Internet - München:Mobbing in Schule und Netz: Lehrern fehlt Zeit, Eltern Rat

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München (dpa/lby) - Während es an den Schulen zwar Konzepte gegen Mobbing gibt, aber oft die Zeit für deren Umsetzung fehlt, stehen Eltern dem Phänomen Cybermobbing häufig völlig hilflos gegenüber. Dies haben am Donnerstag eine Expertenanhörung im bayerischen Landtag sowie eine zeitgleich in München präsentierte Umfrage unter Eltern ergeben.

Die in den Bildungsausschuss eingeladenen Experten waren sich einig, dass es in Bayern bereits gute Ansätze und viel Wissen gebe - was aber nicht immer genutzt werde. Die Mobbingforscherin Mechthild Schäfer forderte deshalb strukturelle Lösungen, andere Fachleute befürworteten verpflichtende Maßnahmen. "An den Schulen verplätschert das sonst", betonte etwa die Beratungslehrerin Claudia Höhendinger.

Derzeit beruhe die Arbeit an den Schulen zu sehr auf der Freiwilligkeit einzelner engagierter Lehrer, ergänzte die Beratungslehrerin Karmen Schmid-Kinzler. Sie forderte mehr Anrechnungsstunden für Konfliktlösung und -prävention.

Die Experten gehen davon aus, dass sämtliche Schularten von dem Problem betroffen sind und etwa drei bis vier Prozent der Schüler Opfer von Mobbing werden. Dies entspreche im Schnitt einem Kind pro Klasse.

Trotz dieser signifikanten Anzahl an Betroffenen ist jedes vierte Elternteil ratlos, wenn das eigene Kind zum Opfer von Attacken in sozialen Netzwerken oder per Messengerdienst wird. Dies ergab eine repräsentative Umfrage des Sicherheitssoftware-Herstellers Kaspersky. Demnach verbieten in diesem Fall ein Drittel der Eltern ihrem Nachwuchs schlicht soziale Medien wie Facebook, Instagram oder WhatsApp.

Immerhin haben knapp 62 Prozent der Eltern den eigenen Angaben zufolge schon mit ihren Kindern über Cybermobbing geredet - darunter versteht man länger andauernde Beleidigungen, Bloßstellungen und Bedrohungen per Smartphone oder via Internet. Sorgen, dass ihr eigenes Kind zum Opfer werden könnte, haben allerdings nur 40 Prozent der 500 befragten Eltern. Jeder fünfte Elternteil befürchtet zudem, sein Kind könne andere Gleichaltrige über digitale Kanäle angreifen. Gemeinsam mit der Initiative "Deutschland sicher im Netz" veröffentlichte Kaspersky deshalb auch eine Checkliste zum Thema.

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