Klimawandel:Die Welt erlebt den heißesten Monat aller Zeiten

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Ein Einwohner der jemenitischen Hafenstadt Hodeidah schläft wegen der Hitze unter freiem Himmel. (Foto: -/AFP)

Das steht fest, noch bevor der Monat vorbei ist. Die bisherigen Werte sind einfach zu extrem.

Von Christoph von Eichhorn

Obwohl der Juli noch nicht ganz vorbei ist, sind Klimaforscher schon jetzt sicher, dass die Welt gerade nicht nur den heißesten Juli erlebt, sondern den heißesten Monat überhaupt seit Beginn der Wetteraufzeichnungen. Das teilten die UN-Meteorologiebehörde WMO sowie der EU-Erdbeobachtungsdienst Copernicus gemeinsam mit.

Laut den Messungen der beiden Organisationen waren die ersten drei Wochen des Monats die wärmsten seit Beginn der Wetteraufzeichnungen. Unter den 30 heißesten Tagen aus der Zeit der systematischen Messungen beherrscht der aktuelle Juli die Plätze eins bis 21. Die restlichen neun erlebte die Welt alle innerhalb der vergangenen acht Jahre.

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Die globale durchschnittliche Oberflächentemperatur auf der Erde, gemessen in einer Höhe von etwa zwei Metern, lag demnach in den ersten drei Juliwochen bei 16,95 Grad Celsius. Im Juli 2019, dem bisherigen Rekordmonat, hatte der Wert bei 16,63 Grad gelegen. Damit ist der Abstand bereits jetzt so groß, "dass es praktisch sicher ist, dass die monatliche Durchschnittstemperatur im Juli 2023 jene des Juli 2019 mit deutlichem Abstand übertreffen wird", erklären WMO und Copernicus.

Basierend auf Wetterprognosen schätzt der Leipziger Klimaforscher Karsten Haustein, dass der aktuelle Juli letztendlich rund 0,2 Grad wärmer sein wird als der Juli 2019 - und 1,17 Grad wärmer als ein typischer Juli in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts. "Wir müssen womöglich Tausende, wenn nicht Zehntausende Jahre zurückschauen, um ähnlich warme Bedingungen auf unserem Planeten zu finden", schreibt Haustein in einer Erklärung.

"Die harte Realität des Klimawandels und ein Vorgeschmack auf die Zukunft"

Der globale Mittelwert sei vergleichbar mit einer "Fiebertemperatur, die wir an unserem Planeten messen", sagt Friederike Otto, Klimaforscherin am Imperial College London. "Der heißeste Juli manifestiert sich in Form von Extremwetterereignissen überall auf dem Globus." So erfassten Hitzewellen in den vergangenen Wochen große Teile Nordamerikas, Asiens und Europas und belasteten die Gesundheit von Millionen Menschen. In Kanada und Griechenland wüten Waldbrände, begünstigt von Trockenheit und hohen Temperaturen. Auch die Ozeane sind außergewöhnlich heiß, marine Hitzewellen im Atlantik und im Mittelmeer bedrohen Korallenriffe und andere Ökosysteme.

"Die extremen Wetterverhältnisse, von denen im Juli viele Millionen Menschen betroffen waren, sind leider die harte Realität des Klimawandels und ein Vorgeschmack auf die Zukunft", sagte der Generalsekretär der WMO, Petteri Taalas. Die Notwendigkeit, die Treibhausgasemissionen zu reduzieren, sei dringender als je zuvor: "Klimamaßnahmen sind kein Luxus, sondern ein Muss."

Im Pariser Klimavertrag hatten die Staaten 2015 vereinbart, die Erderwärmung möglichst auf 1,5 Grad Celsius im Vergleich zur vorindustriellen Zeit zu begrenzen. Laut WMO liegt die Wahrscheinlichkeit mittlerweile bei 66 Prozent, dass diese Grenze in den kommenden fünf Jahren zumindest zeitweise übersprungen wird. Auch wenn damit noch nicht gesagt ist, dass sich die Welt dauerhaft um mehr als 1,5 Grad erwärmt, schrumpft der Spielraum zur Einhaltung dieser Zielmarke damit immer weiter.

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