Nicht nur für die Nato, auch für die Europäische Union dürften die Zeiten schwierig werden. Trump hält die EU für großen Unsinn. Der Brexit-Entscheidung der Briten hat er deutlich hörbar applaudiert. Er hat sich mit Ukip-Mann Nigel Farage einen Wahlkampfhelfer aus Europa geholt, der hier als Enfant terrible verschrien ist.
In der Ukraine-Krise wird die EU, wird vor allem Merkel in Zukunft nicht mehr auf den Beistand der Vereinigten Staaten setzen können. Im Gegenteil. Trump scheint im russischen Präsidenten Waldimir Putin einen neuen Freund gefunden zu haben. Beide sind sich sogar in Auftreten und Habitus ähnlich. Wenn auch Trump noch nicht mit nacktem Oberkörper auf einem Pferd gesichtet wurde.
Gut vorstellbar, dass Trump als eine seiner ersten Amtshandlungen die Krim als Teil Russlands anerkennt. Merkel stünde düpiert da - und nicht nur in diesem Fall. Sie versucht in zähen Verhandlungen mit den Russen eine friedliche Lösung für den Konflikt in der Ukraine zu finden. Präsident Obama hat sie machen lassen. Auch weil er findet, dass die Europäer mehr Verantwortung für das übernehmen sollen, was vor ihrer eigenen Haustür geschieht. Merkel konnte sich aber immer der Rückendeckung des amerikanischen Präsidenten sicher sein. Das dürfte jetzt vorbei sein.
Auch aus dem Syrien-Konflikt wird sich Trump eher raushalten. Er will den Konflikt zwar schnell lösen und den IS zum Teufel jagen. Aber wenn die Russen den Job an der Seite von Syriens Machthaber Baschar al-Assad übernehmen, wird es ihm recht sein. Trumps neuer Freund Putin hat schon jetzt eine führende Rolle in dem Konflikt übernommen - und lässt als Assads Verbündeter Bomben auf die Zivilbevölkerung werfen.
Auch hier galt bisher: Es gibt zumindest den Versuch, eine westliche Allianz gegen den IS und nicht zuletzt gegen eine neue Dominanz Russlands im arabischen Raum zu schmieden. So eine Allianz kann mit Trump wohl begraben werden.
So sehr im arabischen Raum Trumps Versprechen gehört wird, er wolle den IS bekämpfen, so sehr nehmen die Menschen dort auch wahr, wie er über Muslime spricht. Er sieht sie generell als Gefahr für alle Amerikaner. Er will sie sogar nicht mehr ins Land einreisen lassen. Im arabischen Raum wird er sich deshalb schwertun, noch Partner zu finden.
Mit dem türkischen Präsidenten Recep Tayyip Erdoğan ist Trumps Freundeskreis diesseits des Atlantiks dagegen perfekt. Trump hat Erdoğan für dessen rabiates Vorgehen nach dem Putschversuch ausdrücklich gelobt.
Gefährlich könnte gar das Verhältnis zu Iran werden. Noch-Präsident Barack Obama hat - gemeinsam mit den Deutschen - vieles dafür getan, das Verhältnis zu Teheran wieder auf einen gangbaren Weg zu bringen. Er hat den Iranern einen Atom-Deal abgehandelt, der zumindest die akute Gefahr einer atomaren Bewaffnung Irans abgewendet hat. Trump will den Deal rückgängig machen. Iranische Hardliner freuen sich schon darauf, ihr altes Feindbild USA reaktiveren zu können.
Das alles passt in Trumps America-First-Strategie. Er wird sich nur noch dort einmischen, wo er elementare Interessen der USA in Gefahr sieht.
Die andere Achse des Bösen
Wirtschaftlich ist die Lage unübersichtlich. Mit Trump wird es so schnell kein Freihandelsabkommen mit der EU geben. TTIP dürfte Geschichte sein. Trump will ja auch das nordamerikanische Freihandelsabkommen Nafta aufkündigen. Er will eigentlich alle Freihandelsabkommen der USA neu verhandeln.
Das gilt wohl auch für das internationale Klimaabkommen von Paris. Darin hat sich praktisch die ganze Welt darauf verständigt, den Globus um nicht mehr als zwei Grad gegenüber dem Niveau vor Beginn der Industrialisierungsteigen zu lassen. Sogar China ist dabei.
Deutschland hat intensiv an dem Dokument mitgearbeitet. Aber Trump glaubt nicht an den Klimawandel. Wenn die USA aus dem Abkommen aussteigen, dann ist es sehr unwahrscheinlich, dass es länger Bestand haben wird.
Die Welt hat aus europäischer Sicht jetzt eine neue Achse des Bösen: Trump, Putin, Erdoğan. Und im kommenden Jahr könnte noch die Rechtspopulistin Marine Le Pen in Frankreich dazustoßen. Sie hat dann Chancen, dort Präsidentin zu werden.
Noch weiß niemand sicher, ob Trump tatsächlich vorhat, die USA in die Isolation und damit große Teile der Welt in neue, ungeahnte Krisen zu führen. Aber für die Zukunft sieht es düster aus. Sehr düster.