Energiewende:Scholz für stärkere Nutzung von Geothermie in Deutschland

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Bundeskanzler Olaf Scholz am Samstag in der Sopa Lodge am Naivasha-See in Kenia. (Foto: Michael Kappeler/dpa)

Der Kanzler macht bei seiner Afrikareise in Kenia Halt bei einem Kraftwerk, in dem aus Erdwärme Energie gewonnen wird. Für Scholz eine vorbildliche Technologie, auch um die deutschen Klimaziele zu erreichen.

Von Daniel Brössler, Naivasha

Der Weg des Kanzlers führt vorbei an Zebras, an Giraffen und Affen durch die grüne Savanne. Als Olaf Scholz am Ziel angelangt ist, riecht es ein wenig streng. Nach gut zwei Stunden Fahrt entlang des Afrikanischen Grabenbruches hat seine Kolonne Olkaria erreicht. In fast allen Himmelsrichtungen dampft es hier aus der Erde, Rohre durchziehen die Landschaft und mitten drin lockt ein Pool mit Thermalwasser - "das einzige Spa Afrikas", wie dem Kanzler erklärt wird. Es gehört zum Geothermiekraftwerk Olkaria in Naivasha, dem größten des Kontinents. Auf der letzten Station seiner dreitägigen Afrika-Reise ist der Kanzlers angekommen im Energiewende-Wunderland.

"Geothermie ist unerschöpflich. Anders als Solar oder Wind ist sie rund um die Uhr 365 Tage im Jahr verfügbar", schwärmt der kenianische Energieminister Davies Chirchir zur Begrüßung in einem Festzelt neben dem Swimmingpool. Schon jetzt betrage die Produktionskapazität neun Gigawatt, viel mehr sei noch möglich. Das seit 1981 betriebene und ausgebaute Kraftwerk deckt schon jetzt die Hälfte des kenianischen Strombedarfs. 92 Prozent der Energie im Land kommen aus erneuerbaren Quellen. 2030 oder sogar früher sollen es 100 Prozent sein.

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Als "Klima-Champion" hatte Scholz am Vortag an der Seite von Präsident William Ruto das Land gepriesen. Zusammen könne man neue "grüne Horizonte " erreichen, etwa die Produktion von grünem Wasserstoff oder Ammoniak, berichtet nun enthusiastisch der Energieminister. Scholz hört das gern. Auch grüner Wasserstoff soll die deutsche Energiewende möglich machen.

"Wir wollen sehr zügig klimaneutral wirtschaften, CO₂ -neutral wirtschaften. Das wird nur funktionieren, wenn wir auf erneuerbare Energien setzen und Strom mit Windkraft auf hoher See, an Land, mit Solarenergie, aber eben auch produzieren, indem wir die Möglichkeiten der Geothermie nutzen", doziert Scholz schließlich, als er von einem Aussichtspunkt aus die dampfenden Quellen und die Anlange in Augenschein nimmt. Danach gibt sich der Kanzler als Fan dieser Energiequelle auch für Deutschland zu erkennen.

Man solle seine "natürlichen Gegebenheiten nutzen", sagt Scholz auf die Frage, was Deutschland von Kenia denn lernen könne. "Wir haben in Deutschland keine vulkanischen Regionen wie diese hier, aber wir haben sehr viele Gegenden und Landschaften, in denen Geothermie gute natürliche Voraussetzungen hat", erläutert er. Neulich hat Scholz ein Geothermiekraftwerk in Mecklenburg-Vorpommern besichtigt, wo schon zu DDR-Zeiten sehr viel mehr mögliche Standorte ausgemacht wurden. Mit "dem Ingenieurwissen und mit den technologischen Fähigkeiten Deutschlands" werde man in Kenia helfen, "aber gleichzeitig auch sicherlich noch einmal neu anfangen, Geothermie in Deutschland zu nutzen", prophezeit er.

Ob es denn in Deutschland auch schneller gehen könne mit der Energiewende, wird Scholz noch gefragt. Da weicht er dann doch lieber aus. Man habe "jetzt auch überall die Entscheidungen getroffen, die notwendig sind, damit wir ein Tempo erreichen, das wir brauchen, damit wir unsere ehrgeizigen Klimaziele erreichen".

Weiß behelmt besichtigt Scholz dann noch das eigentliche Kraftwerk und eine Turbine, die heißen Dampf in Elektrizität verwandelt. Deutschland hat in den vergangenen Jahren 215 Millionen Euro für Ausbau und Modernisierung des Kraftwerks bereitgestellt und weitere Unterstützung zugesagt. "Das ist ein Teil der Zukunft", schwärmt Scholz zum Abschied. Wenig später macht er sich auf die Heimreise in die Gegenwart. Da geht es dann wieder ums Gebäudeenergiegesetz.

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