CDU-Parteitag in Karlsruhe:Seehofer schafft es nicht

Lesezeit: 3 min

Horst Seehofer beim CDU-Parteitag

Horst Seehofer bei seiner Rede in Karlsruhe - im Hintergrund das Videobild von Angela Merkel

(Foto: AFP)

Zwei, drei Versöhnungsgesten haben nicht gereicht. Merkel ist noch immer sauer auf CSU-Chef Seehofer. Und lässt ihn den Groll deutlich spüren.

Von Thorsten Denkler, Karlsruhe

Seehofer hätte gerne dieses Bild. Er mit der Kanzlerin. Und gemeinsam winken sie in die CDU-Parteitagshalle. Aber Merkel kommt nicht. Der Schlussapplaus schwillt schon gefährlich ab. Seehofer steht neben dem Rednerpult, winkt, wartet. Er dreht sich um zu ihr. Angela Merkel sitzt auf ihrem Platz. Sie macht Handzeichen, er möge bitte zurückkommen. Er macht Handzeichen, sie möge doch bitte, bitte vorkommen. Sie bleibt sitzen.

Erst als Julia Klöckner aufsteht und dann noch Reiner Haseloff. Und Guido Wolf bereits neben Seehofer auf der Bühne steht, glückselig lächelnd, da macht auch Merkel sich auf noch vorne. Jetzt, da ihre drei Wahlkämpfer aus Rheinland-Pfalz, Sachsen-Anhalt und Baden-Württemberg sich Seehofer erbarmen. Ein Gruppenbild mit CSU-Chef, das geht gerade noch.

Merkel ist sauer. Vor ein paar Wochen war sie selbst Gast auf dem CSU-Parteitag in München. Sie redete über Flüchtlinge. Seehofer hatte gehofft, sie würde irgendetwas Zustimmendes zu Begrenzungen oder gar Obergrenzen sagen. Das tat sie nicht. Nach ihrer Rede trat er noch mal ans Pult, und redete auf sie ein wie auf ein Schulmädchen, das partout nicht kapieren will, dass eins plus eins nun mal zwei ergibt. Den Blumenstrauß gab sie hernach so schnell wieder an einen Mitarbeiter ab, als hätten Dornen ihre Hände zerstochen.

"Das ist für meine Verhältnisse ein sehr freundlicher Empfang"

Jetzt also sein Gegenbesuch auf dem CDU-Parteitag in Karlsruhe. Schon die Ankunft in der Halle ist schwierig. Tagungspräsident Thomas Strobl kündigt Seehofer an wie den Unterbezirkschef einer Spartengewerkschaft. Der Applaus mau bis desinteressiert. Seehofer begrüßt auf der Bühne jeden mit Handschlag. Manche stehen auf dafür. Die meisten bleiben sitzen. Jetzt setzt auch er sich neben Merkel. Es ist still im Saal. Minutenlang. Bis Strobl ihm das Wort gibt.

Er geht ans Pult. "Das ist für meine Verhältnisse ein sehr freundlicher Empfang." Ein paar Lacher. Er versucht es mit Lob. Er habe gerade den Pressespiegel zum Parteitag in die Hand bekommen. "Das war ein Pressespiegel, wir er mir in meiner ganzen Karriere noch nie vergönnt war", sagt er. Er gratuliere zum Ablauf des Parteitages. Etwas mehr Applaus.

Okay, das läuft so heute nicht. Seehofer will auch gar nicht länger um den heißen Brei herumreden. Aber er will auch keine Konfrontation mehr. CDU und CSU hätten gemeinsame Grundüberzeugungen. So lese er auch die beiden Leitanträge zur Flüchtlingsfrage, die CSU und CDU beschlossen hätten. Die Menschen würden erwarten, dass CDU und CSU die Probleme gemeinsam lösen.

Drei Punkte hebt Seehofer hervor. Bayern hilft, Deutschland hilft. Er stellt das nicht in Frage. Die Beschlüsse von CDU und CSU seien da auf einer Linie. Haken dran. Integration muss sein, ist wichtig, wird kommen. CDU und CSU einig. Haken dran.

Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema