SZ-Podcast "Auf den Punkt":Bootsunglück vor Griechenland: Opfer einer tödlichen Asylpolitik

Lesezeit: 2 min

"Auf den Punkt" - der Nachrichtenpodcast der Süddeutschen Zeitung. (Foto: SZ)

Am Mittwoch ist vor der griechischen Küste ein Boot gesunken, wahrscheinlich sind dabei mehr als 500 Geflüchtete ums Leben gekommen. Wie konnte es zu dieser Tragödie kommen?

Von Mirco Keilberth und Nadja Schlüter

Auf Fotos sieht man, wie Menschen dicht an dicht sitzen, jeder Zentimeter an Bord des alten Fischtrawlers ist belegt: Mit dem Boot, das von der Stadt Tobruk an der libyschen Küste aus gestartet ist, sollten offenbar bis zu 700 Migranten die italienische Küste erreichen. In der Nacht zum Mittwoch ist das Boot vor der Halbinsel Peloponnes gesunken. Hunderte Menschen sollen dabei unter Deck eingeschlossen gewesen sein, darunter viele Kinder.

Bisher konnten 104 Menschen gerettet werden, 78 wurden tot geborgen. Die Zahl der Toten ist wahrscheinlich noch um einiges höher, die griechischen Behörden rechnen mittlerweile mit mehr als 500.

"Dass die griechische Küstenwache dieses völlig überladene Boot 24 Stunden vor dem Sinken gefunden hat, ist fast schon mehr als ein Skandal. In gar nicht so ferner Zukunft werden wir davon sprechen, dass das eigentlich Mord war - und zwar nicht nur durch die libyschen Menschenhändlern, sondern auch durch alle, die weggeschaut haben", sagt Mirco Keilberth, der für die SZ aus Nordafrika berichtet.

Dass aktuell wieder mehr Menschen die Flucht über das Mittelmeer wagen, hat verschiedene Gründe wie wirtschaftliche Krisen oder die Auswirkungen des Klimawandels - aber auch politische. Keilberth nennt hier unter anderem die Taktik des libyschen Warlords Khalifa Haftar, der eine neue Fluchtroute über Damaskus und Libyen etabliert hat, um der EU zu zeigen, dass er ein verlässlicher Partner ist und Migrationsströme kontrollieren kann. Aber auch die aktuelle Hasskampagne gegen Migranten in Tunesien treibe viele Menschen dort in die Boote. Die EU will Tunesien jetzt finanziell unterstützen, um diese Fluchtbewegungen einzudämmen. "Aber das mit Geld zu lösen, wird nicht funktionieren", sagt Keilberth. "Ich glaube, eine Partnerschaft auf Augenhöhe mit diesen Ländern ist eigentlich die einzige Lösung." Die EU müsse einen Weg finden, Migration aus Nordafrika zu legalisieren .

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Moderation, Redaktion: Nadja Schlüter

Redaktion: Tami Holderried

Produktion: Jakob Arnu

Zusätzliches Audiomaterial über Reuters.

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