EU-Flotte:Feuerwehr von oben

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Ein Löschflugzeug beim Einsatz über der kroatischen Insel Ciovo am 27. Juli. (Foto: Miroslav Lelas/dpa)

Weil in Europa viele Wälder brennen, schafft die EU erstmals eigene Löschflugzeuge an. Auch die Mitgliedsstaaten helfen sich mit Maschinen aus - zwei davon stehen in Deutschland.

Von Jan Diesteldorf

Die Farbe der Hoffnung ist Gelb. Wenn in Europa die Wälder brennen wie in diesem Sommer, auf Rhodos und nahe Athen, auf Zypern und Sizilien, in Spanien und in Portugal, dann ist die Feuerwehr am Boden ohne Wasser von oben mitunter chancenlos. Dann hört man zuerst das Surren der Propeller, sieht einen Fleck am Horizont, und bald wirft ein großes gelbes Gerät mit fast 30 Metern Spannweite seinen Schatten voraus, im Tiefflug über dem Brandherd. Mehr als 6000 Liter Wasser lässt es los, um im nächstgelegenen Gewässer gleich wieder aufzutanken. Die Canadair CL- 415, legendäres Löschflugzeug, das meistverkaufte der Welt, meist in sattem Gelb mit roten Akzenten lackiert, hat schon so manches Inferno zu verhindern geholfen. Wenn es doch nur mehr davon gäbe auf dem alten, dem brennenden Kontinent.

Dachte sich auch die EU-Kommission. Vor wenigen Tagen kündigte sie an, erstmals eigene Flugzeuge für die Waldbrandbekämpfung anschaffen zu wollen. Eine eigene EU-Flotte, bezahlt mit EU-Geld, zusätzlich zu dem Pool aus 28 Flugzeugen, den bisher die Mitgliedstaaten bereitstellen. Noch in diesem Jahr wolle die Behörde mit dem Hersteller De Havilland Canada Kaufverträge für bis zu zwölf Maschinen unterzeichnen, sagte Katastrophenschutzkommissar Janez Lenarčič. Zwölf weitere würden Kroatien, Frankreich, Griechenland, Italien, Spanien und Portugal beschaffen. In dreieinhalb Jahren könnte das erste Exemplar der DHC- 515 ausgeliefert werden, das Nachfolgemodell der CL- 415, mit größerem Wassertank und mehr Assistenzsystemen. Das letzte dann im Jahr 2030.

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Ein Notfallzentrum in Brüssel verteilt Einsatzkräfte

Die Feuer der vorigen Dekade haben nicht nur verbrannte Landschaften hinterlassen, sondern auch Eindruck bei den Katastrophenschützern. Brannte es an mehreren Orten in verschiedenen Ländern gleichzeitig, kam das Zivilschutzverfahren der EU schnell an seine Grenzen. Die EU-Mitgliedstaaten und neun Länder außerhalb der EU aktivieren es, wenn eine Notlage die nationalen Kapazitäten übersteigt. Dann springt das EU-Notfallzentrum in Brüssel ein und verteilt Einsatzkräfte, im Fall von Brand- genauso bei Flutkatastrophen.

Vor vier Jahren hat die Kommission das Verfahren um ein Programm namens rescEU erweitert, das im Jahr darauf mit dem Ausbruch der Pandemie erstmals auf die Probe gestellt wurde. Für den Brandschutz hält rescEU bisher den genannten Pool aus 28 Flugzeugen vor: 14 große ( Canadair) und 14 kleine Flugzeuge, die verschiedenen Mitgliedstaaten gehören und dort stationiert sind, dazu vier Hubschrauber sowie 450 Feuerwehrleute. Ein halbes Dutzend Hilfeersuchen gingen 2023 schon in Brüssel ein, vor allem wegen der Waldbrände, die in diesem Jahr eine Fläche so groß wie das Saarland vernichtet haben.

Für Vegetationsbrände sind Flugzeuge laut Experten nicht die eine Lösung, aber sie können helfen. Gerade am Mittelmeer, wo die Feuerwehr oft langsamer ist als der Wind, der einen Brand anfacht und weiterträgt. Aber auch in Deutschland, wo es vor den Dürren und Bränden der vergangenen Jahre eher Vorbehalte gegen eigene Löschflugzeuge gab. Seit Juni stehen zwei einmotorige Leichtflugzeuge, die zur EU-Reserve gehören, am Flughafen Braunschweig-Wolfsburg. Sie sind bis Ende Oktober ständig einsatzbereit.

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