Nahost-Konflikt:Israel tötet gezielt drei militante Palästinenser

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Ein Feuer in Gaza-Stadt nach dem Luftangriff der israelischen Armee. (Foto: Mohammed Abed/AFP)

Trotz der vereinbarten Waffenruhe greifen 40 Militärflugzeuge Ziele im Gazastreifen an. Dabei kommen drei ranghohe Mitglieder des Islamischen Dschihad ums Leben - und angeblich zehn weitere Menschen.

Israel hat drei ranghohe Mitglieder der militanten Palästinenserorganisation Islamischer Dschihad im Gazastreifen gezielt getötet. Nach Angaben des palästinensischen Gesundheitsministeriums kamen bei den Luftangriffen in der Nacht in der Stadt Gaza und in Rafah insgesamt 13 Menschen ums Leben, darunter auch vier Frauen und vier Kinder. Etwa 20 weitere seien verletzt worden, einige davon lebensgefährlich.

Die israelische Armee begründete die Operation "Schild und Pfeil" mit Raketenangriffen aus dem Gazastreifen auf das israelische Grenzgebiet in den vergangenen Wochen. Der massive Angriff kam allerdings überraschend, weil seit knapp einer Woche eine Waffenruhe galt.

Die israelische Armee teilte mit, bei den drei Dschihad-Mitgliedern handele es sich um Chalil Bahitini, einen Kommandeur im nördlichen Teil des Gazastreifens, der für die jüngsten Raketenangriffe auf Israel verantwortlich gewesen sei, Dschahed Ahnam, Leiter des Militärrats, sowie um Tarek Az Aldin, der Anschläge im Westjordanland koordiniert habe. Außerdem seien Waffenfabriken zur Herstellung von Raketen in Chan Junis sowie weitere Einrichtungen des Dschihad angegriffen worden.

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Die Zivilbevölkerung im Süden Israels wurde angewiesen, bis Mittwoch in der Nähe eines ausgewiesenen Schutzraums zu bleiben. Laut Jerusalem Post wurden auch Grenzübergänge zum Gazastreifen geschlossen - genauso wie einige Straßen und Schulen. Der Zugverkehr in die Grenzstadt Sderot wurde in Erwartung möglicher Gegenangriffe gestoppt.

In der vergangenen Woche hatten militante Palästinenser im Gazastreifen nach dem Tod eines palästinensischen Häftlings laut Armee Dutzende Raketen und mehrere Mörsergranaten auf Israel abgefeuert. Dabei wurden mehrere Menschen verletzt. Seit Januar sind mehr als 90 Palästinenser sowie mindestens 19 Israelis und Ausländer getötet worden.

Hamas und Islamischer Dschihad kündigen Vergeltung an

Der israelische Armeesprecher Richard Hecht sagte Journalisten, insgesamt seien 40 Flugzeuge an den Angriffen beteiligt gewesen. Die Armee habe ihre Ziele erreicht. Das Verteidigungsministerium habe das Militär allerdings angewiesen, sich auf die mögliche Mobilisierung von Reservisten vorzubereiten. Zu dem Tod von Frauen und Kindern sagte Hecht, man prüfe die Berichte. "Wir zielten auf die Terroristen ab. Falls es einige tragische Todesfälle gab, werden wir das prüfen." Die Angriffe seien seit vergangener Woche geplant gewesen.

Ein Hamas-Sprecher sagte, das palästinensische Volk wisse, wie es auf das "Verbrechen" der gezielten Tötung der Dschihad-Mitglieder zu reagieren und "die Besatzungsmacht anzugreifen" habe. Ein Dschihad-Sprecher sagte, Israel habe "alle Initiativen der Vermittler ignoriert". Man werde den Tod der drei Führungsmitglieder rächen. Beide Gruppierungen haben sich die Zerstörung Israels auf die Fahne geschrieben und werden von den USA, der EU und Israel als Terrororganisationen eingestuft.

Zu der Frage möglicher Vergeltungsangriffe aus dem Gazastreifen und vielleicht auch aus den nördlichen Nachbarländern Libanon und Syrien sagte Armee-Sprecher Hecht, man sei "an allen Schauplätzen" bereit. "Wir hoffen, dass dies so schnell wie möglich beendet ist."

© SZ/Reuters/dpa/tpa/kast - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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