Protestaktionen:Mehr als 20 Sitzblockaden in Berlin

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Eine blockierte Straße am Montagmorgen im Berliner Stadtteil Friedrichshain. (Foto: Fabrizio Bensch/Reuters)

Die Klimaaktivisten der "Letzten Generation" machen ihre Ankündigung wahr und kleben sich auf vielen Straßen der Hauptstadt fest. Es kommt zu wütenden Protesten, ein Mann versprüht Reizgas. Die Polizei warnt Autofahrer vor Selbstjustiz.

Mitglieder der Klimaschutzgruppe Letzte Generation haben wie angekündigt zum Wochenstart zahlreiche Straßen in Berlin blockiert. Die Polizei berichtete von 21 Blockaden, die Aktivisten von etwa 30. Laut Polizei wurden die meisten bis zum späten Vormittag aufgelöst. An sieben Kreuzungen sei man schneller gewesen und habe das Festkleben von Demonstranten verhindert. Stadtweit kam es im Berufsverkehr zu Behinderungen und Staus.

In mehreren Fällen versuchten wütende Autofahrer offenbar, auf eigene Faust die Straßen zu räumen. Nach Angaben der Polizei besprühte bei einer Blockade im Stadtteil Prenzlauer Berg ein Autofahrer Blockierer mit Reizgas und versuchte, sie "mit Tritten von der Fahrbahn zu entfernen". Die Polizei wertet dazu ein Video aus und ermittelt wegen gefährlicher Körperverletzung. In Spandau wurde ein Autofahrer gestoppt, der einen Demonstranten von der Straße lösen wollte. Ausgehend davon warnte die Polizei vor eigenmächtigem Handeln: "Wir haben Verständnis, wenn Sie von den Protesten genervt sind, aber bitte greifen Sie nicht ein oder wenden gar Gewalt an."

Am Spandauer Damm schreien zwei Autofahrer Aktivisten der Klimaschutzgruppe "Letzte Generation" an. (Foto: Sebastian Gollnow/dpa)

An den Aktionen beteiligten sich laut Polizei mehr als 150 Klimaaktivisten. Die meisten der blockierten Straßen - darunter auch Autobahnausfahrten und Bundesstraßen - waren nach wenigen Stunden wieder frei. Mancherorts hätten die Klimaaktivisten ein besonders hartnäckiges Klebstoffgemisch benutzt, teilte die Polizei mit. Dort dauere es länger, sie von der Straße zu lösen. An einigen Stellen sei der Asphalt nun beschädigt und müsse repariert werden. Den gesamten Tag über seien bis zu 500 Polizistinnen und Polizisten unterwegs, um schnell und konsequent einzuschreiten.

Die Letzte Generation fordert, dass Deutschland vom Jahr 2030 an auf fossile Brennstoffe wie Kohle, Öl und Erdgas verzichtet. Sie hatte zuletzt während der Automesse IAA in München große Protestaktionen veranstaltet. Anschließend werde man sich der Hauptstadt zuwenden, kündigte sie vor zehn Tagen an.

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Am Sonntag besprühten Klimaaktivisten das Brandenburger Tor mit oranger Farbe - eine Aktion, die teils scharfe Kritik auslöste. 14 Mitglieder der Protestgruppe wurden festgenommen, am Sonntagabend befanden sich laut Polizei noch sechs von ihnen in Gewahrsam. Das Wahrzeichen soll nun bis zum Wochenende gereinigt werden. Am Sonntag findet der Berlin-Marathon statt, zu dem sich fast 50 000 Läufer angemeldet haben. Die Strecke führt durch das Brandenburger Tor, das Ziel befindet sich unmittelbar dahinter. Die Polizei will nach eigenem Bekunden 650 Beamte einsetzen, um mögliche Störungen zu verhindern.

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