Waldbrände im Mittelmeerraum:Anhaltende Brände auf Rhodos und drei Todesopfer in Sizilien

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Ein Feuer breitet sich auf einer Fläche hinter einem Wohnhaus in Sizilien aus. (Foto: Alberto Lo Bianco; Laprresse/dpa)

Auf Sizilien und Rhodos versuchen die Einsatzkräfte weiter, die Flammen einzudämmen. In anderen Regionen entspannt sich die Lage allmählich. Ein Überblick über die Lage in den Waldbrandgebieten am Mittelmeer.

Rhodos brennt immer noch, aber die Lage scheint sich langsam zu entspannen. So könnte man die Situation auf der griechischen Ferieninsel gerade zusammenfassen. Da es aber anhaltend heiß ist, besteht weiterhin die Gefahr, dass die unter Kontrolle gebrachten Brände wieder aufflammen.

Der griechischen Feuerwehr und rund 3000 Helfern war es jedoch am Mittwoch gelungen, das beliebte Feriendorf Gennadi im Südosten der Insel Rhodos zu retten. Am Vortag hatten die Flammen die ersten Häuser des Dorfes erreicht und einige Lagerräume und abgelegene Häuser zerstört. Es gebe noch zahlreiche Brandherde im Südosten von Rhodos. Zahlreiche Löschhubschrauber und -flugzeuge waren am Mittwoch den achten Tag hintereinander im Einsatz, berichtete der staatliche Rundfunk (ERT).

SZ-Karte: jje/Mapcreator.io/OSM (Foto: NASA)

Touristen sind inzwischen nicht mehr in Gefahr. Viele der Menschen, die am Samstag im Sicherheit gebracht worden waren, sind bereits abgereist. Reiseveranstalter sagten für die kommenden Tage alle Buchungen mit Reisezielen in die betroffenen Regionen im Südosten von Rhodos ab.

Auf dem Rest der Insel ist Urlaub durchaus weitgehend problemlos möglich. Ein Einheimischer, der Ferienhäuser vermietet, äußerte sich im Gespräch mit der Deutschen Presse-Agentur enttäuscht über die vielen internationalen Berichte, die seine Insel in den vergangenen Tagen so dargestellt haben, als brenne sie von Nord nach Süd lichterloh. "Es ist nur der Südosten der Insel betroffen, der Rest ist völlig sicher, man kriegt von den Bränden gar nichts mit", sagt er.

Die Sonnenliegen und eine Bar am Pool eines Hotels im Südosten von Rhodos wurden durch Feuer zerstört. (Foto: Christoph Reichwein/dpa)

Ersten Schätzungen zufolge sollen allein auf der Insel Rhodos in den vergangenen Tagen 150 Quadratkilometer Wald und landwirtschaftlich genutztes Land zerstört worden sein, berichtete der staatliche Rundfunk. Zahlreiche Tiere sind verendet.

Das Ende der extremen Hitze in Griechenland erwarten Meteorologen für Donnerstag. Dann sollen nur noch Temperaturen um die 35 Grad erreicht werden. Die Brände in anderen Landesteilen Griechenlands sind am Mittwoch vorerst unter Kontrolle gebracht worden. Ein Blick auf den Fire Weather Index des Europäischen Waldbrandinformationssystems Effis zeigt, wie sich die Waldbrandgefahr dieses Jahr in ganz Europa entwickelt hat:

In Italien sind im Zusammenhang mit Extremwetter-Ereignissen der vergangenen Tage fünf Menschen ums Leben gekommen. Während es in Norditalien starke Unwetter mit Hagel und Wind gab, wüten im Süden immer noch heftige Waldbrände.

Vor allem im Norden von Sizilien ist die Lage kritisch. Drei Menschen sind in Folge der Bränden auf der italienischen Mittelmeerinsel gestorben. Zwei verkohlte Leichen wurden am Dienstagnachmittag in Cinisi bei Palermo in der Nähe des Flughafens gefunden. Eine ältere Frau starb in der Region, weil ein Rettungswagen nicht zu ihr fahren konnte, wie die Nachrichtenagentur Ansa berichtete.

Insbesondere in der Provinz Palermo kämpften Einsatzkräfte auch am Mittwoch gegen die Flammen. In Folge der Brände sind bereits Dutzende Hektar Wald und Buschland verbrannt. Die Feuerwehr war am Mittwoch nach eigenen Angaben mit mehr als 3000 Feuerwehrleuten und Löschflugzeugen im Einsatz. Die Lage in den restlichen Teilen der Insel hat sich demnach im Vergleich zu Dienstag entspannt.

SZ-Karte: jje/Mapcreator.io/OSM (Foto: NASA)

Auf der französischen Mittelmeerinsel Korsika haben Waldbrände mehr als 200 Hektar Land zerstört. Frankreichs Innenminister Gérald Darmanin schrieb auf Twitter, dass wegen des Feuers auch das Kloster von Corbara im Norden der Insel geräumt worden sei. Rund 200 Feuerwehrleute seien im Einsatz gewesen.

Laut Medienberichten kämpft die Feuerwehr in Kroatien gegen einen Waldbrand - nur zwölf Kilometer von der beliebten Küstenstadt Dubrovnik entfernt. Berichten zufolge hat das Feuer zusätzlich Landminien explodieren lassen, die sich seit dem Konflikt nach dem Zerfall Jugoslawiens im Boden befinden.

In Algerien, wo durch die Brände 34 Menschen ums Leben kamen, sind mittlerweile ebenfalls alle Feuer gelöscht. Das benachbarte Tunesien erhielt Hilfe aus Algerien sowie Spanien, das unter anderem zwei Löschflugzeuge schickte. Die Einsatzkräfte machten gute Fortschritte beim Kampf gegen die Brände, sagte Tunesiens Innenminister Kamal Feki am Mittwoch. In einem Dorf westlich von Tunis sei ein Schulleiter erstickt, berichtete die Staatsagentur TAP.

Ein Mann geht an einem Haus vorbei, das bei einem Waldbrand in der algerischen Provinz Bouira niedergebrannt ist. (Foto: XinHua/dpa)

Auch im südtürkischen Antalya kämpften die Einsatzkräfte am Mittwoch den zweiten Tag in Folge gegen einen Waldbrand. Flugzeuge und Hubschrauber sind nach offiziellen Angaben im Einsatz. Wie die staatliche Nachrichtenagentur Anadolu berichtete, arbeiten die Piloten unter schweren Bedingungen: Die Gegend sei gebirgig, die Rauchentwicklung hoch und die Sicht schlecht. Am Dienstag waren aus Sicherheitsgründen zehn Häuser evakuiert worden. Touristen sind bislang nicht betroffen.

In Portugal konnte ein Waldbrand in Cascais nahe der Hauptstadt Lissabon am Mittwoch unter Kontrolle gebracht werden, ebenso ein Waldbrand auf der zu Spanien gehörenden Atlantik-Insel Gran Canaria. Vergangene Woche hatte Spanien noch unter einer Hitzewelle geächzt, die dem Land gleich mehrere Temperaturrekorde bescherte.

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