Umwelt:Tote Fische im Oder-System alarmieren Behörden

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Ein toter und schon stark verwester Fisch wird im Sommer 2022 von Helfern aus dem Wasser des deutsch-polnischen Grenzflusses Westoder, nahe dem Abzweig vom Hauptfluss Oder, geholt. (Foto: Patrick Pleul/dpa)

In zwei Kanälen in Polen sind erneut viele Tiere verendet. Die Regierung in Warschau setzt einen Krisenstab ein, die deutsche Umweltministerin Lemke ist besorgt: Die polnische Industrie dürfe nicht so viel Abwasser in die Oder einleiten.

Nach dem Fund toter Fische im Gewässersystem der Oder hat die polnische Regierung einen Krisenstab eingerichtet. In der vergangenen Woche wurden auf polnischem Gebiet in zwei Kanälen des Oder-Systems etwa 450 Kilogramm verendete Fische entdeckt. Bundesumweltministerin Steffi Lemke (Grüne) zeigte sich alarmiert über die Nachrichten. Noch sei das Fischsterben "ein ganzes Stück von der deutsch-polnischen Grenze entfernt, aber es besteht die Sorge vor einem ähnlichen Szenario wie im letzten Sommer", sagte eine Sprecherin des Umweltministeriums. Polen müsse die Einleitung von Industrieabwasser in die Oder reduzieren.

In den beiden betroffenen Kanälen - dem Gleiwitzer und dem Kędzierzyn-Kanal - wurden ein zu geringer Sauerstoffgehalt gemessen und giftige Goldalgen nachgewiesen. Eine übermäßige Blüte dieser Algen war vermutlich verantwortlich für das massenhafte Fischsterben in der Oder im vergangenen Sommer. Die beiden Kanäle verbinden in Oberschlesien die Oder mit den Häfen der Industrieanlagen von Gliwice (Gleiwitz) und Kędzierzyn-Koźle und gehören zum Gewässersystem des großen Flusses. Noch ist die Oder selbst nicht betroffen.

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Um die aktuelle Situation zu verbessern, ist laut Umweltministerium ein schneller und transparenter Austausch über die Situation nötig. Die Verantwortung liege vor allem bei den polnischen Behörden und bei den Bundesländern.

Lemke spricht von zäher Kooperation mit Polen

Anfang Juni hatte sich Bundesumweltministerin Lemke mit ihrer polnischen Kollegin getroffen, um die Zusammenarbeit zu verbessern. Ziel sei es, die Oder besser zu schützen und ein neuerliches Fischsterben zu verhindern. Im Vorfeld des Treffens beschrieb Lemke die Zusammenarbeit mit Polen als "teilweise schwierig" und "zäh". Es gebe "unterschiedliche Ansichten".

Polen müsse mehr gegen die Salzeinleitungen unternehmen, sagte Lemke. Aktuelle Messungen zeigten, dass der Salzgehalt der Oder weiter zu hoch sei. Polen macht vor allem die Temperaturanstiege im Flusssystem für das Algenwachstum verantwortlich. Die Behörden denken darüber nach, Altarme der Oder abzuriegeln, um die Ausbreitung der Goldalgen zu stoppen. Außerdem sollen die Einleitungen von Industrie- und Haushaltsabwässern in Abhängigkeit von den Wassermesswerten systematisch gesteuert werden. Eine weitere Empfehlung des Krisenstabs ist die Anreicherung des Wassers mit Sauerstoff.

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