Olaf Scholz in Äthiopien und Kenia:Der Kanzler auf der Suche nach guten Nachrichten

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Scholz bei seiner Afrika-Reise vor einem Jahr. Damals war Senegal die erste Station. (Foto: dpa)

Zum zweiten Mal reist Olaf Scholz nach Afrika, wo russische Propaganda vielerorts auf fruchtbaren Boden fällt. Mit Kenia aber teilt Deutschland nicht nur die Haltung zum Krieg in der Ukraine.

Von Daniel Brössler, Berlin

Der Diplomat mit einem besonderen Platz im Herzen von Olaf Scholz ist Kenianer und heißt Martin Kimani. Immer wieder kommt der Bundeskanzler auf einen denkwürdigen Auftritt von Kimani zu sprechen. Als Vertreter Kenias bei den Vereinten Nationen hatte Kimani kurz vor dem russischen Überfall auf die Ukraine Russlands Drohungen in einer Sitzung des UN-Sicherheitsrats verurteilt und vor der "Asche toter Imperien" gewarnt.

Die Worte des kenianischen UN-Botschafters waren aus Sicht von Scholz deshalb so bedeutsam, weil sie die Darstellung des Moskauer Machthabers Wladimir Putin konterkarierten, nur der "kollektive Westen" habe ein Problem mit dem russischen Angriffskrieg gegen die Ukraine. So trifft es sich, dass Scholz auf der bereits zweiten Afrika-Reise seiner Amtszeit an diesem Freitag und Samstag auch Kenia besucht. Mit Kenia verbinde Deutschland eben ein "gleichgerichteter Blick auf die internationale Ordnung", hieß es vor Abflug lobend aus dem Kanzleramt.

Wenn Scholz unterwegs ist, reisen der Krieg und seine Folgen auch mehr als ein Jahr nach dem russischen Überfall immer noch mit. Zumal vielerorts, gerade auch in Afrika, die Auswirkungen des Krieges durch gestiegene Lebensmittel- und Energiepreise spürbar sind. Das prägte auch das Programm für Scholz' erste Station am Donnerstag.

In der äthiopischen Hauptstadt Addis Abeba wurde der Kanzler bei der Afrikanischen Union (AU) erwartet, dem Zusammenschluss von 55 Staaten, der "Einheit und Solidarität" auf dem Kontinent fördern soll. Zum Krieg gegen die Ukraine ist die Haltung der AU allerdings alles andere als eindeutig. Russland kann in Afrika auf alte Verbindungen aus sowjetischer Zeit bauen; Propaganda aus Moskau stößt vielerorts auf fruchtbaren Boden. Scholz werde, sagte ein Berater, die Gelegenheit nutzen, mit dem "groben Unfug" und der "total faktenlosen Behauptung" aufräumen, dass Russland nur auf ein Vorrücken der Nato auf ukrainisches Territorium reagiert habe.

Ein Hauptthema auf Scholz' Reise ist die Lage im Sudan

Wenn von Krieg die Rede ist, ist in Äthiopien allerdings in aller Regel nicht der im fernen Europa gemeint. Bis zu 800 000 Menschen sind in Äthiopien dem Krieg um die Region Tigray zum Opfer gefallen. Erst im November einigten sich die äthiopische Regierung und die Volksbefreiungsfront von Tigray (TPLF) auf eine dauerhafte, aber nicht als wirklich stabil geltende Waffenruhe und einen Friedensprozess.

Verabredet war Scholz in Addis Abeba daher nicht nur mit der äthiopischen Führung, sondern auch mit dem Interimsregierungschef der Provinz Tigray. Er wolle seine Gespräche mit beiden Seiten nutzen, "um einerseits die Erfolge zu würdigen und andererseits an beide zu appellieren, diese weiter zu befördern". Thema in Äthiopien wie in Kenia sollte außerdem die Lage im Sudan sein, wo die Konfliktparteien sich gerade "prinzipiell" auf eine siebentägige Feuerpause verständigt haben.

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In Kenia, das die Bundesregierung als "Demokratie- und Wertepartner" einstuft, ist Scholz aber vor allem auch auf der Suche nach guten Nachrichten. "Es ist nicht trivial, zu sagen, dass Wahlen als ein Mechanismus des Machtwechsels hier funktionieren und dass das über das Land hinaus auch eine Strahlkraft in die Region hat", sagt ein Berater.

Nicht weniger wichtig: Kenia gilt als afrikanischer Vorreiter beim Klimaschutz. 90 Prozent seines Stromes gewinnt es aus erneuerbaren Energien. Am Samstag will Scholz, der von einer Wirtschaftsdelegation begleitet wird, das Geothermiekraftwerk in Olkaria besichtigen. Es ist das größte in Afrika und verfügt, wie im Umfeld von Scholz geschwärmt wird, über erhebliches Potenzial für die Produktion von grünem Wasserstoff.

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