Ermittlungen:Erst einen Tag zuvor wurde Manning freigelassen

Die Geschichte Mannings ist eng mit der von Julian Assange verknüpft. Assanges Entscheidung Hunderttausende Dokumente über die Kriege der USA in Afghanistan und im Irak ins Internet zu stellen, ist bis heute umstritten. Unterstützer feiern ihn als Kämpfer für die Freiheit, Kritiker sehen in ihm einen selbstgefälligen Narziss, der mit seinem Dogma der absoluten Transparenz sogar das Leben anderer Menschen aufs Spiel setzte, weil ihre Namen in den Dokumenten nicht geschwärzt waren.

Ab Februar 2010 veröffentlicht Wikileaks die ersten Dokumente, die von Chelsea Manning bereitgestellt wurden. Darunter sind von Soldaten aufgezeichnete Frontberichte, aber auch Depeschen von Geheimdiensten, Botschaften und anderen Quellen.

Im Juli und im Oktober 2010 folgen die nächsten große Enthüllungen, am Ende sind es mehrere Hunderttausend Geheimdokumente über den Krieg in Afghanistan und im Irak, die Folter und anderes Fehlverhalten der Amerikaner dokumentieren. Als im November 2010 mehrere internationale Medien, darunter der Spiegel, die New York Times und der britische Guardian zeitgleich eine erste Analyse der Daten veröffentlichen, sind Assanges Tage in Freiheit schon angezählt.

Die Vergewaltigungsvorwürfe - und die Zuflucht in der Botschaft

Anders als später Edward Snowden denkt Assange anfangs gar nicht daran, vor den Behörden in Deckung zu gehen. Er reist um die Welt und hält Vorträge, sogar in den USA. Im April 2010 präsentiert Assange dem National Press Club in Washington ein brisantes Video. Darin ist zu sehen, wie amerikanische Soldaten irakische Zivilisten regelrecht hinrichten - es ist die bis dahin größte Enthüllung seiner Plattform.

Im August 2010 kommt diese Freiheit zu einem jähen Ende. Die Stockholmer Staatsanwaltschaft ermittelt wegen des Verdachts der Nötigung, Belästigung und Vergewaltigung. Es liegt ein Haftbefehl gegen ihn vor. Nach wenigen Stunden hebt die Behörde den Befehl wieder auf, ermittelt aber weiter. Im November 2010 wird der Haftbefehl erneut ausgestellt, diesmal gibt es auch einen europaweiten Haftbefehl.

Im Dezember 2010 stellt sich Assange der britischen Polizei, kommt aber nach einer Woche Untersuchungshaft gegen eine Kaution von umgerechnet 200 000 britischen Pfund (damals etwa 288 000 Euro) wieder frei. Das Tauziehen um seine Auslieferung beginnt. 2012 landet der Fall schließlich vor dem Obersten Gerichtshof in Großbritannien. Zum vorerst letzten Mal verliert Assange, der Auslieferungsbefehl bleibt bestehen.

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