SZ-Podcast "Auf den Punkt":Ausschreitungen in Brasilien: Warum es kein Putschversuch war

Lesezeit: 1 min

"Auf den Punkt" - der Nachrichtenpodcast der Süddeutschen Zeitung. (Foto: SZ)

In Brasilien hat ein rechter Mob den Regierungsbezirk gestürmt. Wie stabil ist die Demokratie in Südamerikas größtem Land?

Von Christoph Gurk und Lars Langenau

Ende Oktober 2022 hat bei den Präsidentschaftswahlen in Brasilien Lula da Silva knapp gegen den rechtsextremen Amtsinhaber Jair Bolsonaro gewonnen. An Neujahr ist der linke Politiker vereidigt worden - und am 8. Januar dann hat sich der ganze Hass der Rechten entladen: Ein Mob ist in staatliche Institutionen in Brasilia eingedrungen und hat Verwüstungen hinterlassen.

Das alles erinnert an den Sturm aufs US-Kapitol am 6. Januar 2021. Nur, dass sich Bolsonaro nicht aktiv eingeschaltet hat, wie der damalige Wahlverlierer Trump - und Lula bereits im Amt war. Für den Präsidenten sind die Randalierer "Vandalen" und "fanatische Faschisten", die wegen mangelhafter Sicherheitsvorkehrungen hätten wüten können.

Jedenfalls war es wohl kein Putschversuch, meint SZ-Südamerika-Korrespondent Christoph Gurk. Vielmehr sei es ein Versuch der Rechten gewesen, "Randale zu machen". Denn es habe "überhaupt keinen Sinn" gemacht, was da am Sonntag passiert ist. Man hätte da niemanden stürzen können, da die Politiker alle weg waren. Sie haben Angst verbreiten wollen und zeigen wollen, dass sie trotz des neuen linken Präsidenten noch da seien. Auch bei den Straßenblockaden nach der Wahl hätten "große Geldgeber aus der Agrarindustrie" hinter den Protesten gesteckt.

Spannend wird, wie sich das Militär in naher Zukunft verhalten wird. Der nach Florida geflüchtete Bolsonaro sei "insofern verantwortlich für die Gewalt, weil er im Vorfeld von den Wahlen schon seit Monaten, teilweise sogar seit mehr als einem Jahr immer wieder Zweifel an diesem Wahlsystem geschürt hat". Für diese Behauptung gibt es keine Hinweise. "Seine Anhänger glauben es trotzdem", sagt Gurk. Es werde für Lula "sehr schwierig werden, dieses Land zu einen, was er eigentlich versprochen hatte".

Weitere Nachrichten: Räumung von Lützerath wohl noch diese Woche, Anti-Terror-Einsatz in Castrop-Rauxel: Bislang keine Beweise gefunden.

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