US-Politik:Oder gibt es gar kein Chaos?

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Dazu gehören aber auch die Probleme, in die sein Schwiegersohn Jared Kushner geraten ist. Dessen geschäftliche Verstrickungen haben ihn offenbar im Ausland erpressbar gemacht, was mit ein Grund ist, warum Kushner nun die höchste Sicherheitszulassung entzogen wurde. Unklar ist, ob auch der Abgang von Hope Hicks in diesen Zusammenhang gehört. Trumps Kommunikationschefin hatte am zweitletzten Tag im Amt vor dem Geheimdienstausschuss Fragen zur Russland-Affäre beantworten müssen, unter anderem, ob sie schon einmal für den Präsidenten gelogen habe (was sie gestehen musste). Sie gehörte seit drei Jahren zu Trumps engsten Beratern.

Die dritte Erklärung schließlich heißt: Es gibt gar kein Chaos. Es sind bloß die Medien, die eines herbeireden. Zu hören ist diese These unter anderem bei Fox News, wo die Moderatoren und Studiogäste jede neue Geschichte aus dem Weißen Haus als "small potatoes" und "nothing burgers" abtun: als maßlose, politisch motivierte Übertreibungen. Und tatsächlich gibt es selbst dafür einige Hinweise.

Die Idee mit den Strafzöllen hatte Trump nicht über Nacht, er vertritt sie schon seit Jahrzehnten. Dass er sie nun umsetzen will, kann für Leute wie seinen Wirtschaftsberater Gary Cohn so überraschend nicht gekommen sein, wie der nun streuen ließ. Es dürfte auch nicht falsch sein zu behaupten, dass die Affären und Intrigen in der Polit- und Medienblase von Washington und New York für ungleich mehr Aufregung sorgen als im restlichen Land.

Und doch: Es war eine selbst für Trumps Verhältnisse bemerkenswerte Woche. Und es gibt wenig Anzeichen dafür, dass in seinem Weißen Haus bald Ruhe einkehren wird. Wenn man an die Chaostheorie glaubt, dann liefert eine der schlüssigsten Analysen der Politologe Matt Glassman in der New York Times: Um das Chaos zu stoppen, müsse der Präsident erstens klare und kohärente politische Ziele formulieren. Diese seien bei Trump in wichtigen Fragen - Einwanderung, Waffen, Außenpolitik - nicht zu erkennen. Und zweitens müsse er erfahrene Berater davon überzeugen können, diese Ziele zu verwirklichen. Auch das, schreibt Glassman, sei nicht ersichtlich. Und so regiert Trump vorerst weiter - als Chaospräsident.

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