Europäische Union:Plus bei Biontech, Probleme bei J&J

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Eine leere Ampulle des Impfstoffes von Biontech und Pfizer: Die beiden Konzerne liefern nun mehr von ihrem Mittel an die EU. (Foto: Christian Charisius/dpa)

Biontech und Pfizer liefern der EU mehr Covid-Impfstoff, bei Johnson & Johnson gibt es Zweifel an den Zusagen. Im EU-Parlament wird der Ruf nach einem Exportstopp lauter. Schließlich wurden 35 Millionen Impfdosen ausgeführt.

Von Björn Finke, Brüssel

Das Mainzer Unternehmen Biontech und sein US-Partner Pfizer können in den kommenden zwei Wochen vier Millionen Dosen Corona-Impfstoff zusätzlich an die EU liefern. Dies sei möglich, weil das Duo die Fertigungskapazitäten in Europa ausgebaut habe, teilte die EU-Kommission am Mittwoch mit. Die Behörde hat die Extra-Dosen reserviert; nun können EU-Regierungen ihren Anteil daran bei den Unternehmen kaufen. Zugleich bereitet aber der amerikanische Hersteller Johnson & Johnson (J&J) Sorgen.

Es wird erwartet, dass die Europäische Arzneimittel-Agentur EMA an diesem Donnerstag empfiehlt, das Vakzin von J&J zuzulassen. Die Lieferungen an die EU sollen im April beginnen, bis Ende Juni sollen 55 Millionen Dosen verteilt werden. Allerdings konnte J&J bislang keinen Lieferplan präsentieren. "Das erlaubt Fragezeichen", sagte ein EU-Vertreter. Das Unternehmen hat Brüssel gewarnt, dass es Probleme mit den komplizierten, mehrere Kontinente umspannenden Zulieferketten geben könnte. Diese Warnung sei eine Vorsichtsmaßnahme und bedeute nicht, dass die Zusagen in jedem Fall verfehlt würden, heißt es. Der Impfstoff von J&J muss praktischerweise nur einmal gespritzt werden; insgesamt soll der Konzern in diesem Jahr 200 Millionen Dosen für die EU produzieren.

Die EU exportiert im großen Stil Vakzine nach Großbritannien

Bereits im Januar hatte Astra Zeneca eingeräumt, im ersten Quartal bloß 40 statt der vereinbarten 90 Millionen Dosen Covid-Impfstoff liefern zu können. Dass es jetzt bei J&J ebenfalls Zweifel gebe, sei "eine große Enttäuschung", sagte der CDU-Europaabgeordnete Peter Liese. Der gesundheitspolitische Sprecher der christdemokratischen EVP-Fraktion forderte, dass Brüssel den Firmen "deutlich mehr Druck" machen müsse. Zudem kritisierte er, dass bislang nur die EU Impfstoff exportiere, nicht aber die USA und Großbritannien: "Ich glaube, man sollte auch ein totales Exportverbot für Impfstoffe aus der EU nicht ausschließen."

Insgesamt seien aus der EU mindestens 35 Millionen Dosen Covid-Impfstoff exportiert werden, heißt es aus dem Umfeld der EU-Kommission. Allein neun Millionen Dosen gingen demnach nach Großbritannien, vier nach Kanada, drei nach Mexiko und eine Million in die Vereinigten Staaten.

Ende Januar beschloss die Kommission, Exporte von Corona-Vakzinen aus der EU genehmigungspflichtig zu machen, um einen besseren Überblick zu erhalten. Hersteller müssen nun in dem EU-Staat, in dem sie fertigen, einen Ausfuhrantrag stellen. Der soll nur in dem Fall abgelehnt werden, dass die Exporte die Erfüllung der Lieferverpflichtungen in der EU gefährden. Bis zum 1. März wurden 174 Anträge bewilligt; 95 Prozent dieser Exporte stammen von Biontech und Pfizer. Dann wurde erstmals die Erlaubnis verweigert: Italien stoppte die Ausfuhr von 250700 Dosen des Astra-Zeneca-Vakzins nach Australien. Schließlich ist der britisch-schwedische Konzern in der EU im Rückstand. Trotzdem hatte er vor Einführung der Exportkontrolle Vakzine aus der EU nach Großbritannien geliefert, wie es in der Kommission heißt.

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