Palästina-Konflikt:Abbas bricht Kontakte zu Israel ab

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Palästinenserpräsident Mahmud Abbas. (Foto: AFP)

Aufgrund des Streits um den Tempelberg in Jerusalem hat der Palästinenserpräsident alle Beziehungen zu Israel aufgekündigt.

Von Dunja Ramadan

Und wieder ist sie zu hören, die Parole, die schon in der Ersten und Zweiten Intifada die Massen antrieb: "Mit unserer Seele und unserem Blut werden wir die Al-Aksa-Moschee verteidigen", rufen Hunderte Palästinenser, während sie durch die Altstadt von Ostjerusalem ziehen.

Wegen der verschärften Kontrollen am Jerusalemer Tempelberg hat die Palästinensische Autonomiebehörde die diplomatischen Beziehungen zu Israel eingefroren. Palästinenserpräsident Mahmud Abbas sagte am Freitag, die Beziehungen würden erst dann wieder aufgenommen, wenn Israel die Sicherheitsmaßnahmen wieder aufhebe. Am Freitag hatte es wegen der zusätzlichen Kontrollen schwere Zusammenstöße zwischen palästinensischen Demonstranten und israelischen Sicherheitskräften gegeben.

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Ausschreitungen im Westjordanland

Nach dem blutigen Anschlag auf dem Tempelberg vor einer Woche, bei dem zwei israelische Polizisten und drei arabische Angreifer starben, hatten die Israelis die Kontrollmaßnahm an der für Juden und Muslime heiligen Stätte am Tempelberg und in ganz Jerusalem verschärft. Daraufhin kam es nach dem Freitagsgebet rund um Jerusalems Altstadt und im Westjordanland zu Ausschreitungen.

Dieser Freitag sollte jedoch noch blutiger werden: 400 Palästinenser wurden verletzt, drei getötet. In den sozialen Netzwerken ist zu sehen, wie ein in eine Decke gewickelter junger Mann, eingewickelt in eine rote Wolldecke, von einer Menschenmenge getragen wird. Über dem Bild steht, er werde zu seiner Beerdigung gebracht. Es soll sich dabei um den 17-jährigen Muhammad Sharf handeln, der im arabischen Ostteil Jerusalems, im Viertel Ras al-Amud, in den Kopf getroffen wurde, wie das Gesundheitsministerium der palästinensischen Autonomiebehörde mitteilte. Auch die anderen Opfer sollen durch Schüsse getötet worden sein.

Später am Abend dann gab es in einer jüdischen Siedlung im Westjordanland auch auf israelischer Seite Opfer zu beklagen: Ein Angreifer drang in ein Haus in Neve Zuf nordwestlich von Ramallah ein und erstach dort zwei Bewohner, wie die Armee mitteilte. Zwei weitere Menschen verletzte er, bevor er erschossen wurde. Zur Identität des Täters machte die Armee keine Angabe.

Abbas bat die Vereinigten Staaten, zu vermitteln

Dass das muslimische Freitagsgebet auf dem Tempelberg nach dem "Tag des Zorns" nicht ohne Zwischenfälle stattfinden würde, war vorauszusehen. Vor allem die installierten Metalldetektoren rund um den Tempelberg erregten den Zorn vieler Palästinenser. Sie werten es als Versuch Israels, mehr Kontrolle über die Al-Aksa-Moschee und das Areal zu erlangen. Israel betont aber, es wolle den Status quo nicht verändern. Die Metalldetektoren seien unentbehrlich, um die Sicherheit aufrechtzuerhalten, argumentierte die israelische Regierung.

Muslimische Autoritäten riefen daraufhin zu Massenprotesten auf, sollten die Vorrichtungen nicht bis Freitag beseitigt sein. Die Detektoren blieben, die Demonstranten kamen. Als die israelische Polizei am Freitag Männern unter 50 Jahren den Zutritt zum Gebet am Tempelberg untersagte, fachte das die Wut der Palästinenser weiter an. Nur Frauen und Männer über 50 Jahren erhielten Zutritt. Hunderte jüngere Männer beteten deshalb auf der Straße außerhalb der Altstadtmauern.

Palästinenserpräsident Mahmud Abbas bat die US-Regierung, in der Krise zu vermitteln, berichtete die palästinensische Nachrichtenagentur Wafa am Freitag. Die israelische Tageszeitung Haaretz berichtete, die Polizei habe das an die Altstadt grenzende Viertel Wadi al-Joz gestürmt und Festnahmen durchgeführt.

Jordanien ist bis heute Hüter der religiösen islamischen Stätten im arabisch geprägten Ostteil Jerusalems, den Israel 1967 erobert und später annektiert hatte. Das Tempelberg-Plateau mit den beiden Moscheen untersteht heute der islamischen Waqf-Stiftung. Zwar sind die Israelis für die Sicherheit dort verantwortlich, doch nur Muslime dürfen dort beten. Bereits in der Vergangenheit zeigte sich die enorme emotionale Sprengkraft des Tempelbergs. Als am 28. September 2000 der israelische Oppositionsführer Ariel Scharon den Berg besuchte, empfanden das die Palästinenser als Provokation, was zu einem blutigen Konflikt führte: der Zweiten Intifada.

© Süddeutsche Zeitung vom 22.07.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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