Sudan:Sorge um Ortskräfte

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Rauch über dem umkämpften Khartum. Auch die Ortskräfte der deutschen Botschaft haben Probleme, sich täglich mit Lebensmitten zu versorgen. (Foto: Marwan Ali/DPA)

Die Gefechte in der Hauptstadt Khartum gehen weiter - und für die lokalen Mitarbeiter der deutschen Botschaft wird die Lage immer bedrohlicher.

Von Paul-Anton Krüger, Berlin

Schwere Explosionen und Kämpfe haben auch am Wochenende wieder Sudans Hauptstadt Khartum erschüttert, obwohl Saudi-Arabien und die USA die Konfliktparteien zu Gesprächen über eine Waffenruhe drängen. Für das Auswärtige Amt knüpft sich daran nicht nur die Sorge um die Lage in dem nordafrikanischen Land mit seinen 48 Millionen Einwohnern, sondern auch um das Wohlergehen der etwa 40 lokalen Mitarbeiter der Botschaft in der Hauptstadt Khartum.

Bereits Ende April hatten sich die Regionalsprecherinnen und -sprecher der etwa 5400 lokal Beschäftigten der deutschen Auslandsvertretungen weltweit in einem Brief an Außenministerin Annalena Baerbock gewandt und um "schnelle und humanitäre Unterstützung" für die Kollegen in Khartum gebeten. In Teilen kritisiert die vor zwei Jahren ins Leben gerufene Personalvertretung auch das Vorgehen bei der Evakuierungsoperation für die entsandten Diplomaten aus Sudan.

Den Frust bekommen auch die Ansprechpartner in Berlin zu spüren

So bemängelten die Vertreter der Lokalbeschäftigten, dass der Informationsfluss nicht immer ausreichend gewesen sei, etwa über Details der bevorstehenden Ausreise der deutschen Diplomaten, und Ortskräfte auch nicht außer Landes gebracht worden seien, obwohl sie teils gültige deutsche Visa besitzen. Aus dem Auswärtigen Amt hieß es dazu, das Schicksal der lokalen Beschäftigten werde bei der Krisenplanung natürlich mit einbezogen.

Eine Personalversammlung abzuhalten war wegen des Ausbruchs der Kämpfe an einem Wochenende keine realistische Option, später war es zu gefährlich, sich durch die Stadt zu bewegen. Details der militärischen Evakuierung unterlagen zudem der Geheimhaltung, um den Erfolg der Mission nicht zu gefährden. Eine Evakuierung sei aber nur vorgesehen, "wenn sich eine Gefährdung für die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter unmittelbar aus ihrer Arbeit für eine Auslandsvertretung ergibt."

Das war etwa in Afghanistan der Fall und steht auch bei Beschäftigten etwa in Russland im Raum. In Sudan allerdings geht die Gefährdung von den Kampfhandlungen aus, unabhängig davon, ob jemand für eine westliche Botschaft arbeitet oder nicht. Nach eigenen Angaben hat das Auswärtige Amt "regelmäßig Kontakt zu allen lokal Beschäftigten der Botschaft in Khartum". Den Frust der oftmals langjährigen Mitarbeiter bekommen auch deren Ansprechpartner in Berlin zu spüren, also die ausgeflogenen Diplomaten oder die Verantwortlichen in der Personalabteilung.

Arbeitsverträge bleiben laut Auswärtigem Amt "auf absehbare Zeit bestehen"

Ihr größtes Problem ist es, den Lebensunterhalt zu sichern - viele Güter des täglichen Bedarfs sind knapp und teuer, und an Geld zu kommen ist ebenfalls schwierig. Man versuche, wo das wegen des Kampfgeschehens noch nicht vor der Evakuierung geschehen ist, schnellstmöglich die Gehälter für bis zu drei Monate im Voraus auszuzahlen, heißt es dazu aus dem Amt weiter. Dies stoße aber auf praktische Probleme, weil zumindest bis zum Wochenende die Banken in Khartum noch geschlossen waren, alternative Zahlungsmethoden noch nicht wieder zur Verfügung standen und das Mitführen größerer Mengen Bargeld in Khartum ebenfalls ein erhebliches Sicherheitsrisiko mit sich bringe.

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Das Auswärtige Amt hat nach eigener Darstellung "ein Interesse, die Botschaft so schnell wie möglich wieder zu öffnen, wenn die Sicherheitslage es zulässt und sich die Situation im Land stabilisiert". Dabei würde sicher auch den lokalen Beschäftigten eine wichtige Rolle zukommen. Diese arbeiteten "eng und vertrauensvoll mit den entsandten Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern zusammen", heißt es dazu im Auswärtigen Amt; alle Arbeitsverträge blieben "auf absehbare Zeit bestehen". Schon aus Sicherheitsgründen hat das Amt die Mitarbeiter gebeten, bis auf Weiteres zu Hause zu bleiben.

Eine Wiedereröffnung der Botschaft, selbst in reduzierter Form, wäre auch Voraussetzung dafür, dort noch liegende Pässe von Staatsangehörigen Sudans wieder auszugeben, die etwa Visa beantragt oder ihre Papiere zu anderen konsularischen Zwecken bei der Botschaft eingereicht hatten. Allerdings ist der Zustand des Botschaftsareals und die Funktionstüchtigkeit der Einrichtungen dort momentan nicht gesichert - und solange in der Stadt gekämpft wird und es keine belastbare Waffenruhe gibt, ist an eine Wiedereröffnung auch nicht zu denken.

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