Wolodimir Selenskij war gemeinsam mit seiner Frau Olena ein paar Sekunden zu früh vor die Tür getreten, während die Kolonne von SUVs, Minivans und gepanzerten Fahrzeugen noch die lange Auffahrt des Marienpalasts entlangrollte - wie es sich für einen guten Gastgeber gehört. Der ukrainische Präsident lebt die meiste Zeit im Dunkel, in Bunkern, er sieht seine Familie nur selten, und dieser kurze Moment, als er neben seiner Frau stand, wartend, angespannt, und sich die beiden anschauten - dieser Moment allein hätte schon gereicht, um die ganze Geschichte zu erzählen. Die Geschichte von einem Land im Ausnahmezustand, von einem Paar wie vielen: getrennt, gegen ihren Willen in einen Krieg gezwungen, der eigentlich zu groß ist für sie. Für alle.
Krieg in der Ukraine:Zwei Männer, zwei Systeme, zwei Reden
Lesezeit: 11 min
Was war nicht alles erwartet worden von Putins Rede. Es war dann doch nur die übliche Hetze gegen den Westen. Am Strand von Sewastopol hörten ein paar Tauben zu.
(Foto: dpa)Während Joe Biden in Kiew und Warschau die große Inszenierung hinlegt, langweilt Wladimir Putin mit einer mäandernden Rede in Moskau. Und der Krieg? Geht einfach weiter.
Von Silke Bigalke, Moskau, Florian Hassel und Cathrin Kahlweit
SZ-Plus-Abonnenten lesen auch:
Psychische Erkrankungen
Wie sich eine Depression äußern kann
Zähne und Zeitgeist
Generation Beißschiene
Feministische Außenpolitik
Feminismus und Geschwafel
Smartphone
Wie man es schafft, das Handy öfter wegzulegen
Sternenkinder
Die Wochen mit Jonathan