"Letzte Generation":Massive Proteste in Berlin angekündigt

Lesezeit: 2 Min.

Mitglieder der "Letzten Generation" kündigen am Freitag vor dem Bundeskanzleramt einen Strategiewechsel und Hauptstadt-Proteste an. (Foto: Sebastian Gollnow/DPA)

Klimaaktivisten wollen in der Hauptstadt "dauerhaft" für das "Ende der fossilen Rohstoffnutzung" demonstrieren. Die Polizei sagt, sie sei in der "Hochphase der Vorbereitung".

Von Jan Heidtmann, Berlin

Klimaschutzaktivisten der "Letzten Generation" haben dauerhafte Proteste in der Hauptstadt angekündigt. "Wir werden Berlin zeigen, wir sind da", sagte Carla Hinrichs, eine der Sprecherinnen der Gruppe. Es sei die nächste Welle von Aktionen nach den Protesten zur Internationalen Automobil-Ausstellung in München in den vergangenen Tagen. Dort sitzen derzeit fast 30 Aktivisten in sogenannter Präventivhaft. Weil die Gruppe diese für verfassungswidrig hält, legte sie dagegen am Freitag beim Amtsgericht München Einspruch ein.

Zugleich kündigte Hinrichs einen Strategiewechsel an. Die Proteste sollen über reine Blockaden hinausgehen und auch die Ziele der Gruppe hätten sich geändert: "Wir erwarten das Ende der fossilen Rohstoffnutzung." Zuletzt war die Letzte Generation mit eher kleinteiligen Forderungen wie einem dauerhaften Neun-Euro-Ticket für den öffentlichen Nahverkehr oder einem Tempolimit auf deutschen Autobahnen angetreten.

"Sie werden Protestbilder sehen, die Sie nicht erwartet haben"

Konkret kündigte Hinrichs an, dass vom kommenden Mittwoch an "Hunderte Menschen demonstrieren werden". Die Gruppe sei so groß wie nie zuvor. Am Freitag wolle man sich dem globalen Klimastreik von Fridays for Future anschließen, von Montag, dem 18. September, an sollten dann Straßenblockaden und andere Demonstrationsformen beginnen. "Sie werden Protestbilder sehen, die Sie nicht erwartet haben", sagte Hinrichs und nannte einige der Utensilien, die dabei zum Einsatz kommen sollen. Darunter Fahrräder, Feuerlöscher, "Hühner und anderes Getier" und "natürlich Kleber".

Die Pressekonferenz fand auf dem Vorplatz des Bundeskanzleramtes statt. Dort hatte die Gruppe vor zwei Jahren mit ihren Protesten begonnen. Im Bundestagswahlkampf wollte damals eine Handvoll Aktivisten Gespräche mit den Kanzlerkandidaten erzwingen. Unter dem Druck des möglichen Hungertodes eines Aktivisten ließ sich der designierte Bundeskanzler Olaf Scholz im November 2021 auf eine öffentliche Debatte mit zwei Vertretern der Gruppe ein.

Die Aktivistin Carla Hinrichs erklärt die Pläne der Klimaschutzgruppe für die kommenden Wochen. (Foto: Sebastian Gollnow/DPA)

Inzwischen zählt die Letzte Generation mehrere Hundert Unterstützer. Ihre Blockaden waren in den vergangenen Monaten immer wieder Anlass zu heftigen Debatten. Allein in Berlin laufen bei der Staatsanwaltschaft mehr als 1000 Verfahren wegen Nötigung und Widerstands gegen Vollstreckungsbeamte. Die Berliner Polizei sei inzwischen in der "Hochphase der Vorbereitung", erklärte Polizeipräsidentin Barbara Slowik. Sie kündigte an, die Beamten würden Verkehrsknotenpunkte im Blick behalten und Blockaden schneller auflösen.

Die Hoffnung: "Aus dieser beschissenen Situation noch etwas Positives machen"

Am Freitag appellierten die Aktivisten wiederum an den Kanzler, der Klimaerhitzung angemessen zu begegnen. "Wir sind die letzte Generation, die aus dieser beschissenen Situation noch etwas Positives machen kann", sagte Chiara Malz, die nicht nur Klimaaktivistin, sondern auch Bundespolizistin ist.

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Eine Einschätzung, die der ebenfalls anwesende Geologieprofessor Nikolaus Froitzheim von der Universität Bonn bestätigte: Die komplette Namensgebung "Die Letzte Generation vor den Kipppunkten" sei inzwischen ziemlich optimistisch. "Wir erleben gerade eine Beschleunigung, die für uns Naturwissenschaftler absolut schockierend ist", sagte Froitzheim. Allein durch die massiven Waldbrände dieses Sommers würde sich die Klimaerhitzung "ihren eigenen Brennstoff schaffen".

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