Coronavirus:Impfen lassen - aber wie?

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Startklar in Hamburg: Die ärztlichen Leiter warten wie überall im Land auf die Impfstoff-Dosen, um loslegen zu können. (Foto: Markus Scholz/dpa)

In Deutschland wird der Corona-Impfstoff verteilt. Aber wer ist impfberechtigt? Wie erfährt man davon? Wo wird geimpft? Die Bundesländer verfolgen verschiedene Strategien - eine Übersicht.

Von Gunnar Herrmann und Thomas Hummel

Inmitten des neuerlichen Lockdowns mit vielen Einschränkungen hat die größte Impfkampagne der Geschichte begonnen. Bei erstmals mehr als 1000 Corona-Toten an einem Tag verspricht der Impfschutz Hoffnung auf Besserung, eine Rückkehr zu einem halbwegs normalen Alltag. Doch wer kann sich wann impfen lassen? Wie stellen Impfwillige sicher, dass sie nicht übersehen werden?

Die Ständige Impfkommission (Stiko) am Robert-Koch-Institut (RKI) hat nach Beratungen mit dem Deutschen Ethikrat und der Nationalen Akademie der Wissenschaften Leopoldina die Bevölkerung grob in Gruppen eingeteilt. So lange die Dosen des derzeit zugelassenen Impfstoffs von Biontech und Pfizer oder auch künftig zugelassener Stoffe begrenzt sind, stehen die Menschen quasi in der Schlange an einem zugewiesenen Platz.

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Der ergibt sich aus einem sechsteiligen Stufenplan, derzeit läuft die Impfung der Stufe eins, in der Personen geimpft werden sollen, "die ein besonders hohes Risiko für schwere oder tödliche Verläufe einer Covid-19-Erkrankung haben oder die beruflich entweder besonders exponiert sind oder engen Kontakt zu vulnerablen Personengruppen haben". Dazu gehören Menschen ab 80 Jahren, Bewohner von Alten- und Pflegeheimen oder auch bestimmtes medizinisches Personal. In Stufe zwei sind Menschen ab 75 Jahren dran, unter 60-Jährige kommen erst in Stufe sechs dran. "Enge Kontaktpersonen bzw. Pflegende von Personen mit hohem Risiko" sind in Stufe drei eingeteilt, Lehrerinnen oder Erzieher in Stufe vier.

Wer sich informieren will, wann er oder sie an der Reihe ist, kann sich zum Beispiel an die Bundes-Hotline unter +49 116 117 wenden. Berechtigte aus Hamburg, Sachsen-Anhalt, Hessen und Baden-Württemberg können dort bereits Termine online im örtlichen Impfzentrum reservieren. Der genaue Ablauf der Kampagne liegt bei den Bundesländern, die teils abweichende Strategien verfolgen. So werden zum Beispiel Berechtigte in manchen Ländern von den Behörden angeschrieben, anderswo müssen sie sich selbst zur Impfung melden. Die Übersicht nach Bundesländern:

Bayern

Das Bundesland mit der größten Fläche hat insgesamt 99 Impfzentren eingerichtet. Vorerst werden dem bayerischen Gesundheitsministerium zufolge ganz überwiegend Heimbewohner von mobilen Teams geimpft. Hohe Priorität haben aber auch zu Hause lebende Senioren. Bis Ende Januar sollen in allen bayerischen Zentren persönliche Termine angeboten werden. Bayern über 80 sollen der Gesundheitsministerin zufolge "demnächst" ein Schreiben ihrer zuständigen Kreisverwaltungsbehörde mit Informationen zur Impfung bekommen.

Wer zu einer priorisierten Gruppe gehört und sich impfen lassen will, wendet sich an das Zentrum an seinem Wohnsitz oder am Ort seines ständigen Aufenthalts. Das gilt auch, wenn ein anderes Impfzentrum näher oder besser zu erreichen ist. In der Anfangsphase sollen diese täglich geöffnet sein. Die Öffnungszeiten sind aber nicht einheitlich und orientieren sich laut Ministerium "an den regionalen Anforderungen". Allgemeine Fragen beantwortet auch die Hotline des Landesamtes für Gesundheit und Lebensmittelsicherheit unter 09131-6808 5101.

Baden-Württemberg

Im Südwesten starten zunächst sieben zentrale Impfzentren in größeren Städten, sie sind Montag bis Sonntag von 7 bis 21 Uhr geöffnet. Zusätzlich gibt es mobile Teams, die etwa Heimbewohner besuchen. 50 weitere Kreisimpfzentren sollen vom 15. Januar an den Betrieb aufnehmen, heißt es auf der Webseite der Landesregierung zu Corona-Impfungen.

Das Land plant keine persönlichen Einladungen zur Impfung. Ob man an der Reihe ist, erfährt man etwa im Gespräch mit dem Hausarzt, aus den Medien oder auf der Homepage der Landesregierung. Anmelden sollen sich die Baden-Württemberger über die bundesweite Hotline. Für allgemeine Fragen gibt es eine Hotline des Sozialministeriums: 0711 904-39555.

Berlin

Die Hauptstadt hat sechs Impfzentren eingerichtet, als erstes öffnet das größte in der Arena Treptow. Zudem fahren mobile Teams zu Pflegeheimen. In Berlin wird nur geimpft, wer eine persönliche Einladung durch die Senatsverwaltung für Gesundheit, Pflege und Gleichstellung bekommen hat. Wer eine solche Einladung erhält, kann sich in jedem Zentrum der Stadt impfen lassen. Die Reihenfolge, nach der die Senatsverwaltung die Einladungen verschickt, orientiert sich an den Empfehlungen des RKI, teilt die Stadt Berlin auf ihrem Internetportal mit.

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Brandenburg

In Brandenburg werden zunächst Bewohner und Mitarbeiter in 300 Pflegeheimen von mobilen Teams geimpft. Am 5. Januar öffnen der Webseite der Kassenärztlichen Vereinigung Brandenburg zufolge zunächst zwei Impfzentren in Cottbus und Potsdam. Termine können bereits am Tag zuvor über die bundesweite Hotline gebucht werden. Die Landesregierung weist in ihrem Internetportal darauf hin, dass nur Termine an Menschen vergeben werden, die dem RKI zufolge höchste Priorität haben. Der Corona-Bürgerservice ist in Brandenburg unter 0331 866-5050 zu erreichen.

Bremen

Das kleinste Bundesland hat zwei Impfzentren: eines in Bremen und eines in Bremerhaven. Geöffnet sind sie seit 28. Dezember. Impfungen sollen dort an sieben Tagen pro Woche von 8 bis 20 Uhr möglich sein, teilt die Bremer Senatorin für Gesundheit auf ihrer Webseite mit. Die Einladung erfolgt demnach über die Behörden - eine Impfung ohne diese Einladung ist nicht möglich. Wer eine Einladung erhalten hat, kann sich auf einem eigens eingerichteten Internetportal der Bremer Impfzentren für einen Termin anmelden. Informationen zum Coronavirus gibt es auch bei der Info-Hotline für Bremen: 0421-115.

Hamburg

In der Hansestadt sind zunächst ausschließlich mobile Teams unterwegs, um Gruppen mit hoher Priorität etwa in Pflegeheimen zu impfen. Anfang Januar soll das Impfzentrum in den Hamburger Messehallen schrittweise seinen Betriebe aufnehmen. Dann werden auch Einladungen an Personen verschickt, die zu einer Impfung berechtigt sind. Details zum genauen Ablauf sind noch unklar, werden der Verwaltung zufolge aber demnächst auf der Webseite der Stadt Hamburg zur Corona-Impfung veröffentlicht. Die Stadt verspricht, dass die Bürger zunächst nicht selber aktiv werden müssen, sondern zur Impfung eingeladen werden.

Hessen

Das Land startet zunächst mit mobilen Teams, die in Heimen und Krankenhäusern unterwegs sind. Später sollen insgesamt 28 Impfzentren eine breite Versorgung gewährleisten. Zunächst öffnen sechs Regional-Zentren in Kassel, Gießen, Fulda, Frankfurt, Wiesbaden und Darmstadt. Wenn genügend Impfstoff verfügbar ist, gehen die weiteren 22 Zentren in Betrieb. Wer zu einer der priorisierten Gruppen gehört, wird sich dann über die bundesweite Hotline anmelden können, heißt es auf der Webseite der hessischen Landesregierung. Für allgemeine Fragen zu Corona hat das Land Hessen eine Hotline eingerichtet: 0800-555 4666.

Mecklenburg-Vorpommern

Im nordöstlichen Bundesland gibt es zwölf Impfzentren, die d er Landesregierung zufolge auch alle einsatzbereit sind. Zusätzlich sind mobile Teams unterwegs. Wer in Mecklenburg-Vorpommern wohnt und zu einer Impfung berechtigt ist, bekommt Post von den Behörden. In dem Schreiben erfahren die Betroffenen dann, wo sie sich melden können, um einen Termin zu vereinbaren. Die Landesregierung hat eine Hotline für allgemeine Fragen zur Pandemie eingerichtet: 0385-588 11311.

Niedersachsen

Niedersachsen hat zwar schon eine Hotline zu Fragen zur Impfung unter der Rufnummer 0800-9988665 eingerichtet, sie ist von Montag bis Samstag zwischen 8 und 20 Uhr zu erreichen. Termine in den landesweit rund 50 Impfzentren gibt vorerst nicht. Zunächst sollen mobile Teams vorrangig Senioreneinrichtungen versorgen. Danach ist der Webseite der Regierung Niedersachsen zufolge geplant, Menschen ab 80 Jahren zu informieren. Die Angeschriebenen können dann telefonisch oder online einen Termin in den Zentren vereinbaren.

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Nordrhein-Westfalen

Derzeit werde in Pflegeheimen und parallel dazu Krankenhauspersonal geimpft, das direkt mit Covid-19-Patienten Kontakt hat. Danach seien alle anderen an der Reihe, die 80 Jahre alt oder älter sind. Das Land hat insgesamt 53 Impfzentren eingerichtet, wo genau erfährt man auf einer interaktiven Karte auf der Webseite des Gesundheitsministeriums. Menschen über 80 Jahre werden Minister Karl-Josef Laumann zufolge zunächst per Brief zu den Impfungen eingeladen und können sich erst dann einen Termin im örtlichen Impfzentrum holen. Später wird die Terminvergabe über die zentrale Hotline des Bundes möglich sein. Nordrhein-Westfalen hat ein Bürgertelefon zu Corona-Schutzimpfung eingerichtet: 0211-9119 1001.

Rheinland-Pfalz

Insgesamt stehen in Rheinland-Pfalz 31 Impfzentren zur Verfügung. Dort sollen vom 11. Januar an die Impfungen starten, zunächst insbesondere für die Gruppe der über 80-Jährigen, heißt es auf der Webseite der Landesregierung. Die Terminvergabe soll ab dem 4. Januar möglich sein. In Rheinland-Pfalz geht das entweder telefonisch über die Nummer 0800-57 58 100 oder über die Internetseite www.impftermin.rlp.de - die im Moment aber noch nicht funktioniert. Mobile Teams sind wie überall bereits seit 27. Dezember unterwegs.

Saarland

Ministerpräsident Tobias Hans hat die drei saarländischen Impfzentren am 28. Dezember eröffnet. Termine konnten sogar schon seit dem 24. Dezember vereinbart werden - und zwar über ein eigenes Buchungsportal oder über die landeseigene Hotline unter den Nummern: 0681-501 4422 und 0800-9991599. Bei der Terminvereinbarung können die Saarländer nach Auskunft der Landesregierung frei wählen, welches der drei Impfzentren sie aufsuchen wollen.

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Sachsen

Die 13 Impfzentren in Sachsen starten ihren Betrieb in den ersten Wochen des Jahres 2021. Mobile Teams sind bereits in Pflegeeinrichtungen und Krankenhäusern unterwegs. Pro Landkreis und kreisfreier Stadt gibt es jeweils ein mobiles Team und ein Impfzentrum. Die Terminvergabe in Sachsen soll laut Webseite der Regierung über "eine zentrale Hotline oder online" erfolgen. Details dazu werden demnächst veröffentlicht. Das Land hat für allgemeine Fragen eine Corona-Hotline eingerichtet: 0800-100 0214.

Sachsen-Anhalt

Das Land machte zu Beginn der bundesweiten Impfkampagne Schlagzeilen, weil in Sachsen-Anhalt die ersten Menschen in einem Altersheim in Halberstadt bereits am 26. Dezember geimpft wurden - einen Tag vor dem offiziellen Start in den anderen Bundesländern. Seitdem haben mobile Teams weitere Pflegeheime und Krankenhäuser besucht. Insgesamt 14 Impfzentren gibt es. Wann sie öffnen, wie Berechtigte benachrichtigt werden und wo man Termine vereinbaren kann, ist derzeit noch unklar - aktuelle Informationen gibt es auf der Webseite der Landesregierung.

Schleswig-Holstein

Voraussichtlich vom 4. Januar an sollen in dem nördlichen Bundesland die ersten 15 von insgesamt 29 Zentren mit dem Impfen beginnen. Zunächst werden sie von 13 bis 18 Uhr geöffnet sein. Die Öffnungszeiten werden nach Informationen der Landesregierung an die verfügbare Impfstoffmenge angepasst. Im Idealfall soll demnach ein Betrieb von täglich zehn Stunden an allen sieben Wochentagen (ausgenommen Feiertage) möglich sein. Termine werden wochenweise über ein landeseigenes Buchungsportal vergeben. Welches Impfzentrum sie aufsuchen wollen, können die Menschen bei der Buchung frei entscheiden. Für allgemeine Fragen zur Pandemie gibt es eine Hotline des Kieler Gesundheitsministeriums: 0431-79 70 00 01 .

Thüringen

Vorrang haben seit 27. Dezember in Thüringen die Bewohner von Alten- und Pflegeheimen, zehn mobile Impfteams sind dort bereits im Einsatz . Nach Informationen des Gesundheitsministeriums werden nun zudem 29 Impfzentren im Freistaat eingerichtet, die von 13. Januar an arbeiten. Jeder Landkreis und jede kreisfreie Stadt erhält mindestens ein Zentrum. Termine können auf der Webseite impfen-thueringen.de vereinbart werden, vom 4. Januar an auch unter der Telefonnummer 03643/4950490.

Mit Material von dpa.

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