Wiesbaden:CDU in Hessen will mit der SPD koalieren

Lesezeit: 1 min

Boris Rhein (CDU), Ministerpräsident von Hessen, bittet an diesem Mittwoch zum Bund-Länder-Treffen in die hessische Landesvertretung in Berlin. (Foto: Bernd von Jutrczenka/dpa)

Ministerpräsident Boris Rhein plant den Wechsel des Koalitionspartners. Die Sozialdemokraten sollen die Grünen ersetzen. Es wäre ein Novum.

Von Dimitri Taube

Nein, gefallen habe den Grünen die Entscheidung "natürlich nicht", sagt Hessens Ministerpräsident Boris Rhein. Auch für ihn selbst sei sie emotional sehr schwierig gewesen. Die Zusammenarbeit sei nämlich von großer Zuverlässigkeit und Verlässlichkeit geprägt gewesen. Und trotzdem planen Rhein und seine hessische CDU jetzt etwas Neues: Sie wollen den Koalitionspartner wechseln und die Grünen durch die bislang oppositionelle SPD ersetzen. Das gab Rhein am Freitagmittag in Wiesbaden bekannt. Die Entscheidung sei einstimmig in den CDU-Gremien gefallen.

Die Koalitionsverhandlungen beginnen laut Rhein am Dienstag. Es wäre das erste CDU-geführte schwarz-rote Bündnis der Landesgeschichte. Rhein, der auch CDU-Landeschef ist, hob größere inhaltliche Schnittmengen mit der SPD hervor. Das habe sich in den Sondierungsgesprächen herauskristallisiert. Ziel sei nun, gemeinsam mit der SPD ein christlich-soziales Programm zu schreiben, das Vernunft und Fortschritt miteinander verbinde.

Alle Nachrichten im Überblick
:SZ am Morgen & Abend Newsletter

Alles, was Sie heute wissen müssen: Die wichtigsten Nachrichten des Tages, zusammengefasst und eingeordnet von der SZ-Redaktion. Hier kostenlos anmelden.

Die CDU hatte die Landtagswahl am 8. Oktober deutlich gewonnen, kam auf 34,6 Prozent der Stimmen. Sowohl mit den Grünen als auch mit der SPD hatte sie in den vergangenen Wochen im kleinen Kreis jeweils vertrauliche Sondierungsgespräche geführt.

Hessen wird seit knapp 25 Jahren von der CDU regiert. Seit fast zehn Jahren besteht eine Koalition mit den Grünen. Von 2014 bis 2022 regierte Ministerpräsident Volker Bouffier (zuvor 2010-2014 zusammen mit der FDP), seit 2022 Boris Rhein. Bei der Wahl im Oktober verloren die Grünen fünf Prozentpunkte und erreichten 14,8 Prozent. Grünen-Spitzenkandidat Tarek Al-Wazir, seit 2014 hessischer Wirtschaftsminister und stellvertretender Ministerpräsident, sah nach der Wahl keine Wechselstimmung.

Die SPD kam bei der Landtagswahl mit Bundesinnenministerin Nancy Faeser als Spitzenkandidatin auf 15,1 Prozent. Er war das schlechteste Ergebnis der Sozialdemokraten in der Landesgeschichte. Faeser, seit 2019 Landesparteichefin, nannte das Ergebnis "sehr enttäuschend" und beklagte, viel Gegenwind gehabt zu haben. Ihre Doppelrolle - Wahlkämpferin in Hessen und Ministerin in Berlin - wurde heftig kritisiert. Auch parteiintern gab es Bedenken.

Faeser will nun auch im Fall einer schwarz-roten Koalition in der Bundesregierung bleiben - und nicht in die Landesregierung wechseln. "Ich kann das ausschließen, ich bleibe Bundesinnenministerin", sagte sie am Freitag.

© SZ/dpa/rtr/dta - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Hessen
:Abschied von den Grünen

Hessens CDU entscheidet sich für Gespräche mit den Sozialdemokraten - wegen "übergroßer Schnittmengen". Der bisherige Koalitionspartner hat das Nachsehen.

Von Kathrin Müller-Lancé

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: