoffe, dass wir im Herbst an unsere Gespräche auf Bali anknüpfen werden. Das ist meine Erwartung", sagte Biden.

Zu China und mit Blick auf Gebietsansprüche im Südchinesischen Meer hieß es in der gemeinsamen Erklärung weiter: "Wir wenden uns ... entschieden gegen jeden Versuch, den Status quo in den indopazifischen Gewässern einseitig zu verändern". Die USA beschuldigen China seit langem, einen Expansionskurs zu verfolgen und etwa eine militärische Eroberung Taiwans nicht ausgeschlossen zu haben.

Die einseitigen Versuche, den Status quo im Ost- und Südchinesischen Meer zu verändern, gingen weiter, warnte Japans Premier Kishida mit Blick auf China bei einer gemeinsamen Pressekonferenz. Auch die nuklearen Drohungen Nordkoreas würden immer stärker. Südkoreas Präsident Yoon sagte: "Von diesem Moment an wird Camp David als ein historischer Ort in Erinnerung bleiben." Südkorea, die USA und Japan hätten auf dem Landsitz des US-Präsidenten deutlich gemacht, eine Schlüsselrolle bei der Verbesserung der Sicherheit im Indopazifik und des Wohlstands spielen zu wollen.

Experten gingen davon aus, dass eine Reaktion aus Peking auf die ungewöhnlich deutlich ausgefallene Kritik an der Volksrepublik nicht auf sich warten lassen dürfte. China wirft den USA seit Jahren vor, eine globale Vorherrschaft anzustreben. Anfang Juli hatte die Pekinger Führung an Japan und Südkorea appelliert, sich dem "Zwang zur Einschüchterung und Beherrschung" zu widersetzen, ohne die USA zu nennen.

Nordkorea lässt Kampfjets aufsteigen

Als Erfolg galt bereits vor dem Treffen, dass sich Japan und Südkorea überhaupt zur Zusammenarbeit auch miteinander bereit zeigen. Zwischen beiden Ländern bestehen nach wie vor große Meinungsverschiedenheiten über Geschehnisse zwischen 1910 und 1945, als ganz Korea japanische Kolonie war. Inzwischen spielt für beide aber das Verhalten Nordkoreas eine entscheidende Rolle bei der Gestaltung der Außen- und Sicherheitspolitik. Die Führung in Pjöngjang treibt das Atom- und Raketenprogramm des Landes voran und greift vor allem gegenüber dem Erzfeind USA immer wieder zu harscher Rhetorik.

Ein südkoreanischer Abgeordneter sagte am Donnerstag, Nordkorea könne aus Protest gegen den Dreier-Gipfel erneut eine Interkontinental-Rakete testen oder anderweitig militärisch aktiv werden. Am Freitag meldete Nordkoreas staatliche Nachrichtenagentur KCNA, die Luftwaffe habe am Donnerstag Kampfjets aufsteigen lassen, nachdem ein US-Aufklärungsflugzeug in die nordkoreanische Wirtschaftszone vor der Ostküste des Landes eingedrungen sei.

Ein Vertreter der Koreanischen Volksarmee sagte dazu, das Verhalten der USA sei eine "gefährliche militärische Provokation" gewesen. Nordkorea erwäge Maßnahmen, um ähnliche Vorfälle künftig unterbinden zu können. Details wurden nicht bekannt.

© SZ/dpa/Reuters/jael - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

USA und China
:Biden vergleicht Xi mit "Diktatoren"

Auf einer Spendenveranstaltung setzt US-Präsident Biden Chinas Präsidenten Xi Jinping mit "Diktatoren" gleich. China reagiert empört und bezeichnet die Äußerungen als "politische Provokation".

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: