Was Mitt Romney wirklich denkt: In einem heimlich aufgezeichneten Video vor reichen Unterstützern lästert er über seine Mitbürger. Ein Großteil der Amerikaner zahle keine Steuern, koste den Staat nur Geld. Damit knüpft er an die bisherigen Patzer an, mit denen sich Republikaner und Demokraten im Wahlkampf zur Lachnummer machen. Ein Überblick über die größten Ausrutscher. "Obama-Wähler glauben, sie sind Opfer" Er dachte, er könnte frei reden, er dachte, das, was er sagt, bliebe im Raum. Doch heimlich lief ein Video mit, das fünf Wochen vor der Wahl offenbarte, was Mitt Romney wirklich über Obamas Wähler denkt. 47 Prozent seien Abzocker, die glaubten, sie seien Opfer und die Regierung müsse für sie sorgen, sagte der republikanische Präsidentschaftsbewerber während eines privaten Empfangs für reiche Wahlspender. Als Kandidat für das Weiße Haus sei es seine Aufgabe, "mir über diese Leute keine Sorgen zu machen". Später darauf angesprochen, erklärte Romney, dass er sich "nicht elegant ausgedrückt" habe, er nahm aber nichts zurück. Es ist nicht der erste verbale Patzer der republikanischen Kandidaten:
Paul Ryan - "Zwei Stunden und etwas" Auch Paul Ryan hat sich bereits verbale Ausrutscher geleistet. In einem Interview sprach der Läufer Ryan, im Hauptberuf Vizepräsidentschaftskandidat der US-Republikaner, über seine bisherigen Erfahrungen beim Marathon. Einen sei er mitgelaufen - mit persönlicher Bestzeit von "zwei Stunden und etwas über 50 Minuten". Für 42,2 Kilometer eine exzellente Zeit, Ryans Fans waren beeindruckt. Dumm nur für ihn, dass emsige Faktenchecker Romneys "runnig mate" der Falschangabe überführten: Einer Marathon-Datenbank zufolge lief Ryan eine - immer noch gute - Zeit von vier Stunden und einer Minute. Zum Vergleich: Bei den Olympischen Spielen in London brauchte der Letztplatzierte Tsepo Ramonene aus Lesotho 2 Stunden und 55 Minuten. In seiner Stellungnahme rechtfertigte sich Ryan: "Der Wettlauf ist mehr als 20 Jahre her."
Mitt Romney - "Scheich-Leute" Ausgerechnet in einer Beileidsbekundung nach der Schießerei in einem Sikh-Tempel leistet sich Mitt Romney einen Patzer. Der republikanische Präsidentschaftskandidat verwechselte das Wort "Sikh" mit "Sheikh" (Scheich). Im Englischen werden beide Wörter ähnlich ausgesprochen. Laut Washington Post hatte Romney noch kurz zuvor bei einem Wahlkampfauftritt im Bundesstaat Illinois korrekt über die Sikh-Religion gesprochen. Nur Stunden später verhaspelte er sich bei einer Abendveranstaltung in Iowa gleich zweimal, sprach von einem "Sheikh"-Tempel und den "Sheikh"-Leuten.
"Beunruhigende Zeichen" Bei seinem Besuch in London zum Auftakt der Olympischen Spiele brüskierte Romney die Gastgeber. Ein Journalist fragte den US-Präsidentschaftskandidaten, ob London auf die Olympischen Spiele gut vorbereitet sei. Daraufhin antwortete Romney, es gebe "beunruhigende Zeichen", ob Großbritannien in der Lage sei, ein Ereignis dieser Größenordnung auszurichten. Diese Reaktion ist besonders irritierend, weil die Reise nach London eigentlich eine Charme-Offensive sein sollte.
"Die Nation Großbritannien" Romneys Bemühungen um Schadensbegrenzung machten seinen Patzer nur noch schlimmer. In einer Pressekonferenz ignorierte er nicht nur die Fragen von US-Journalisten. Er sprach auch davon, dass er eine "besondere Beziehung zur Nation Großbritannien" habe. Das Problem daran: Es gibt keine "Nation Großbritannien". Die Nationen von England, Schottland und Wales verstehen sich als einzelne Nationen im Vereinten Königreich Großbritannien und Nordirland. Nebenbei plauderte Romney in London auch noch von einem Treffen mit dem britischen Geheimdienst MI6, das eigentlich nicht öffentlich werden sollte. Schon im Jahr 2010 äußerte Romney sich auf etwas spezielle Art über Großbritannien. In seinem Buch "No Apology" heißt es: "England ist nur eine kleine Insel mit kleinen Straßen und kleinen Häusern. Es produziert mit wenigen Ausnahmen keine Dinge, die Menschen im Rest der Welt kaufen möchten. Wenn es nicht vom Wasser umgeben wäre, wäre es mit hoher Wahrscheinlichkeit Hitler zum Opfer gefallen."
"Ann fährt ein paar Cadillacs" Schon während des Vorwahlkampfs der Republikaner leistete Mitt Romney sich einige grobe Schnitzer: Bei einer Rede im Detroit Economic Club ließ der Multimillionär durchblicken, dass er einen Mustang und einen Chevy fahre, seine Ehefrau Ann gar "ein paar Cadillacs". Sein Image als schnöseliger Superreicher wurde er so nicht los.
"Ich entlasse gerne Leute" In einem Interview sagte Romney sogar: "Um die Armen mache ich mir keine Sorgen." Für seine Gegner ein weiterer Beweis dafür, dass der Präsidentschaftskandidat ein abgehobener Vertreter der Elite ist. Politisch gilt er wegen seiner früheren Tätigkeit als Unternehmensberater und seines enormen Vermögens als angreifbar. Dazu passte auch eine andere Aussage Romneys: "Ich mag die Möglichkeit, Leute entlassen zu können", sagte er. Er meinte damit zwar, dass er gerne die Versicherung wechselt, wenn deren Leistung nicht stimmt. Doch der ehemalige Gouverneur von Massachusetts hätte sich darüber im Klaren sein müssen, dass die Äußerung im Zuge der Diskussionen um seine früheren Geschäftspraktiken bei der Investment-Firma Bain Capital hohe Wellen schlagen würde.
Barack Obama - "Der Privatwirtschaft geht es gut" Doch auch die Demokraten leisteten sich bereits Patzer im Wahlkampf. Auf einer Pressekonferenz im Juni zählte Barack Obama Erfolge auf, die US-Firmen in den vergangenen Jahren erreicht hatten. Dann der folgenschwere Satz: "Der Privatwirtschaft geht es gut." Angesichts von 8,2 Prozent Arbeitslosigkeit und einer schwächelnden Wirtschaft löste das einen Sturm der Entrüstung aus. Die Republikaner werteten die Aussage als Zeichen, dass Obama die Sorgen der amerikanischen Arbeiter und Mittelklasse nicht kenne.
Harry Reid - "17 wütende alte weiße Männer" Harry Reid führt die demokratische Mehrheit im Senat. Bei einer Rede kritisierte er kürzlich konservative Gruppen dafür, die Präsidentschaftswahl finanziell beeinflussen zu wollen. Dabei gebrauchte er eine etwas unglückliche Formulierung: "Am Tag nach der Wahl werden 17 wütende, alte, weiße Männer aufwachen und realisieren, dass sie gerade das Land gekauft haben." Kommentatoren auf Twitter machten sich über Reids Aussage lustig: Er sei schließlich selber ein alter weißer Mann.
Rick Perry - "Oops" Die Republikaner führen die Liste der Wahlkampf-Pannen aber eindeutig an. Im Vorwahlkampf blamierte sich der texanische Gouverneur Rick Perry bei einer TV-Debatte, als ihm auf einmal nur noch zwei der drei Ministerien einfielen, die er nach seinem Einzug ins Weiße Haus abschaffen wolle. Nach zwei Antwortversuchen, viel Gestammel und 53 Sekunden langem Schweigen musste er schließlich eingestehen: "Ich kann das dritte nicht bennen. Sorry. Oops." Außerdem irrte Perry sich bei einem Auftritt sowohl über das Datum der kommenden Präsidentschaftswahl als auch über das Mindestalter fürs Wählen.
Newt Gingrich - "Nehmt erst einmal ein Bad" Neben Rick Perry und Mitt Romney kämpfte auch Newt Gingrich darum, Präsidentschaftskandidat der Republikaner zu werden. Dabei schlug er teilweise einen rauen Ton an: Auf einer Veranstaltung konservativer christlicher Gruppen in Iowa beleidigte der ehemalige Sprecher des Repräsentantenhauses die Occupy-Bewegung und empfahl: "Nehmt erst einmal ein Bad, und sucht euch dann einen anständigen Job."
Michele Bachmann - Hillary Clinton und die Muslim-Bruderschaft Und noch eine darf in dieser Liste natürlich nicht fehlen, auch sie eine ehemalige Präsidentschaftsbewerberin der Republikaner und Favoritin der ultrakonservativen Tea-Party-Bewegung: Michele Bachmann. Sie sorgte mit der Behauptung für Schlagzeilen, dass eine langjährige Mitarbeiterin von Außenministerin Hillary Clinton Teil einer Verschwörung der Muslim-Bruderschaft sei. Diese habe zum Ziel, die Regierung zu infiltrieren. Einen von vielen weiteren Fauxpas' hatte sich Bachmann schon im November 2011 bei einem Wahlkampfauftritt in Iowa geleistet. Im Zusammenhang mit einem Angriff iranischer Studenten auf die britische Botschaft in Teheran sagte sie, wenn sie Präsidentin wäre, gäbe es keine US-Botschaft in Iran. Das Problem daran: Bereits 1980 haben die USA alle diplomatischen Beziehungen zu Iran beendet.