Mitglieder der Klimaschutzgruppe "Letzte Generation" haben das Brandenburger Tor in Berlin mit oranger Farbe angesprüht. Etwa vierzig Einsatzkräfte seien am Sonntag vor Ort gewesen, sagte ein Polizeisprecher, es habe 14 Festnahmen gegeben. Es werde wegen gemeinschädlicher Sachbeschädigung ermittelt, so der Sprecher. Die Polizei sperrte den Bereich rund um das Berliner Wahrzeichen großflächig ab, wie ein dpa-Reporter berichtete. Viele Passanten reagierten ablehnend auf die Protestaktion. Die Aktivisten teilten mit, sie sei "Teil des sogenannten Wendepunkts".
Um diesen anzustoßen, seien seit vergangenem Mittwoch Hunderte Menschen nach Berlin gekommen. Die Gruppe hat neue Aktionswochen angekündigt, von diesem Montag an soll es wieder Straßenblockaden in der Hauptstadt geben. Die Polizei will schnell reagieren und bekannte Kreuzungen und Autobahnausfahrten frühzeitig beobachten. Bei der Farbaktion am Sonntag seien präparierte Feuerlöscher genutzt worden, teilte die "Letzte Generation" mit. Nach Angaben der Polizei wollten Klimaaktivisten auch auf das Brandenburger Tor klettern. Eine Streife habe die Hebebühne auf der Westseite bemerkt und dies verhindert.
Neben Straßenblockaden gehören Farbattacken regelmäßig zu den Aktionen der Aktivisten. Die Gruppe fordert, dass Deutschland von 2030 an auf fossile Brennstoffe wie Kohle, Öl und Erdgas verzichtet. Die Bundesregierung peilt das Jahr 2045 für eine klimaneutrale Wirtschaft an.
Bei der Berliner Staatsanwaltschaft hat der Protest von Klimaaktivisten inzwischen zu 2860 Verfahren (Stand: 15. September) geführt, wie die Behörde auf Anfrage der Deutschen Presse-Agentur mitteilte. Bei einem Großteil der Fälle geht es demnach um Aktionen der Klimaschutzgruppe "Letzte Generation" (2458).
Berlins Regierender Bürgermeister Kai Wegner (CDU) hat die Farbattacke von Klimaaktivisten auf das Brandenburger Tor scharf kritisiert. Das Wahrzeichen sei Symbol für Berlin als Stadt der Freiheit. "Einer Stadt, die auch für freie Meinungsäußerung und faire Debatten über unsere Zukunft steht", sagte Wegner am Sonntag. "Mit diesen Aktionen beschädigt diese Gruppe nicht nur das historische Brandenburger Tor, sondern auch unseren freiheitlichen Diskurs über die wichtigen Themen unserer Zeit und Zukunft."
Auch Bundesinnenministerin Nancy Faeser (SPD) kritisierte die Letzte Generation für ihre Aktion. Sie sagte den Zeitungen der Funke Mediengruppe: "Das Brandenburger Tor als Symbol für Freiheit und Wahrzeichen unseres Landes zu beschmieren, ist eine weitere sinnlose und verwerfliche Aktion, die strafrechtlich konsequent geahndet werden muss." Mit ihren Straftaten und Chaos-Aktionen erreiche die Letzte Generation überhaupt nichts. "Im Gegenteil: Solche Aktionen schaden dem gesellschaftlichen Rückhalt massiv, den der Klimaschutz braucht."
Von der Gewerkschaft der Polizei (GdP) in Berlin hieß es, der Schutz des Klimas sei eine gesamtgesellschaftliche Aufgabe, für die es demokratische Mehrheiten brauche. Es sei "ziemlich dämlich, mit dem Brandenburger Tor das Symbol der Einheit unseres Landes zu beschmieren. Wer sowas macht, begeht eine Straftat, zeigt sein geringes geschichtliches Verständnis und steht für die Spaltung der Menschen in unserem Land."