Anti-Terror-Einsatz:Frankreich zieht sich aus Mali zurück

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Französische Soldaten beenden einen Einsatz in der Sahelzone und verlassen ihren Stützpunkt in Gao, Mali. (Aufnahme aus dem Jahr 2021). (Foto: Uncredited/dpa)

Paris und Verbündete ziehen Konsequenzen aus der Machtübernahme des Militärs und beenden nach acht Jahren ihren Einsatz gegen Terroristen des IS und von al-Qaida.

Von Thomas Kirchner

Frankreich und seine Verbündeten wollen ihren Anti-Terror-Einsatz in Mali beenden. In einer gemeinsamen Erklärung hieß es am Donnerstag, Frankreich, Kanada und die europäischen Partner des Kampfeinsatzes hätten einen koordinierten Abzug aus dem westafrikanischen Land beschlossen. "Wir können uns nicht weiterhin militärisch an der Seite von Machthabern engagieren, deren Strategie wir ebenso wenig teilen wie ihre heimlichen Ziele", begründete Frankreichs Präsident Emmanuel Macron den Schritt im Élysée-Palast. Der Kampf gegen den Terror könne nicht alles rechtfertigen. Macron verwies insbesondere auf die Söldner der kremlnahen Organisation "Wagner", die die Junta in Bamako ins Land geholt habe.

Die Entscheidung, die Macron zuvor bei einem Treffen mit europäischen und afrikanischen Politikern besprochen hatte, setzt einem mehr als achtjährigen Engagement ein Ende, das die frühere Kolonialmacht acht Milliarden Euro gekostet hat. Das Ziel war, Terroristen des IS und von al-Qaida zu bekämpfen. Seit der Machtübernahme des Militärs in Mali 2020 hatten sich die Beziehungen stark verschlechtert, gipfelnd zuletzt in der Ausweisung des französischen Botschafters.

Der Abzug betrifft die französisch geführten Missionen Barkhane und Takuba. An Takuba sind 14 europäische Länder sowie Kanada beteiligt, nicht aber Deutschland. Die Bundeswehr stellt 1000 Soldaten für die Stabilisierungsmission Minusma der UN und 300 für die Ausbildungsmission EUTM der EU. In Berlin gibt es starke Zweifel, dass das Mandat für die Beteiligung an EUTM verlängert wird.

Die französische Regierung plant, ihre etwa 2400 Soldaten in Mali bis zum Herbst abzuziehen und ihre drei großen Stützpunkte zu schließen. Ein Chaos wie in Afghanistan soll vermieden werden. Frankreich und die EU wollen den Kampf gegen den Terror nun anderswo in der Sahelregion fortsetzen. Vor allem Niger sei bereit, europäische Truppen aufzunehmen, sagte Macron. Dort baut ein französisches Unternehmen Uran für französische Atomkraftwerke ab. Auch Länder wie Ghana, Benin oder die Elfenbeinküste seien bereit für neue Partnerschaften. In Paris denkt man an punktuelle Kampfeinsätze, Hilfe bei der Armee-Ausbildung, aber auch zivile Projekte.

Dass Frankreich in Mali "gescheitert" sei, wies Macron zurück. "Mali wäre zusammengebrochen, wenn wir 2013 nicht interveniert hätten." Frankreich sei auf Bitten Malis und anderer Staaten in der Region tätig geworden. Ländern wie Mauretanien oder Niger habe der Einsatz auch mehr Stabilität gebracht. Klar sei aber, dass ausländische Truppen die nationalen nicht ersetzen könnten. Es schließe sich ein Kreis, sagte ein französischer Offizier im Radio. "Es wird keine großen militärischen Operationen in Afrika mehr geben, zumindest nicht in näherer Zukunft."

Begleitet wurde Macron bei seiner Ankündigung von den Präsidenten Senegals und Ghanas, Macky Sall und Nana Akufo-Addo. Beide äußerten Verständnis für die Entscheidung, betonten aber, ein Engagement der Weltgemeinschaft in Westafrika sei weiterhin nötig. "Wir können den Terrorismus nur bekämpfen, wenn wir nicht nur auf das Militärische schauen", sagte Sall. Es müsse auch in Bildung und Wirtschaftsprojekte für die Jugend investiert werden.

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