Romney in London:Kandidat auf Fettnäpfchen-Tour

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Mitt Romney wollte in der Heimat als gewiefter Außenpolitiker glänzen, doch auf der ersten Station seiner Reise leistet er sich gleich mehrere Fehltritte. Der Obama-Herausforderer kränkt in London die Gastgeber der Olympischen Spiele - und statt zu glänzen, muss er sich jetzt um Schadensbegrenzung bemühen.

Das hatte er sich ganz anders vorgestellt. Im Wahlkampf wollte sich Mitt Romney in der Heimat als gewandter Staatsmann präsentieren, als Außenpolitiker von Format, doch gleich zu Beginn seiner Auslandsreise sieht sich der Herausforderer von US-Präsident Barack Obama gezwungen, Schadensbegrenzung zu betreiben.

Nach heftiger Kritik an seinen Äußerungen zum Stand der Vorbereitungen vor den Olympischen Spielen in London versucht der US-Präsidentschaftsbewerber jetzt, den Fuß aus dem Fettnäpfchen zu ziehen: "Ich gehe davon aus, dass die Spiele höchst erfolgreich sein werden", erklärte Romney.

Zuvor hatte er mit negativen Äußerungen über die Vorbereitungsarbeit der Gastgeber Aufsehen erregt. Es sei "schwer zu sagen, wie gut es werden wird", hatte Romney im US-Fernsehsender NBC erklärt.

Es gebe "beunruhigende Zeichen", ob Großbritannien in der Lage sei, ein Ereignis dieser Größenordnung auszurichten. Romney hatte als Chef des Organisationskomitees die Olympischen Winterspiele von Salt Lake City 2002 mitorganisiert.

Londons Bürgermeister Boris Johnson widersprach dem Amerikaner sofort. "London ist so gut auf die Olympischen Spiele vorbereitet wie jede andere Gastgeberstadt zuvor", sagte er. "Ich mache mir Gedanken darüber, dass ich mir nicht genug Gedanken machen kann", sagte er.

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Auch Premierminister David Cameron sagte, die Olympischen Spiele zeigten schon jetzt, dass Großbritannien "ohne Zweifel in der Lage ist, zu liefern". Und das sogar in wirtschaftlich schwierigen Zeiten.

Mitt Romney in London: Hätte besser laufen können. (Foto: Reuters)

Einen Seitenhieb auf Romney konnte er sich nicht verkneifen: "Wir organisieren die Olympischen Spiele in einer der belebtesten, aktivsten Städte der Welt", sagte er, um dann, mit Blick auf Romney und Salt Lake City, zu lästern: "Es ist natürlich einfacher, wenn man die Spiele mitten im Nirgendwo abhält."

Romney war als Präsidentschaftskandidat der Republikaner nach London gereist und hatte sich mit Premier Cameron, dessen Stellvertreter Nick Clegg sowie Ex-Premier Tony Blair und Oppositionsführer Ed Miliband getroffen.

Er will im Anschluss auch Polen und Israel besuchen. Die Reise gilt als Bewährungsprobe für Romney auf internationalem Parkett. In der Heimat wird im Wahlkampf genau beobachtet, wie er sich im Ausland präsentiert.

© Süddeutsche.de/dapd/dpa/segi - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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